Ein herrenloser Koffer hat am Montagmorgen (22. September) zu einer mehrstündigen Räumung des Kölner Landgerichts an der Luxemburger Straße geführt. Der Vorfall löste einen Großeinsatz der Polizei aus, da am selben Tag zwei Prozesse unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen stattfanden. Spezialkräfte und Sprengstoffhunde waren vor Ort. Am frühen Nachmittag konnte Entwarnung gegeben werden, als sich der Besitzer des Gepäckstücks meldete.
Räumung und Sperrung am Morgen
Gegen 9 Uhr wurde ein alleinstehendes Gepäckstück im Foyer des Justizgebäudes entdeckt. Da zunächst kein Besitzer ausfindig gemacht werden konnte, entschieden die Sicherheitskräfte, das Gebäude vorsorglich zu evakuieren. Hunderte Mitarbeiter, Anwälte und Besucher mussten das Gerichtsgebäude verlassen und versammelten sich auf dem Vorplatz.
Die Polizei sperrte den betroffenen Bereich weiträumig ab. Der gesamte Saaltrakt wurde geräumt, was zur Folge hatte, dass alle angesetzten Gerichtsverhandlungen unterbrochen oder verschoben werden mussten. Der Betrieb am Landgericht kam für mehrere Stunden vollständig zum Erliegen.
Hintergrund: Hohe Sicherheitsstufe wegen Drogenprozessen
Der Fund des Koffers fiel auf einen Tag, an dem die Sicherheitsmaßnahmen im Gericht ohnehin stark erhöht waren. Grund dafür waren zwei parallel stattfindende Prozesse im Zusammenhang mit dem sogenannten „Kölner Drogenkrieg“. Für diese Verhandlungen wurden ein wichtiger Kronzeuge sowie ein Angeklagter unter strengsten Vorkehrungen per Hubschrauber zum Gericht geflogen. Diese besondere Sicherheitslage führte dazu, dass die Behörden den herrenlosen Koffer mit höchster Priorität behandelten.
Spezialkräfte der Polizei im Einsatz
Nachdem erste öffentliche Ausrufe nach dem Besitzer des Koffers erfolglos blieben, forderte die Einsatzleitung Spezialkräfte an. Zunächst wurden Sprengstoffspürhunde zum Justizzentrum beordert, die gegen 11 Uhr eintrafen. Ihr Einsatz brachte jedoch keine eindeutigen Ergebnisse.
Ein Polizeisprecher erklärte später, der Einsatz der Hunde sei nicht „zielführend“ gewesen. Aufgrund der unklaren Lage wurden daraufhin Entschärfer des Landeskriminalamtes (LKA) hinzugezogen. Diese Spezialisten sind für die Untersuchung und Entschärfung verdächtiger Gegenstände ausgebildet.
Untersuchung mit Röntgentechnik
Die Experten des LKA setzten ein mobiles Röntgengerät ein, um den Inhalt des Koffers zu untersuchen, ohne ihn öffnen zu müssen. Die angefertigten Bilder wurden anschließend sorgfältig ausgewertet. Während dieser Zeit blieb die Sperrung des Gebäudes bestehen. Die Ungewissheit über die Ursache des Alarms dauerte mehrere Stunden an und sorgte für erhebliche Störungen im Justizbetrieb.
Ablauf des Einsatzes am Landgericht
- ca. 9:00 Uhr: Ein herrenloser Koffer wird im Foyer gefunden. Das Gebäude wird geräumt.
- ca. 10:15 Uhr: Gerichtsbedienstete dürfen Teile des Gebäudes wieder betreten, der Saaltrakt bleibt gesperrt.
- ca. 11:00 Uhr: Sprengstoffspürhunde treffen ein und untersuchen das Gepäckstück.
- ca. 12:00 Uhr: Entschärfer des LKA werden angefordert, da der Hundeeinsatz kein klares Ergebnis liefert.
- ca. 13:15 Uhr: Der Besitzer des Koffers meldet sich, der Einsatz wird beendet.
Auflösung am Mittag: Ein vergessener Koffer
Gegen 13:15 Uhr kam die überraschende und erleichternde Wende. Der Besitzer des Koffers tauchte am Gerichtsgebäude auf, um sein Gepäck abzuholen. Es handelte sich um einen Mann, der am Morgen einen Gerichtstermin wahrgenommen hatte.
Nach ersten Informationen hatte der Mann nach seinem Termin ein Telefongespräch mit seiner Frau geführt, bei dem es zu einem Streit kam. In der Hektik und dem Stress des Gesprächs vergaß er seinen Koffer im Eingangsbereich des Gerichts. Er bemerkte sein Versehen erst später und kehrte zurück.
Nach der Überprüfung des Koffers durch den Besitzer konnte die Polizei bestätigen, dass sich darin lediglich Kleidung und persönliche Gegenstände befanden. Eine Gefahr bestand zu keinem Zeitpunkt.
Normalisierung des Gerichtsbetriebs
Nachdem die Situation geklärt war, gab die Polizei vollständig Entwarnung. Die Sperrungen rund um das Justizgebäude wurden aufgehoben und der Betrieb am Landgericht konnte langsam wieder aufgenommen werden. Viele der für den Vormittag angesetzten Verhandlungen mussten jedoch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Ob der Vorfall für den Besitzer des Koffers Konsequenzen haben wird, etwa in Form einer Kostenübernahme für den Großeinsatz, war zunächst unklar. Solche Einsätze verursachen erhebliche Kosten für Personal und Material. Die Polizei prüft in solchen Fällen routinemäßig, ob eine fahrlässige Verursachung vorliegt.
Der Zwischenfall zeigt, wie sensibel die Sicherheitsbehörden auf potenzielle Gefahren reagieren, insbesondere an Orten wie Gerichten und an Tagen mit bereits erhöhter Sicherheitsstufe. Die schnelle und professionelle Reaktion der Einsatzkräfte trug dazu bei, die Lage kontrolliert zu halten, auch wenn sich die Ursache letztlich als harmlos herausstellte.




