Am Samstagnachmittag kam es in der Kölner Innenstadt zu einem Aufeinandertreffen von Abtreibungsgegnern und Gegendemonstranten. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, um die beiden Lager zu trennen und die Versammlungsfreiheit zu gewährleisten. Dabei mussten die Beamten eingreifen, um Blockadeversuche aufzulösen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Köln fand der „Marsch für das Leben“ von Abtreibungsgegnern statt, organisiert vom Bundesverband Lebensrecht.
- Gleichzeitig organisierte das „Bündnis Pro Choice“ eine Gegendemonstration für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung.
- Die Polizei musste Blockaden von Gegendemonstranten auflösen, damit der Marsch fortgesetzt werden konnte.
- Trotz der angespannten Lage und Verkehrsbehinderungen am Neumarkt blieb die Situation laut Polizei weitgehend friedlich.
Spannungen am Kölner Neumarkt
Der Kölner Neumarkt wurde am Samstag, dem 20. September 2025, zum Schauplatz zweier gegensätzlicher Weltanschauungen. Der sogenannte „Marsch für das Leben“, eine Demonstration von Abtreibungsgegnern, traf auf lautstarken Gegenprotest. Die Veranstaltung, die ursprünglich für 13:00 Uhr geplant war, begann mit erheblicher Verspätung erst gegen 14:30 Uhr.
Schon kurz nach dem Start des Marsches kam es zu ersten Störungen. Gegendemonstranten versuchten, den Demonstrationszug durch Blockaden aufzuhalten. Ein Polizeisprecher bestätigte die Vorfälle: „Einsatzkräfte haben den Weg wieder frei gemacht und die Demonstration konnte weiterlaufen.“
Kontext: Versammlungsfreiheit
Das Recht auf Versammlungsfreiheit ist in Artikel 8 des deutschen Grundgesetzes verankert. Die Polizei hat die Aufgabe, dieses Recht für alle angemeldeten Versammlungen zu schützen, auch wenn diese inhaltlich konträr sind. Ihre Hauptaufgabe ist es, Zusammenstöße zu verhindern und einen sicheren Ablauf zu gewährleisten.
Die Position der Abtreibungsgegner
Organisiert wurde der „Marsch für das Leben“ wie in den Vorjahren vom Bundesverband Lebensrecht. Dieser Verband ist ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen, die sich gegen Schwangerschaftsabbrüche einsetzen. Das Ziel der Veranstaltung sei es, auf die „universelle Menschenwürde“ aufmerksam zu machen.
In einer Erklärung im Vorfeld betonten die Veranstalter, dass diese Würde „jedem Menschen von seiner Entstehung an zusteht – unabhängig von Alter, Herkunft, Zustand, Autonomie oder gesellschaftlicher Anerkennung“.
Gegenprotest für Selbstbestimmung
Zeitgleich und in direkter Nähe formierte sich der Gegenprotest unter dem Motto „Pro Choice“. Das „Bündnis Pro Choice“, ein Zusammenschluss aus antifaschistischen und feministischen Gruppen, hatte zur Gegendemonstration aufgerufen. Sie sehen im „Marsch für das Leben“ mehr als nur eine Meinungsäußerung zum Thema Abtreibung.
„Der Marsch ist ein Sammelbecken reaktionärer Kräfte, die das Selbstbestimmungsrecht von uns Frauen und Queers einschränken wollen“, erklärte eine Sprecherin des Bündnisses in einem Social-Media-Beitrag.
Das Bündnis rief daher zum Protest für „echte, körperliche und sexuelle Selbstbestimmung“ auf. Auf Transparenten der Gegendemonstranten waren Slogans wie „Wir sind keine Maschinen der Reproduktion“ zu lesen.
Zahlen und Fakten zum Thema
- Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland: Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2023 rund 106.000 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet.
- Rechtliche Grundlage: Ein Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland nach § 218 des Strafgesetzbuches grundsätzlich rechtswidrig, bleibt aber unter bestimmten Bedingungen (z. B. nach einer Beratung und innerhalb der ersten zwölf Wochen) straffrei.
Polizeistrategie und Verkehrsbeeinträchtigungen
Die Kölner Polizei hatte bereits im Vorfeld eine starke Präsenz angekündigt, um die Sicherheit aller Teilnehmenden zu gewährleisten und ein Aufeinandertreffen der Gruppen zu verhindern. Die Strategie war darauf ausgelegt, die beiden Demonstrationszüge räumlich voneinander getrennt zu halten.
Konsequentes Vorgehen gegen Störer
In einer Mitteilung vor der Veranstaltung machte die Polizei deutlich, wie sie auf Störungen reagieren würde. „Konsequent werden die Beamtinnen und Beamten gegen Störer vorgehen, die versuchen, die Meinungs- und Versammlungsfreiheit für die Ausübung von Straftaten zu missbrauchen“, hieß es darin. Dieses Vorgehen wurde bei den Blockadeversuchen sichtbar, die schnell unterbunden wurden.
Durch die hohe Teilnehmerzahl auf beiden Seiten und die notwendigen Absperrungen kam es rund um den Neumarkt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Davon war sowohl der Individualverkehr als auch der öffentliche Nahverkehr betroffen. Die Polizei sperrte fortlaufend Straßen und Kreuzungen, um die Demonstrationsrouten zu sichern.
Trotz der angespannten Atmosphäre und der direkten Konfrontation zu Beginn zog die Polizei am späten Nachmittag eine überwiegend positive Bilanz. Abgesehen von den anfänglichen Blockaden sei die Lage insgesamt friedlich geblieben.




