In Köln-Dellbrück hat die Polizei bei einem Bürgerdialog die Fakten zur jüngsten Jugendkriminalität klargestellt. Anders als in Gerüchten verbreitet, ist eine kleine Gruppe von elf Jugendlichen für die Vorfälle verantwortlich, nicht 40. Die Behörden haben bereits Maßnahmen ergriffen und kündigen weitere Konsequenzen an, warnen aber gleichzeitig eindringlich vor Selbstjustiz.
Wichtige Erkenntnisse
- Eine Gruppe von elf Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren ist für Straftaten in Dellbrück verantwortlich.
- Die Polizei hat die Täter identifiziert und erste Maßnahmen wie Schulbesuche und die Einziehung von Handys umgesetzt.
- Die Staatsanwaltschaft wird Auflagen wie Kontaktverbote oder Anti-Aggressions-Trainings verhängen.
- Die Polizei warnt die Bürger ausdrücklich davor, selbst einzugreifen, und bittet stattdessen um sofortige Meldung und Dokumentation.
- Die Polizeipräsenz in Dellbrück wird vorerst nicht reduziert.
Klarstellung der Fakten durch die Kriminalpolizei
Während eines Bürgergesprächs, das vom Dellbrücker Bürgerverein initiiert wurde, sah sich Bernd Reuther, Leiter des Kriminalkommissariats 43, gezwungen, eine wichtige Zahl zu korrigieren. "Tatsächlich sprechen wir von elf Personen", erklärte Reuther. Damit trat er Gerüchten entgegen, die von einer Gruppe von bis zu 40 Jugendlichen sprachen.
Die elf identifizierten Kinder und Jugendlichen sind zwischen 12 und 15 Jahre alt und wohnen in Dellbrück oder dem benachbarten Stadtteil Holweide. Seit Mitte des vergangenen Jahres fielen sie durch gefährliche Aktionen auf, die sie selbst als "Spaß" bezeichneten, die aber weit darüber hinausgingen.
Zu den Taten gehörten das Anzünden von Propangasflaschen und Steinwürfe auf Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Reuther betonte, dass der Eindruck einer größeren Gruppe entstand, weil die Täter ihre Handlungen oft vor einem Publikum von Gleichaltrigen inszenierten. Dies führte zu einer verzerrten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
Keine Intensivtäter
Bernd Reuther, der auch die Fachdienststelle Jugendkriminalität leitet, stellte klar, dass es sich bei den elf Jugendlichen nicht um sogenannte Intensivtäter handelt. Dieses Phänomen beschreibt eine andere, schwerwiegendere Form der Jugendkriminalität, bei der junge Menschen wiederholt schwere Straftaten begehen. Die Situation in Dellbrück wird von den Behörden anders eingestuft.
Maßnahmen der Polizei und juristische Konsequenzen
Die Polizei hat bereits eine Reihe von Schritten unternommen, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Ein zentraler Ansatz war die Prävention. Beamte besuchten gezielt Schulen, um mit Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Das Ziel war, ihnen zu verdeutlichen, dass sie den Tätern kein Publikum bieten sollten.
"Das hat bereits einen ersten Effekt gebracht", berichtete Reuther über die Schulbesuche. Die Reduzierung des Publikums nahm den Tätern eine wichtige Motivation für ihr Handeln.
Zusätzlich wurden bei den identifizierten Jugendlichen Mobiltelefone eingezogen, um die Kommunikation und Planung weiterer Taten zu erschweren. Die Polizei nahm auch Kontakt zu den Erziehungsberechtigten auf. Laut Reuther stammen einige der betroffenen Kinder und Jugendlichen aus schwierigen familiären Verhältnissen.
Strafrechtliche Auflagen folgen
Die polizeilichen Maßnahmen werden nun durch juristische Konsequenzen ergänzt. Reuther kündigte "eine Reaktion der Staatsanwaltschaft" an. Im Jugendstrafrecht stehen erzieherische Maßnahmen im Vordergrund. Mögliche Auflagen umfassen:
- Kontaktverbot: Den Jugendlichen kann untersagt werden, sich mit bestimmten Personen aus der Gruppe zu treffen.
- Anti-Aggressions-Training: In speziellen Kursen sollen die Jugendlichen lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen.
- Sozialstunden: Ableistung von gemeinnütziger Arbeit.
Sollten diese Auflagen nicht eingehalten werden, droht als letzte Konsequenz der Jugendarrest. "Ich kann nicht mehr hingehen, wo ich möchte, mein Handy ist weg, kein Fernseher, nichts. Das beeindruckt die meisten", erklärte Reuther die einschneidende Wirkung dieser Maßnahme.
Dialog mit den Bürgern: Sorgen und Appelle
Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger äußerten während des Gesprächs ihre Sorgen. Ein wiederkehrender Punkt war der Mangel an Freizeitangeboten für junge Menschen im Stadtteil. Gleichzeitig bestätigten viele, dass die Lage in Dellbrück in jüngster Zeit spürbar ruhiger geworden sei.
Eine besorgte Anwohnerin fragte, ob die Polizeipräsenz nun reduziert werde. Stefan Bauerkamp, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion 5, konnte sie beruhigen. Er erklärte, dass die Einsatzkräfte zwar dorthin verlagert werden, wo neue Schwerpunkte entstehen, dies sei für Dellbrück aber derzeit nicht geplant.
Polizeipräsenz bleibt bestehen
Stefan Bauerkamp versicherte den Anwohnern, dass die Polizei weiterhin in Dellbrück präsent sein wird. Eine Verlagerung von Einsatzkräften erfolge nur, wenn an anderer Stelle ein dringenderer "Schwerpunkt zu bedienen" sei, was aktuell nicht der Fall ist.
Eindringliche Warnung vor Selbstjustiz
Ein zentrales Anliegen von Bauerkamp war die Warnung vor eigenmächtigem Handeln. Er appellierte eindringlich an die Bevölkerung, nicht selbst einzugreifen. "Rufen Sie uns an, beobachten Sie die Situation, schildern Sie, was Sie sehen", so sein klarer Aufruf. Selbstjustiz sei nicht nur gefährlich, sondern auch strafbar und behindere die professionelle Arbeit der Polizei.
Stattdessen sollten Zeugen die Notrufnummer 110 wählen. Bauerkamp ermutigte die Bürger auch, Beobachtungen zu dokumentieren. "Wenn möglich, filmen Sie die Situation oder machen Fotos." Solches Material sei für die Ermittler wertvoll, um beispielsweise Bewegungsmuster von Gruppen zu analysieren.
Er stellte jedoch klar: "Solange die Fotos nicht ins Netz gestellt, sondern der Polizei zur Verfügung gestellt werden, gebe es keine rechtlichen Hürden." Die Weitergabe an die Ermittlungsbehörden ist erlaubt, eine Veröffentlichung im Internet kann jedoch Persönlichkeitsrechte verletzen.
Der direkte Draht zur Polizei vor Ort
Abschließend wurde auf die Bedeutung der Bezirksbeamten als direkte Ansprechpartner im Veedel hingewiesen. Einer von ihnen, Sascha Schäfer, war bei der Veranstaltung anwesend. Er und seine Kollegen sind das Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizeiinspektion.
Schäfer lud die Bürgerinnen und Bürger ein, die regelmäßige Sprechstunde zu nutzen, um Beobachtungen zu melden oder Sorgen zu besprechen. Dies helfe der Polizei, frühzeitig auf neue Entwicklungen reagieren zu können und das Sicherheitsgefühl im Stadtteil zu stärken.
- Was: Bürgersprechstunde der Polizei
- Wann: Jeden Donnerstag von 13:00 bis 15:00 Uhr
- Wo: In den Räumlichkeiten an der Bergisch Gladbacher Straße 835a in Dellbrück
Die Veranstaltung endete mit dem Konsens, dass der offene Dialog zwischen Polizei und Bürgern der Schlüssel zur Lösung von Problemen und zur Stärkung des Vertrauens in die Sicherheitsbehörden ist.




