Am Landgericht Köln hat am Montag der Prozess gegen eine 24-jährige Frau begonnen, die an einem sogenannten Enkeltrick beteiligt gewesen sein soll. Laut Anklage hat sie eine 93-jährige Seniorin um Goldmünzen im Wert von über 300.000 Euro betrogen, indem sie sich als deren Enkelin ausgab und eine Notlage aufgrund einer angeblichen Corona-Erkrankung vortäuschte.
Wichtige Fakten zum Fall
- Eine 24-jährige Frau steht in Köln vor Gericht.
- Vorwurf: Beteiligung an einem Enkeltrick-Betrug.
- Opfer: Eine 93-jährige Seniorin aus Köln.
- Beute: Goldmünzen im geschätzten Wert von über 300.000 Euro.
- Masche: Täter gaben vor, die Enkelin zu sein und dringend Geld für eine Corona-Behandlung zu benötigen.
Prozessauftakt am Kölner Landgericht
Der Fall, der seit Montag, dem 22. September, vor dem Kölner Landgericht verhandelt wird, zeigt die besondere Dreistigkeit, mit der Betrüger vorgehen. Die Staatsanwaltschaft wirft der 24-jährigen Angeklagten schweren Betrug vor. Sie soll eine entscheidende Rolle bei der Abholung der Beute gespielt haben.
Der Vorfall ereignete sich bereits im Juni des Vorjahres. Die Ermittlungen führten schließlich zur Identifizierung der jungen Frau, die nun die Konsequenzen ihres mutmaßlichen Handelns tragen muss. Der Prozess ist zunächst für mehrere Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil wird Anfang Oktober erwartet.
Die perfide Masche der Täter
Die Betrugsmasche nutzte gezielt die Ängste, die während der Corona-Pandemie weit verbreitet waren. Laut Anklageschrift erhielt die 93-jährige Geschädigte einen Anruf von bislang unbekannten Hintermännern. Am Telefon gab sich eine Person als ihre Enkelin aus.
Die Anrufer schilderten eine dramatische Geschichte: Die Enkelin und ihre Eltern seien schwer an Corona erkrankt. Sie behaupteten, es gäbe lebenswichtige Spritzen, die jedoch sofort bezahlt werden müssten. Zunächst forderten die Betrüger eine Summe von 120.000 Euro für die angebliche Behandlung.
Von Bargeld zu Goldmünzen
Die Seniorin, in Sorge um ihre Familie, erklärte, nicht über eine so hohe Summe an Bargeld zu verfügen. Stattdessen bot sie an, mit wertvollen Goldmünzen aus ihrem Besitz zu helfen. Die Täter gingen auf dieses Angebot sofort ein.
Kurze Zeit später erschien die 24-jährige Angeklagte persönlich an der Wohnungstür der Seniorin. Sie gab sich als Abholerin aus und nahm die Goldmünzen entgegen. Der Wert der Münzsammlung wurde später von Experten auf über 300.000 Euro geschätzt – mehr als das Doppelte der ursprünglich geforderten Summe.
Enorme Wertsteigerung
Die Täter forderten ursprünglich 120.000 Euro. Durch die Übergabe der Goldmünzen erbeuteten sie jedoch einen Wert von über 300.000 Euro. Dies zeigt, dass Opfer oft nicht den genauen Marktwert ihrer Edelmetalle kennen, was von den Betrügern ausgenutzt wird.
Hintergründe zum „Enkeltrick“
Der sogenannte Enkeltrick ist eine seit Jahren bekannte Betrugsform, die immer wieder an aktuelle Gegebenheiten angepasst wird. Die Täter nutzen dabei gezielt die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft älterer Menschen aus.
Wie der Enkeltrick funktioniert
Die Täter rufen meist bei älteren Menschen an, deren Vornamen auf ein höheres Alter schließen lassen. Sie geben sich als Verwandte (Enkel, Nichten, Neffen) oder gute Bekannte aus und täuschen eine akute finanzielle Notlage vor. Gründe können ein Autounfall, ein Immobilienkauf oder, wie in diesem Fall, ein medizinischer Notfall sein. Durch psychologischen Druck und das Erzeugen von Zeitnot bringen sie ihre Opfer dazu, hohe Geldsummen oder Wertsachen zu übergeben.
Polizei warnt vor neuen Varianten
Die Polizei warnt regelmäßig vor den vielfältigen Methoden der Betrüger. Neben dem klassischen Enkeltrick gibt es zahlreiche Abwandlungen:
- Falsche Polizeibeamte: Täter geben sich als Polizisten aus und behaupten, das Geld oder die Wertsachen des Opfers seien zu Hause nicht sicher.
- Schockanrufe: Anrufer melden einen schweren Unfall eines nahen Angehörigen und fordern eine Kaution, um eine angebliche Haftstrafe abzuwenden.
- Gewinnversprechen: Opfern wird ein hoher Gewinn versprochen, für dessen Auszahlung sie jedoch vorab eine „Gebühr“ entrichten müssen.
Experten betonen, dass Täter oft aus dem Ausland agieren und Callcenter betreiben. Die Abholer vor Ort, wie mutmaßlich die Angeklagte in diesem Fall, sind meist nur kleine Glieder in einer großen kriminellen Kette.
Prävention: Wie man sich schützen kann
Behörden und Verbraucherschutzorganisationen geben klare Empfehlungen, um nicht Opfer solcher Betrugsmaschen zu werden. Die wichtigste Regel lautet: Seien Sie misstrauisch bei Anrufen von Unbekannten, die Geld fordern.
„Legen Sie bei verdächtigen Anrufen sofort auf. Kontaktieren Sie anschließend selbstständig Ihre Verwandten unter den Ihnen bekannten Nummern, um die Geschichte zu überprüfen. Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an fremde Personen.“ - Empfehlung der Kriminalpolizei
Konkrete Schutzmaßnahmen
- Niemals unter Druck setzen lassen: Betrüger erzeugen gezielt Zeitdruck. Nehmen Sie sich immer Zeit, um die Situation zu bewerten.
- Rücksprache halten: Sprechen Sie mit Familienmitgliedern oder Vertrauenspersonen über den Anruf, bevor Sie handeln.
- Keine persönlichen Informationen preisgeben: Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihren finanziellen Verhältnissen preis.
- Polizei informieren: Melden Sie jeden Betrugsversuch umgehend der Polizei über die Notrufnummer 110.
Der aktuelle Fall vor dem Kölner Landgericht unterstreicht die Notwendigkeit, ältere Angehörige und Bekannte für diese Gefahren zu sensibilisieren. Ein offenes Gespräch kann helfen, zukünftige Taten zu verhindern und potenzielle Opfer zu schützen.
Der Prozess wird in den kommenden Wochen fortgesetzt. Die Öffentlichkeit erwartet mit Spannung, ob die Angeklagte sich zu den Vorwürfen äußern und ob weitere Hintermänner der Bande identifiziert werden können.




