Das Landgericht Köln hat drei Männer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Verurteilten spielten eine zentrale Rolle in den Ereignissen um den sogenannten „Kölner Drogenkrieg“, der durch den Raub von 350 Kilogramm Marihuana im Juni 2024 ausgelöst wurde. Die Urteile markieren einen wichtigen Punkt in der juristischen Aufarbeitung einer Serie von Gewalttaten, die die Stadt erschütterten.
Wichtige Erkenntnisse
- Drei Männer wurden zu Haftstrafen von sechs, sieben und siebeneinhalb Jahren verurteilt.
- Auslöser der Gewalt war der Raub von 350 Kilogramm Marihuana im Juni 2024.
- Ein 22-jähriger Angeklagter gab den entscheidenden Tipp für den Drogenraub.
- Die darauffolgende Gewalteskalation umfasste Geiselnahmen und Sprengstoffexplosionen.
Urteile gegen Mitglieder einer Drogenbande
Das Kölner Landgericht hat am Montag, den 22. September 2025, sein Urteil in einem bedeutenden Prozess um organisierte Drogenkriminalität gesprochen. Drei Männer im Alter von 22 und 25 Jahren wurden wegen ihrer Beteiligung an den Machenschaften einer kriminellen Bande aus Köln-Kalk schuldig gesprochen. Die verhängten Strafen spiegeln die unterschiedliche Tatbeteiligung der Angeklagten wider.
Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Männer Teil einer Struktur waren, die im Juni 2024 eine Drogenlieferung von rund 700 Kilogramm Marihuana organisierte. Die anschließende gewaltsame Auseinandersetzung um die Beute führte zu einer Eskalation der Gewalt im kriminellen Milieu der Stadt.
Die einzelnen Strafmaße im Detail
Der älteste Angeklagte, ein 25-jähriger Mann, erhielt die höchste Strafe von siebeneinhalb Jahren Freiheitsentzug. Das Gericht begründete dies mit seiner festen Einbindung in die Bandenstruktur und erheblichen Vorstrafen. Er stand zum Tatzeitpunkt bereits unter Bewährung, was sich strafverschärfend auswirkte. Er wurde der Beihilfe zum bandenmäßigen Handel mit Cannabis für schuldig befunden.
Ein 22-jähriger Angeklagter wurde zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt. Bei ihm berücksichtigte das Gericht einen außergewöhnlichen Umstand strafmildernd: Nach dem Raub wurde er selbst zum Opfer. Auf Befehl des Bandenchefs wurde er von extra angeheuerten Männern aus den Niederlanden brutal misshandelt, um Informationen über den Verbleib der Drogen zu erpressen.
Die Urteile auf einen Blick
- 25-Jähriger: 7,5 Jahre Haft (Beihilfe zum Drogenhandel, Vorstrafen)
- 22-Jähriger (Tippgeber): 7 Jahre Haft (Anstiftung zum Raub)
- 22-Jähriger (Misshandlungsopfer): 6 Jahre Haft (strafmildernde Umstände)
Der entscheidende Tipp und seine Folgen
Die zentrale Figur für den Auslöser des Konflikts war laut Gericht der zweite 22-jährige Angeklagte. Er wurde zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt. Nach Überzeugung der Kammer gab er den entscheidenden Hinweis an die Gruppe, die später den bewaffneten Überfall auf den Drogentransport durchführte und 350 Kilogramm Marihuana erbeutete.
Das Gericht berücksichtigte bei seinem Urteil, dass die Tat ausschließlich im kriminellen Milieu stattfand. Der Vorsitzende Richter machte in seiner Urteilsbegründung deutlich, dass dies die Schwere der Tat zwar nicht mindere, aber anders zu bewerten sei als ein Überfall auf unbeteiligte Bürger.
„Das ist was andres, als wenn unbescholtene Bürger überfallen werden“, erklärte der Vorsitzende Richter während der Urteilsbegründung. Diese Aussage unterstreicht die interne Natur des Konflikts, der jedoch weitreichende Folgen hatte.
Eine Gewaltspirale in Köln
Der Raub der Drogen im Juni 2024 war laut den Ermittlungsbehörden der Startschuss für den sogenannten „Kölner Drogenkrieg“. Die Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Gruppen eskalierten schnell und führten zu einer Reihe schwerer Straftaten, die die Öffentlichkeit beunruhigten.
Zu den Folgen gehörten zwei brutale Geiselnahmen, bei denen die Opfer schwer misshandelt wurden. Darüber hinaus kam es im Stadtgebiet zu mehreren Sprengstoffexplosionen, die als Machtdemonstration und Einschüchterungsversuche innerhalb der Szene gewertet werden. Diese Taten sind Gegenstand separater Ermittlungen und Gerichtsverfahren.
Hintergrund: Der „Kölner Drogenkrieg“
Der Begriff beschreibt eine Serie von gewalttätigen Auseinandersetzungen im Kölner Drogenmilieu, die im Sommer 2024 begannen. Nach dem Raub einer großen Marihuana-Lieferung kämpften rivalisierende Gruppen um Macht und die Kontrolle über den Drogenmarkt. Die Ermittlungen der Polizei zu den Hintermännern und weiteren Beteiligten dauern an.
Verzögerung der Urteilsverkündung durch herrenlosen Koffer
Die Verkündung der Urteile am Landgericht Köln verzögerte sich am Montag um fast fünf Stunden. Grund war der Fund eines herrenlosen Koffers im Foyer des Justizgebäudes. Als Vorsichtsmaßnahme wurden die Sitzungssäle im Strafrechtsbereich des Gerichts geräumt und alle Verhandlungen unterbrochen.
Am frühen Nachmittag gab es jedoch Entwarnung. Der Besitzer des Koffers meldete sich bei den Behörden. Ein Sprecher des Landgerichts teilte mit, der Mann habe den Koffer am Morgen schlicht im Foyer vergessen und den Verlust erst später bemerkt. Nach der Klärung des Sachverhalts konnte der Gerichtsbetrieb wieder aufgenommen und das Urteil verkündet werden.




