Das Film Festival Cologne (FFCGN) steht vor erheblichen Herausforderungen. Kurz vor dem Start am 9. Oktober wurde bekannt, dass die öffentlichen Fördergelder um rund 15 Prozent gekürzt wurden. Gleichzeitig erneuern ehemalige Mitarbeiter in einer neuen Dokumentation schwere Vorwürfe gegen die Festivalleitung.
Trotz der finanziellen Engpässe und der internen Unruhen soll das Festival vom 9. bis 16. Oktober stattfinden. Die Organisatoren haben bereits Sparmaßnahmen angekündigt, um die Qualität des Programms zu sichern.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Budget des Film Festival Cologne wurde von 1,05 Millionen Euro auf 890.000 Euro gekürzt, was einem Minus von etwa 15 Prozent entspricht.
- Hauptgrund ist die Reduzierung der Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen um 200.000 Euro.
- Eine neue Dokumentation des Deutschlandfunks thematisiert erneut Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen Festivalleiterin Martina Richter.
- Das Festival führt neue Diversity-Richtlinien und ein Awareness-Team ein, um ein respektvolles Miteinander zu gewährleisten.
Finanzielle Kürzungen belasten das Festival
Das Film Festival Cologne muss in diesem Jahr mit deutlich weniger Geld auskommen. Die Gesamtförderung durch das Land NRW, die Film- und Medienstiftung NRW und die Stadt Köln beläuft sich auf 890.000 Euro. Im Vorjahr standen dem Festival noch 1,05 Millionen Euro zur Verfügung.
Dieser Rückgang von 160.000 Euro ist hauptsächlich auf die Entscheidung des Landes Nordrhein-Westfalen zurückzuführen. Ein Sprecher des Landes begründete die Kürzung von 650.000 Euro auf 450.000 Euro mit notwendigen „Einsparungen im Landesetat“.
Zahlen im Überblick
- Gesamtförderung 2025: 890.000 Euro
- Gesamtförderung 2024: 1.050.000 Euro
- Rückgang: 160.000 Euro (-15,2 %)
- Landesförderung NRW: von 650.000 auf 450.000 Euro gekürzt
Sparmaßnahmen und ihre Folgen
Festivalleiterin Martina Richter bezeichnete die Situation als eine „erhebliche Herausforderung“. Um die Kürzungen aufzufangen, plant die Organisation gezielte Einsparungen. Laut Richter wird auf „kostenintensive Druckwerke und Anzeigenschaltungen“ verzichtet.
Auch das Veranstaltungskonzept wird angepasst. Größere Empfänge sollen reduziert werden, und die Verleihung der Film Festival Cologne Awards findet nicht mehr im Kölner E-Werk, sondern im kleineren Rahmen des Filmpalasts statt. Richter betonte jedoch, dass die „zentralen Alleinstellungsmerkmale“ wie die internationale Vielfalt des Programms erhalten bleiben sollen.
Alte und neue Vorwürfe gegen die Leitung
Parallel zu den finanziellen Schwierigkeiten sieht sich das Festival erneut mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Bereits im vergangenen Jahr hatten ehemalige und damals aktuelle Mitarbeiter Festivalleiterin Martina Richter Machtmissbrauch, Mobbing und die Schaffung eines „Klimas der Angst“ vorgeworfen.
Die Förderer reagierten damals und beauftragten eine Prüfung. Die Film- und Medienstiftung ließ eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Finanzen untersuchen. Das Ergebnis lautete, es hätten sich keine „belastbaren rechtlichen Anhaltspunkte für ein weiteres Vorgehen“ ergeben.
„Laut unserem Kenntnisstand konnten durch eine Vielzahl von Gesprächen, Workshops und moderierten Diskussionen die Probleme im Team aufgearbeitet und das Betriebsklima deutlich verbessert werden.“Sprecher des Landes NRW
Neue Dokumentation erneuert Kritik
Die Ruhe währte jedoch nicht lange. Eine kürzlich vom Deutschlandfunk veröffentlichte Dokumentation mit dem Titel „In der Grauzone – Machtmissbrauch im Kulturbetrieb“ bringt die Vorwürfe zurück in die Öffentlichkeit. Darin äußern sich ehemalige Mitarbeiter erstmals namentlich und wiederholen ihre Anschuldigungen.
Die Dokumentation thematisiert auch den Vorwurf möglicherweise falsch angegebener Besucherzahlen. So sollen in der Vergangenheit teils weniger als 20.000 Tickets verkauft, aber über 30.000 Besuche kommuniziert worden sein. Richter hatte diesen Vorwurf bereits zuvor zurückgewiesen.
Strukturelle Veränderungen und neue Richtlinien
Als Reaktion auf die Kritik der Vergangenheit hat das Festival Maßnahmen ergriffen. In Zusammenarbeit mit der Organisation Diversity Culture Cologne wurden neue Diversity-Guidelines entwickelt. Diese sollen sicherstellen, dass das FFCGN ein „Ort des respektvollen und inklusiven Miteinanders“ ist, so Richter.
Die Richtlinien verbieten jegliche Form der Ausgrenzung aufgrund von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Während der Festivaltage wird zudem ein spezielles Awareness-Team vor Ort sein, um die Einhaltung der Regeln zu überwachen und als Ansprechpartner zu dienen.
Unveränderte Trägerstruktur
Trotz der wiederkehrenden Diskussionen bleibt die Trägerstruktur des Festivals unverändert. Verantwortlich ist weiterhin die Cologne Conference GmbH, deren Geschäftsführerin Martina Richter ist. Pläne, das Festival in eine öffentliche Trägerschaft zu überführen, wurden bisher nicht umgesetzt. Laut dem Land NRW gibt es „aktuell keine konkreten Pläne“, dies schließe zukünftige Änderungen aber nicht aus.
Das Programm des Festivals 2025
Trotz der Turbulenzen hinter den Kulissen präsentiert das Film Festival Cologne ein vielfältiges internationales Programm. Gezeigt werden Produktionen aus Ländern wie Japan, den Philippinen, dem Iran, Nigeria und den USA.
Ein besonderer Fokus liegt auf Debütfilmen. Dazu gehört der Gewinner der Goldenen Kamera in Cannes, „Ein Kuchen für den Präsidenten“ von Hasan Hadi aus dem Irak. Auch Hollywood-Star Kristen Stewart stellt mit „The Chronology of Water“ ihren ersten Langfilm als Regisseurin vor.
Darüber hinaus sind Werke etablierter Filmemacher wie Paolo Sorrentino, Kelly Reichardt und der Dardenne-Brüder zu sehen. Aus dem Fernsehbereich wird unter anderem der neue Kölner „Tatort: Die Schöpfung“ gezeigt sowie die norwegische Serie „A Better Man“, eine Koproduktion mit ZDFneo.




