In Köln-Longerich steht eine bedeutende Veränderung bevor. Die evangelische Begegnungsgemeinde plant den Abriss ihrer Immanuelkirche aus dem Jahr 1963, um Platz für ein neues, modernes Quartier zu schaffen. Auf dem Grundstück an der Paul-Humburg-Straße sollen ein Mehrfamilienhaus mit 27 Wohnungen und ein innovatives Gebäude entstehen, das Kirche und Café vereint, die sogenannte „Cafédrale“.
Den Architektenwettbewerb für das Projekt hat das Kölner Büro Kaspar Kraemer Architekten gewonnen. Ihr Entwurf überzeugte die Jury durch ein offenes Konzept, das Begegnung und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig neuen Wohnraum schafft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Immanuelkirche in Köln-Longerich wird abgerissen.
- Geplant sind zwei Neubauten: ein reines Wohnhaus und eine „Cafédrale“ mit Wohnungen.
- Insgesamt entstehen 35 neue Wohnungen auf dem Kirchengrundstück.
- Der Siegerentwurf stammt vom Kölner Architekturbüro Kaspar Kraemer.
- Das Projekt legt Wert auf Nachhaltigkeit und die Schaffung von Begegnungsräumen.
Ein neues Konzept für Kirche und Nachbarschaft
Die evangelische Begegnungsgemeinde, die 2024 aus einer Fusion hervorging, hat sich intensiv mit der Zukunft ihres Standorts in Longerich beschäftigt. Anstatt das Areal aufzugeben, fiel die Entscheidung für eine Neugestaltung, die den Bedürfnissen des Stadtteils gerecht wird. Das Herzstück des Vorhabens ist die „Cafédrale Immanuel“.
Dieses Gebäude soll Spiritualität, Gastfreundschaft und das nachbarschaftliche Miteinander auf zeitgemäße Weise verbinden. Es wird einen Sakralraum, ein öffentliches Café mit Terrasse sowie acht Wohnungen in den oberen beiden Etagen beherbergen. Ein markanter Turm soll die kirchliche Funktion des Gebäudes unterstreichen.
Die Jury lobte den Entwurf als eine überzeugende Umsetzung der Idee, „Kirche als durchlässigen Begegnungsraum zu denken“. Das Projekt sei kein Rückzug aus dem Quartier, sondern setze ein positives Zeichen für die Zukunft.
Hintergrund: Die Begegnungsgemeinde
Die Evangelische Begegnungsgemeinde Köln-Nord entstand im Jahr 2024 durch den Zusammenschluss der Kirchengemeinden Mauenheim-Weidenpesch und Longerich. Der Name „Begegnung“ ist programmatisch und spiegelt sich nun auch in der architektonischen Vision für den Standort Longerich wider.
Architektur, die verbindet
Der Siegerentwurf von Kaspar Kraemer Architekten sieht zwei separate Gebäude vor, die durch einen zentralen, begrünten Platz miteinander verbunden sind. Dieser Platz soll als neuer Treffpunkt für die Anwohner dienen und eine offene Atmosphäre schaffen.
An der Stelle der heutigen Immanuelkirche und des Gemeindehauses wird ein Mehrfamilienhaus mit 27 Wohnungen errichtet. Das Gebäude wird drei Vollgeschosse und ein zusätzliches Staffelgeschoss umfassen. Nördlich davon, getrennt durch den neuen Hof, entsteht die „Cafédrale“.
Durchdachte Anordnung der Gebäude
Ein wesentlicher Punkt, der die Jury überzeugte, war die städtebauliche Anordnung. Der Entwurf schafft laut Juryurteil eine „Abfolge von attraktiven Höfen unterschiedlicher Prägung“. Neben dem zentralen Platz entsteht auch auf der anderen Seite der Café-Kirche ein Vorplatz, der das Gebäude zur Paul-Humburg-Straße hin öffnet.
Diese Offenheit war ein entscheidendes Kriterium im Wettbewerb. Sie sorgt dafür, dass das neue Quartier nicht als abgeschlossener Block wirkt, sondern sich harmonisch in die Umgebung einfügt und zur Interaktion einlädt.
Zahlen zum Projekt
- 2 Neubauten: Ein Mehrfamilienhaus und eine „Cafédrale“
- 35 Wohnungen: 27 im Wohnhaus, 8 in der „Cafédrale“
- 8 Architekturbüros: nahmen am Wettbewerb teil
- 1963: Baujahr der jetzigen Immanuelkirche
Nachhaltigkeit und Erhalt im Fokus
Das Bauvorhaben legt einen besonderen Schwerpunkt auf ökologische Aspekte. Alle Neubauten werden mit großflächigen Photovoltaik-Modulen auf den Dächern ausgestattet, um einen Teil des Energiebedarfs vor Ort zu decken. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit des neuen Quartiers.
Ein weiterer Aspekt ist das Recycling von Materialien der alten Kirche. Geplant ist, Teile des Abbruchmaterials im Neubau wiederzuverwenden. Dazu gehören:
- Ziegelsteine der alten Kirchenmauern
- Holz der Kirchenbänke
- Glas und Kupfer der Eingangstür
Dieser Ansatz bewahrt nicht nur Ressourcen, sondern schafft auch eine symbolische Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Gebäude. Die Geschichte des Ortes bleibt so in Teilen sichtbar.
Der Wettbewerb und die Entscheidung
Am Architektenwettbewerb beteiligten sich acht Büros aus Köln, Bergisch Gladbach und Bochum. Die Entscheidung traf ein achtköpfiges Preisgericht unter der Leitung der Architektin Judith Kusch. In einer intensiven, achteinhalbstündigen Sitzung am 19. September wurden die anonymisierten Entwürfe bewertet.
Letztlich fielen alle Platzierungen einstimmig aus. Den zweiten Platz belegte das Büro Kaster Pichler Schorn, gefolgt von Lorber Paul auf dem dritten Rang. Bewertet wurden unter anderem die Raumaufteilung, die äußere Wirkung der Gebäude und die Gestaltung der Grünflächen.
„Anstelle eines Rückzugs aus dem Quartier setzt das Vorhaben ein positives Zeichen: Mit der Vision der Cafédrale Immanuel soll ein Ort entstehen, der Spiritualität, Gastfreundschaft und Nachbarschaft in zeitgemäßer Weise verbindet.“
Stimmen aus der Nachbarschaft
Die Pläne wurden auch den Anwohnern vorgestellt. Bei der Ausstellung der Entwürfe in der Immanuelkirche zeigten sich die rund 40 anwesenden Gäste beeindruckt vom Siegerentwurf. Eine Nachbarin, die direkt gegenüber wohnt, äußerte sich positiv.
„Der Entwurf ist schön geworden“, sagte sie. „Uns ist es besonders wichtig, weiterhin auf Grün zu schauen, nicht nur auf Mauerwerk. Das Grün ist es schließlich, das Longerich besonders ausmacht.“ Diese Aussage unterstreicht die Bedeutung der geplanten Höfe und Grünflächen für die Akzeptanz des Projekts im Stadtteil.
Der bestehende Kindergarten, der sich weiter hinten auf dem Grundstück befindet, bleibt von den Baumaßnahmen unberührt. Er profitiert sogar von der Neugestaltung, da er einen eigenen, abgetrennten und begrünten Hof erhält. Die Realisierung des gesamten Projekts ist noch in diesem Jahrzehnt geplant.



