In der Metropolregion Köln wurde die Anwesenheit einer neuen Wölfin offiziell bestätigt. Genetische Analysen haben ergeben, dass ein und dasselbe Tier für mehrere Vorfälle im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Euskirchen verantwortlich ist. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) identifizierte die Wölfin als GW4631f, die ursprünglich aus einem Rudel in Thüringen stammt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Wölfin mit der Kennung GW4631f wurde im Großraum Köln nachgewiesen.
- Genetische Proben von drei verschiedenen Orten bestätigen, dass es sich um dasselbe Tier handelt.
- Die Wölfin stammt aus dem Rudel Neustadt am Rennsteig in Thüringen.
- Ihr aktueller Aufenthaltsort ist unbekannt; sie könnte weitergezogen sein oder sich in der Region aufhalten.
Genetische Spuren bestätigen Wolfsaktivität
Die Bestätigung der neuen Wölfin erfolgte nach einer Reihe von Verdachtsfällen, die das LANUV untersuchte. Die Ereignisse erstreckten sich über mehrere Wochen und verschiedene Orte, was zunächst Unklarheit über die Anzahl der beteiligten Tiere schuf. Durch die Sicherung von DNA-Spuren konnte jedoch ein klares Bild gezeichnet werden.
Experten des Landesamtes sicherten an jedem der drei gemeldeten Orte genetisches Material. Diese Proben wurden anschließend im Senckenberg Forschungsinstitut analysiert, das für das bundesweite Wolfsmonitoring zuständig ist. Die Ergebnisse lieferten den eindeutigen Beweis.
Die Chronologie der Nachweise
Die Kette der Ereignisse begann am 17. Mai, als auf einer Weide bei Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis ein totes Schaf aufgefunden wurde. Ein hinzugezogener Luchs- und Wolfsberater dokumentierte den Fall und nahm Abstriche für eine genetische Untersuchung. Schon bald bestätigte sich der Verdacht eines Wolfsrisses.
Nur wenige Tage später, am 20. Mai, gab es einen weiteren Vorfall bei Much, ebenfalls im Rhein-Sieg-Kreis. Auch hier sicherten Experten Proben. Der dritte und vorerst letzte bestätigte Nachweis erfolgte am 1. Juni in der Nähe von Euskirchen.
Die Analyse aller drei Proben führte zum selben Ergebnis: Sie stammten von einem einzigen weiblichen Wolf.
Die Rolle des LANUV
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) ist in Nordrhein-Westfalen die zentrale Behörde für das Monitoring von Wildtieren wie dem Wolf. Speziell geschulte Luchs- und Wolfsberater sind dafür zuständig, bei Verdachtsfällen vor Ort Spuren zu sichern und die Situation zu dokumentieren. Diese professionelle Datenerfassung ist entscheidend, um die Ausbreitung von Wölfen wissenschaftlich zu begleiten.
Die Identität der Wölfin: GW4631f
Durch den Abgleich der DNA mit der europäischen Gendatenbank konnte das Tier zweifelsfrei identifiziert werden. Es handelt sich um eine Wölfin mit der offiziellen Kennung GW4631f. Das „GW“ steht für „Grauwolf“, die Nummer ist eine individuelle Kennung und das „f“ am Ende signalisiert, dass es sich um ein weibliches Tier (Fähe) handelt.
Die Daten zeigten auch die Herkunft der Wölfin. Sie wurde im Rudel Neustadt am Rennsteig in Thüringen geboren. Dies belegt die weiten Strecken, die junge Wölfe auf der Suche nach einem eigenen Territorium zurücklegen können.
„Junge Wölfe verlassen im Alter von ein bis zwei Jahren ihr elterliches Rudel und begeben sich auf Wanderschaft. Dabei können sie hunderte, manchmal sogar über tausend Kilometer zurücklegen“, erklären Experten des Wolfsmonitorings.
Von Thüringen nach Nordrhein-Westfalen
Die letzte genetische Erfassung von GW4631f in ihrem Heimatgebiet in Thüringen fand am 8. März statt. Zwischen diesem Datum und ihrem ersten Nachweis in Lohmar am 17. Mai legte sie eine beachtliche Strecke zurück. Die Luftlinie zwischen Neustadt am Rennsteig und Lohmar beträgt rund 250 Kilometer.
Auf ihrer Wanderung durchqueren die Tiere verschiedene Landschaften und müssen zahlreiche Hindernisse wie Autobahnen und Flüsse überwinden. Ihre Fähigkeit, sich unbemerkt durch dicht besiedelte Gebiete zu bewegen, ist bemerkenswert.
Wanderverhalten von Wölfen
- Distanz: Junge Wölfe legen durchschnittlich 20 bis 70 Kilometer pro Tag zurück.
- Geschlecht: Sowohl männliche als auch weibliche Jungwölfe wandern ab.
- Ziel: Die Suche nach einem Partner und einem unbesetzten Territorium zur Gründung eines eigenen Rudels.
Aktueller Status und weitere Beobachtungen
Derzeit ist unklar, wo sich die Wölfin GW4631f aufhält. Nach dem letzten Nachweis am 1. Juni bei Euskirchen gibt es keine weiteren gesicherten Spuren. Es gibt zwei Hauptmöglichkeiten, die Experten in Betracht ziehen.
Erstens könnte die Wölfin weiterhin auf Wanderschaft sein und die Region bereits wieder verlassen haben. Zweitens besteht die Möglichkeit, dass sie versucht, sich im Großraum Köln oder in den angrenzenden Naturräumen wie der Eifel niederzulassen. Ein weiblicher Wolf allein gründet jedoch kein Rudel; dafür benötigt sie einen männlichen Partner.
Zusätzliche Meldungen aus der Region
Unabhängig von den bestätigten Nachweisen von GW4631f gab es in jüngster Zeit weitere Berichte über mutmaßliche Wolfsaktivitäten. So meldete die Landwirtin Julia Nießen vom Lohscheidhof in Hürtgenwald (Kreis Düren), nahe dem Nationalpark Eifel, zwei Vorfälle, bei denen sie Wölfe als Verursacher vermutet.
Auch aus Much wurde eine direkte Sichtung gemeldet. Eine Anwohnerin berichtete, einem Tier, das sie für einen Wolf hielt, in ihrem eigenen Garten begegnet zu sein. Solche Sichtungen im Siedlungsbereich sind selten, aber nicht ausgeschlossen, insbesondere wenn junge, unerfahrene Tiere auf Wanderschaft sind.
Diese Meldungen werden vom LANUV geprüft, können aber ohne genetische Beweise oft nicht eindeutig bestätigt werden. Sie zeigen jedoch die erhöhte Aufmerksamkeit in der Bevölkerung und die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Monitorings.




