Eine Seilbahn, die hoch über dem Rhein schwebt und die Städte Köln und Leverkusen miteinander verbindet – was wie eine futuristische Vision klingt, wurde nun in einer Studie der TH Köln untersucht. Studierende haben die Machbarkeit einer solchen Verbindung zwischen Köln-Chorweiler und Leverkusen-Mitte geprüft und kommen zu einem überraschenden Ergebnis: Das Projekt könnte sowohl verkehrstechnisch als auch wirtschaftlich sinnvoll sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie der TH Köln zeigt die grundsätzliche Machbarkeit einer Seilbahn zwischen Köln-Chorweiler und Leverkusen-Mitte.
- Die Verbindung könnte stündlich bis zu 5.000 Menschen pro Richtung befördern und wäre vollständig barrierefrei.
- Die geschätzten Kosten liegen zwischen 80 und 125 Millionen Euro.
- Trotz des positiven Potenzials gilt die Umsetzung aufgrund der angespannten Haushaltslage in Leverkusen derzeit als unrealistisch.
Ein alternatives Verkehrskonzept für die Region
Die Idee einer urbanen Seilbahn ist nicht neu, gewinnt aber im Kontext von Verkehrswende und überlasteten Straßen an Bedeutung. Das von Studierenden der TH Köln durchgeführte Projekt analysierte eine direkte Verbindung über den Rhein, die zwei wichtige Stadtteile miteinander verknüpfen würde. Ziel war es, eine moderne und umweltfreundliche Alternative zum Auto und dem bestehenden öffentlichen Nahverkehr zu schaffen.
Die Untersuchung beleuchtete dabei nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch den potenziellen Nutzen für die Pendlerströme in der Region. Eine solche Seilbahn würde eine schnelle und staufreie Überquerung des Rheins ermöglichen und somit die Fahrzeiten für Tausende von Menschen täglich erheblich verkürzen.
Urbane Seilbahnen als Trend
Weltweit setzen immer mehr Städte auf Seilbahnen als festen Bestandteil ihres Nahverkehrsnetzes. Sie gelten als vergleichsweise schnell zu bauen, umweltfreundlich im Betrieb und können geografische Hindernisse wie Flüsse oder Hügel mühelos überwinden. In Deutschland wird derzeit in Bonn ein ähnliches Projekt vorangetrieben, was zeigt, dass die Technologie auch hierzulande als ernsthafte Option für die Mobilität der Zukunft gilt.
Die Fakten: Kapazität, Kosten und Nutzen
Die Ergebnisse der Studie sind beeindruckend. Die vorgeschlagene Seilbahnverbindung hätte das Potenzial, die Verkehrsinfrastruktur zwischen Köln und Leverkusen nachhaltig zu entlasten. Die wichtigsten Kennzahlen des Projekts verdeutlichen die Dimension der Idee.
Beeindruckende Transportleistung
Laut der studentischen Analyse könnte die Seilbahn eine enorme Kapazität aufweisen. Bis zu 5.000 Passagiere pro Stunde und pro Richtung könnten befördert werden. Dieser Wert entspricht der Kapazität zahlreicher Bus- oder Straßenbahnlinien, jedoch ohne deren Anfälligkeit für Staus oder andere verkehrsbedingte Verzögerungen.
Ein entscheidender Vorteil wäre zudem die vollständige Barrierefreiheit. Die Gondeln und Stationen wären so konzipiert, dass sie für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Eltern mit Kinderwagen oder Fahrgäste mit Fahrrädern problemlos zugänglich sind. Dies würde die Inklusion im öffentlichen Nahverkehr weiter stärken.
Zahlen im Überblick
- Strecke: Köln-Chorweiler ↔ Leverkusen-Mitte
- Kapazität: bis zu 5.000 Personen / Stunde / Richtung
- Geschätzte Baukosten: 80 - 125 Millionen Euro
- Angenommene Förderung: 75 % durch Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz
Eine Frage der Finanzierung
Die Kosten für den Bau der Seilbahn werden auf einen Betrag zwischen 80 und 125 Millionen Euro geschätzt. Die Studierenden gingen in ihrer Kosten-Nutzen-Rechnung von einer großzügigen Förderung aus. Sie kalkulierten mit einer 75-prozentigen Finanzierung durch Mittel des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG), das solche innovativen Infrastrukturprojekte unterstützt.
Selbst mit dieser hohen Förderquote verbliebe jedoch ein erheblicher Eigenanteil, den die beteiligten Kommunen tragen müssten. Und genau hier liegt die größte Hürde für das ambitionierte Projekt.
Politische Reaktionen: Zwischen Vision und Realität
Obwohl die Idee einer Seilbahn auf technischer und verkehrsplanerischer Ebene überzeugt, stößt sie in der politischen Realität an finanzielle Grenzen. Besonders die angespannte Haushaltslage der Stadt Leverkusen macht eine kurz- bis mittelfristige Umsetzung unwahrscheinlich.
Breiter Konsens über finanzielle Hürden
Vertreter der großen Parteien in Leverkusen sind sich einig: So interessant die Idee auch sein mag, das aktuelle Haushaltsloch lässt ein solches Millionenprojekt nicht zu. Sowohl die CDU als auch die Grünen und die Wählergemeinschaft Opladen Plus bewerten die finanzielle Machbarkeit kritisch. Die AfD lehnt das Projekt grundsätzlich ab.
„Unter anderen Umständen wäre dies eine interessante Mobilitätsalternative, die wir prüfen würden. Aber angesichts der aktuellen Finanzlage ist das Projekt für uns derzeit nicht darstellbar“, so ein Sprecher der CDU-Fraktion.
Ein Projekt für die Zukunft?
Trotz der finanziellen Bedenken wird die Idee nicht gänzlich verworfen. Vor allem die Grünen betonen, dass man die Entwicklung im Auge behalten werde. Sollte sich die Haushaltslage verbessern oder neue Fördermöglichkeiten ergeben, könnte das Projekt wieder auf die Tagesordnung kommen.
Die CDU bezeichnet die Seilbahn als eine „interessante Mobilitätsalternative“ für die Zukunft. Die Studie der TH Köln dient somit als wichtige Grundlage, die bei künftigen Verkehrsplanungen als Denkanstoß und Vision dienen kann. Sie zeigt, was möglich wäre, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Fazit: Eine Vision, die auf ihre Zeit wartet
Die Seilbahn zwischen Köln und Leverkusen bleibt vorerst Zukunftsmusik. Die von den Studierenden der TH Köln vorgelegte Untersuchung belegt jedoch eindrucksvoll das Potenzial einer solchen Verbindung. Sie könnte den Rheinübergang revolutionieren, den Verkehr entlasten und eine schnelle, barrierefreie und umweltfreundliche Alternative bieten.
Die größte Hürde ist und bleibt die Finanzierung. Solange die kommunalen Kassen leer sind, wird die Vision einer schwebenden Verbindung über dem Rhein wohl eine Vision bleiben. Dennoch hat das Projekt eine wichtige Debatte über die Zukunft der urbanen Mobilität in der Region angestoßen – eine Debatte, die in den kommenden Jahren sicherlich weiter an Fahrt aufnehmen wird.




