Die Stadt Köln plant an der Turiner Straße erstmals den Einsatz von baulichen Trennelementen, um den Radverkehr vom Autoverkehr zu separieren. Dieses als „Protected Bike Lane“ bekannte Konzept soll die Sicherheit für Radfahrende erhöhen, stößt bei einer stadtweiten Umsetzung jedoch auf Hindernisse.
Während fahrradfreundliche Städte wie Kopenhagen solche geschützten Radwege bereits seit Jahren erfolgreich einsetzen, zögert die Kölner Stadtverwaltung bei der flächendeckenden Einführung. Als Gründe werden Bedenken von Rettungsdiensten und die komplexe Verkehrssituation an Hauptverkehrsstraßen wie den Ringen genannt.
Wichtige Fakten
- Die Stadt Köln wird auf der Turiner Straße vier Meter lange Trennelemente installieren, um einen neuen Radweg zu schützen.
- Konzepte für baulich getrennte Radwege sind in anderen europäischen Städten bereits Standard.
- Polizei und Feuerwehr fordern, dass Radwege für Einsatzfahrzeuge überfahrbar bleiben, was die Umsetzung erschwert.
- Der ADFC kritisiert fehlende finanzielle Mittel und mangelnden Mut bei der Verkehrsplanung.
Kölns erster Schritt zu geschützten Radwegen
Die Sicherheit von Radfahrern im städtischen Verkehr ist ein zentrales Thema der Mobilitätswende. In Köln wird nun ein konkreter Schritt unternommen: Auf der Turiner Straße, zwischen dem Ebertplatz und der Machabäerstraße, soll ein neuer Radweg durch spezielle Trennelemente vom Autoverkehr abgegrenzt werden.
Diese Elemente sind jeweils vier Meter lang und werden vor und nach den Kreuzungsbereichen platziert. Ziel ist es, das Risiko von Kollisionen zu minimieren und das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrenden zu stärken. Die Maßnahme soll dazu beitragen, dass sich auch weniger geübte Personen, Kinder und Senioren trauen, viel befahrene Straßen mit dem Fahrrad zu nutzen.
Das Prinzip der „Protected Bike Lane“
„Protected Bike Lanes“ sind Radwege, die nicht nur durch eine aufgemalte Linie, sondern durch physische Barrieren vom Autoverkehr getrennt sind. International kommen dafür meist Bordsteine, Poller oder spezielle Trennmodule zum Einsatz. Städte wie Kopenhagen und Amsterdam haben damit die Fahrradnutzung signifikant gesteigert, da die Infrastruktur als sicher, schnell und einfach wahrgenommen wird.
Debatte um die Kölner Ringe
Obwohl die Stadt Köln in den letzten Jahren eine Autospur auf den Ringen in einen breiten Radstreifen umgewandelt hat, kommt eine bauliche Trennung dort vorerst nicht infrage. Das Mobilitätsdezernat begründet diese Haltung mit den Anforderungen von Rettungsdiensten.
„Bisher gibt es hier keine Protected Bike Lanes, weil noch kein System gefunden wurde, das trotz Protection die Überfahrt durch Einsatzfahrzeuge ermöglicht“, erklärte ein Sprecher der Stadt. Diese Forderung von Polizei und Feuerwehr sei ein entscheidendes Hindernis. Zudem erschweren zahlreiche Parkplätze und Ladezonen an den Ringen und der Riehler Straße die Umsetzung.
Viele Autofahrer ignorieren besonders abends die lediglich aufgezeichneten Spurmarkierungen, wie etwa auf den Ringen.
Diese Beobachtung des Musikers Stephan Brings, dessen Vorschlag für mehr geschützte Radwege bei einer Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ große Zustimmung fand, unterstreicht die Problematik. Physische Barrieren wie Bordsteine würden eine deutliche Hemmschwelle schaffen.
ADFC fordert mehr Mut und finanzielle Mittel
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Köln sieht die zögerliche Haltung der Stadt kritisch. Christoph Schmidt, Vorsitzender des Kölner Ortsverbands, fordert eine konsequentere Umsetzung von baulichen Trennungen.
„Wir fordern eine physische Trennung zwischen Rad- und Autoverkehr, wo immer es geht“, so Schmidt. Er sieht die Hauptursache für die langsame Umsetzung in einem zu knappen Budget und fehlendem Planungspersonal. Die Stadt stehe vor der Wahl, entweder wenige Stellen perfekt auszubauen oder viele Stellen nur geringfügig zu verbessern.
Wo der ADFC Handlungsbedarf sieht
Nach Ansicht des ADFC sind geschützte Radwege besonders auf Straßen mit hohen Geschwindigkeiten dringend erforderlich. Dazu zählen:
- Riehler Straße
- Rheinuferstraße
- Luxemburger Straße
- Aachener Straße
Auf der Riehler Straße gäbe es laut Schmidt deutlich mehr Potenzial für eine bauliche Trennung als auf den Ringen, da dort weniger Geschäfte und Zufahrten vorhanden seien.
Bisherige Versuche mit gemischtem Erfolg
Die Stadtverwaltung verweist auf bereits existierende, punktuelle Schutzmaßnahmen. An der Abfahrt zur Deutzer Brücke und an der Cäcilienstraße gibt es kurze Abschnitte mit Radbordsteinen. An der Zoobrücke wurde eine Betonsperre errichtet, und auf der Rheinuferstraße gibt es eine provisorische Abtrennung.
Ein früherer Versuch, Rad- und Autospuren mit kleinen Kunststoff-Reflektoren zu trennen, zeigte nur teilweise Erfolg. Laut einem Stadtsprecher bewährte sich dieses System an einigen Stellen wie der Aachener Straße, wo die Reflektoren von Autofahrern respektiert werden.
An anderen Orten, wie auf der Riehler Straße, wurden die Reflektoren jedoch so häufig überfahren und beschädigt, dass der Unterhaltungsaufwand zu hoch wurde und sie demontiert werden mussten. Dies zeigt, dass robustere Lösungen notwendig sind, um den Radverkehr wirksam zu schützen.




