Ein politisches Erdbeben in Köln: Fritz Schramma, langjähriger Oberbürgermeister der Stadt, hat nach fast 50 Jahren Mitgliedschaft seinen Austritt aus der CDU erklärt. Zusammen mit seiner Ehefrau und seiner Tochter kehrt der 78-Jährige der Partei den Rücken. Als Grund nennt er tiefgreifende Enttäuschung über den Führungsstil und die fehlende Aufarbeitung der jüngsten Wahlniederlage in der Kölner Union.
Das Wichtigste in Kürze
- Fritz Schramma tritt nach beinahe 50 Jahren aus der Kölner CDU aus.
- Er kritisiert scharf die Parteiführung um Bernd Petelkau und Serap Güler.
- Auslöser war die mangelnde Konsequenz nach dem schlechten Ergebnis bei der Kommunalwahl.
- Schramma wirft der Führung vor, nur eigene Interessen zu verfolgen und die Basis zu ignorieren.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte
Die Entscheidung von Fritz Schramma fiel nur wenige Wochen, bevor er für seine 50-jährige Parteizugehörigkeit geehrt werden sollte. Der endgültige Auslöser für seinen drastischen Schritt waren die Ereignisse nach der Kommunalwahl im September. Die CDU hatte ihre Ziele, stärkste Kraft im Rat zu werden und den Oberbürgermeister zu stellen, klar verfehlt.
Statt einer kritischen Analyse und personeller Konsequenzen, so Schrammas Vorwurf, hätten sich Fraktionschef Bernd Petelkau und Geschäftsführer Niklas Kienitz umgehend im Amt bestätigen lassen. Dieses Vorgehen bezeichnete der Ex-OB als eine „Nacht-und-Nebel-Aktion“, die jegliche Selbstreflexion vermissen lasse.
„Bei dieser katastrophalen Wahl sind alle Ziele verfehlt worden“, so Schramma. Eine Aufarbeitung habe es jedoch nicht gegeben.
Ein Appell, keine Resignation
Schramma betont, dass sein Austritt kein Zeichen persönlicher Resignation sei. Vielmehr verstehe er ihn als einen Weckruf an die jüngeren Mitglieder der Partei. „Ich habe nicht mehr die Kraft, mich da noch einmal großartig zu engagieren“, erklärte er. Er sehe jedoch viele engagierte Mitglieder an der Basis, die von der aktuellen Führung ignoriert würden.
Ein langjähriger Konflikt
Die Spannungen zwischen Fritz Schramma und der Parteispitze sind nicht neu. Bereits 2021 legte er den Ehrenvorsitz der Kölner CDU nieder. Grund war damals seine Verärgerung über die Rolle von Bernd Petelkau in der Affäre um die Besetzung von Posten bei den Stadtwerken Köln.
Harte Kritik an der Parteispitze
Die Kritik des ehemaligen Stadtoberhaupts richtet sich gezielt gegen die Führungsriege. Er wirft ihr vor, ein „verkrustetes System“ zu betreiben, das keine Erneuerung zulasse. Besonders hart geht er mit der Parteivorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Serap Güler ins Gericht.
Güler sei zwar nach außen der „unbestrittene Star der Kölner CDU“, als Parteivorsitzende jedoch eine Fehlbesetzung. „Das kann man nicht leisten, wenn man in Berlin sitzt und sogar noch weltweit unterwegs ist“, lautet Schrammas Urteil. Er wirft ihr vor, den umstrittenen Kurs der Fraktionsführung mitzutragen.
Schrammas vernichtendes Urteil
Mit dem Sprichwort „Der Fisch stinkt vom Kopf her“ fasst Schramma seine Analyse der Situation in der Kölner CDU zusammen. Er wirft der Führung vor, ausschließlich zur Sicherung der eigenen Machtpositionen zu handeln.
Fehlender Stil im Umgang miteinander
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Umgangsstil innerhalb der Partei. Schramma zeigt sich empört darüber, wie der bisherige Bürgermeister Ralph Elster bei einer Sitzung überraschend abgewählt wurde. „Das ist alles kein Stil“, kommentierte er den Vorgang. Dieser Mangel an Respekt und anständigem Umgang sei für ihn nicht mehr tragbar.
Seine finale Abrechnung ist unmissverständlich: „Die Jungs und Mädels machen das nach wie vor nur, um ihre eigenen Pfründe zu sichern. Das möchte ich nicht mittragen, das ist nicht mehr meine Partei.“
Die CDU vor einer Zerreißprobe?
Der Austritt eines so prominenten und langjährigen Mitglieds wie Fritz Schramma ist mehr als nur eine persönliche Entscheidung. Er legt die tiefen Gräben innerhalb der Kölner CDU offen und könnte eine breitere Debatte über die zukünftige Ausrichtung und Führung der Partei auslösen.
Schrammas Schritt stellt die Autorität der aktuellen Führung öffentlich infrage. Es bleibt abzuwarten, ob sein Appell bei den Mitgliedern Gehör findet und zu den von ihm erhofften Veränderungen führt. Für die Kölner CDU bedeutet dieser Austritt einen erheblichen Verlust an Erfahrung und Ansehen und markiert möglicherweise den Beginn einer internen Auseinandersetzung über den richtigen Weg für die Zukunft.




