Nach langem Stillstand kommt wieder Bewegung in das Großprojekt des Kölner Justizzentrums in Sülz. Der Siegerentwurf für den Abriss und Neubau wurde nun endgültig bestätigt. Das Projekt soll eine moderne, transparente und bürgernahe Justiz für die Domstadt schaffen, doch ein genauer Zeitplan bleibt weiterhin unklar.
Für die rund 1.200 Beschäftigten von Land- und Amtsgericht bedeutet dies das Ende der Ungewissheit. Während die Vorbereitungen für den Umzug in ein Interimsgebäude auf Hochtouren laufen, wird der Weg für eines der größten Bauvorhaben der Stadt geebnet.
Entscheidung für die Zukunft der Kölner Justiz gefallen
Das Warten hat ein Ende: Der Entwurf des Düsseldorfer Architekturbüros HPP, der bereits in einem früheren Wettbewerb als Sieger hervorging, wurde nun in einem abschließenden Verhandlungsverfahren bestätigt. Damit ist die Grundlage für den kompletten Neubau des Justizkomplexes an der Luxemburger Straße gelegt.
Der Entwurf sieht eine radikale Abkehr vom bestehenden Hochhaus aus dem Jahr 1981 vor. Statt eines einzelnen massiven Gebäudes sollen fünf miteinander verbundene, würfelförmige Baukörper entstehen. Diese sollen sich mit viel Glas und lichtdurchfluteten Räumen zum Inneren Grüngürtel hin öffnen.
Die wichtigsten Punkte
- Der Siegerentwurf für den Neubau des Kölner Justizzentrums wurde final bestätigt.
- Geplant ist ein Komplex aus fünf würfelförmigen Gebäuden anstelle des alten Hochhauses.
- Ein Umzug der 1.200 Mitarbeiter in ein Interimsgebäude ist für Januar 2027 geplant.
- Eine zentrale Sicherheitsschleuse soll ab Mai 2027 eine langjährige Sicherheitslücke schließen.
- Ein konkreter Zeitplan für den Abriss und den Baubeginn des neuen Zentrums steht noch nicht fest.
Eine große Glasfront am Eingangsbereich soll die von der Justiz gewünschte Transparenz und Offenheit symbolisieren. Dieses Konzept bricht bewusst mit dem oft als abweisend empfundenen Charakter von Gerichtsgebäuden.
Mehr als nur ein Gebäude: Ein neuer öffentlicher Raum
Die Pläne gehen über die reinen Gerichtsgebäude hinaus. Vorgesehen ist auch die Schaffung eines neuen „Platzes der Justiz“. Dieser öffentliche Raum soll zusammen mit einem neuen Parkabschnitt und einem Weiher die Verbindung zum Inneren Grüngürtel stärken.
Dafür müssen allerdings bestehende Bauten weichen. Das Gelände des Autonomen Zentrums sowie das aktuelle Justizparkhaus sind für den Abriss vorgesehen, um Platz für die Neugestaltung zu schaffen.
Der lange Weg zum Neubau: Umzug und Zwischenlösungen
Bevor die Bagger für den Neubau anrollen können, muss der riesige Justizbetrieb mit rund 1.200 Mitarbeitern ausgelagert werden. Die Vorbereitungen dafür sind bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.
Hintergrund: Ein Projekt mit langer Geschichte
Die Diskussionen um die Zukunft des 1981 erbauten Justizzentrums laufen seit Jahren. Das Gebäude gilt als marode und entspricht nicht mehr den Anforderungen an einen modernen Justizbetrieb. Frühere Zeitpläne, die eine Fertigstellung bis 2028 vorsahen, wurden längst verworfen. NRW-Justizminister Benjamin Limbach äußerte sich zuletzt ebenfalls sehr zurückhaltend zu konkreten Zeitangaben, betonte aber, dass das Projekt auf einem guten Weg sei.
Als Zwischenlösung wird das ehemalige Gebäude der Arbeitsagentur in direkter Nachbarschaft umgebaut. Die Arbeiten sind weithin sichtbar: Das Gebäude hat bereits eine neue weiße Fassade und moderne Fenster erhalten. Der Umzug von Land- und Amtsgericht in dieses Interimsgebäude soll ab Januar 2027 schrittweise erfolgen.
„Der Umzug in das Interimsgebäude soll ab Januar 2027 erfolgen“, bestätigte Landgerichtssprecher Wolfgang Schorn.
Nicht alle Bereiche ziehen sofort um. Der alte Saaltrakt, inklusive des Hochsicherheitssaals 112, bleibt zunächst weiter in Betrieb. Dies stellt sicher, dass laufende Verfahren, insbesondere solche mit hohem Sicherheitsaufwand, ungestört fortgesetzt werden können.
Endlich mehr Sicherheit: Zentrale Kontrolle kommt 2027
Eine der größten Schwachstellen des aktuellen Gebäudes wird noch vor dem großen Abriss behoben. Seit Jahren kritisieren Justizmitarbeiter die fehlende zentrale Eingangskontrolle. Bisher können Besucher das Foyer von Land- und Amtsgericht unkontrolliert betreten, was wiederholt zu Sicherheitsproblemen führte, wie etwa einer Gebäude-Evakuierung nach einem vergessenen Koffer.
Diese Sicherheitslücke wird nun geschlossen. Im Mai 2027 soll am Nebeneingang mit dem Bau einer einheitlichen Sicherheitsschleuse begonnen werden. Eine solche Einrichtung ist an anderen Gerichtsstandorten in Deutschland längst Standard.
Ein Blick in die Zukunft: Moderne Justiz bereits erlebbar
Wie ein zeitgemäßer Gerichtsbetrieb in Köln aussehen kann, zeigt sich schon heute. Auf dem ehemaligen Justizparkplatz wurden Anfang des Jahres Leichtbauhallen mit vier hochmodernen Gerichtssälen eingeweiht.
Zustand des Altbaus
Mitarbeiter und Prozessbeteiligte im bestehenden Justizhochhaus klagen seit langem über die Zustände. Zu den häufigsten Problemen gehören:
- Unübersichtlicher Kabelsalat in vielen Sälen
- Fehlende Bildschirme und Mikrofonanlagen
- Überfüllte und enge Zuschauerbereiche
- Schlecht regulierbare Raumtemperaturen
Ein Richter fasste die Situation prägnant zusammen: „Schön ist nur der Blick nach draußen.“
Diese provisorischen Säle sind technisch auf dem neuesten Stand. Große Leinwände projizieren Akteninhalte für alle sichtbar an die Wand, jeder Arbeitsplatz ist digital vernetzt, und eine moderne Soundanlage ermöglicht den unkomplizierten Einsatz von Dolmetschern. Selbst in den Zuschauerbereichen sorgen Bildschirme und Lautsprecher für Verständlichkeit.
Dieser technische Fortschritt steht in starkem Kontrast zum maroden Bestandsgebäude, in dem Kabelsalat, fehlende Technik und beengte Verhältnisse den Alltag prägen. Die Bestätigung des Neubau-Entwurfs ist für die Mitarbeitenden daher mehr als nur eine administrative Entscheidung – es ist das Versprechen auf einen modernen, sicheren und funktionalen Arbeitsplatz in der Zukunft.




