Ein umfangreicher Prozess gegen sieben Männer beginnt am 9. Oktober vor dem Landgericht Köln. Die Angeklagten sollen als Teil einer organisierten Bande zwischen Mai 2022 und September 2023 rund 40 Tonnen Kokain über den Hamburger Hafen nach Deutschland gebracht oder dies versucht haben. Der Prozess ist bis März 2026 angesetzt.
Wichtige Fakten zum Prozess
- Start des Prozesses: 9. Oktober vor dem Landgericht Köln.
- Anzahl der Angeklagten: Sieben Männer im Alter von 31 bis 55 Jahren.
- Vorwurf: Schmuggel von etwa 40 Tonnen Kokain.
- Zeitraum: Mai 2022 bis September 2023.
- Einfuhrweg: Über den Hamburger Hafen, oft in Seecontainern versteckt.
- Erwartetes Ende: Ende März 2026.
Rekordmengen an Kokain in Deutschland
Die Dimension dieses Falls wird im Kontext der aktuellen Kriminalitätsstatistik deutlich. Holger Münch, der Chef des Bundeskriminalamts, sprach im Mai von einer "Kokain-Schwemme" in Deutschland. Die Menge des 2023 beschlagnahmten Kokains erreichte einen Rekordwert von 43 Tonnen. Dies entsprach einer Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2022. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 wurden lediglich acht Tonnen Kokain sichergestellt.
Der nun beginnende Prozess befasst sich mit einer Menge, die fast der gesamten Jahresmenge von 2023 entspricht. Dies unterstreicht die massiven Herausforderungen im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel. Dr. Hans Logemann, Sprecher des Landgerichts, bestätigte auf Anfrage der Rundschau die Vorwürfe.
Faktencheck Kokainfunde
- 2017: 8 Tonnen beschlagnahmtes Kokain
- 2022: Mehr als 20 Tonnen beschlagnahmtes Kokain
- 2023: 43 Tonnen beschlagnahmtes Kokain (Rekordwert)
- Angeklagte Menge im Kölner Prozess: ca. 40 Tonnen
Struktur der organisierten Bande
Die Anklage legt den Männern zur Last, sich ab 2022 zusammengeschlossen zu haben. Ihr Ziel war es, im Auftrag eines Hintermanns aus Dubai Kokain auf dem Seeweg über den Hamburger Hafen nach Deutschland zu importieren. Für diesen komplexen Prozess sind insgesamt 33 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird nicht vor Ende März 2026 erwartet.
"Sie sollen sich ab 2022 zusammengeschlossen haben, um im Auftrag eines Hintermanns in Dubai auf dem Seeweg über den Hamburger Hafen Kokain in das Bundesgebiet zu importieren."
– Dr. Hans Logemann, Sprecher des Landgerichts Köln
Zehn Lieferungen über Hamburg
Laut Anklage gab es zehn Lieferungen von Kokain, unter anderem aus Ecuador. Das Rauschgift wurde dabei in Seecontainern versteckt, die eigentlich legale Waren transportierten. Ein Großteil dieser Lieferungen wurde jedoch bei Kontrollen entdeckt und sichergestellt. Dies geschah sowohl in den Ausgangshäfen als auch bei Zwischenstopps, zum Beispiel in Rotterdam, und bei der Zollabfertigung im Hamburger Hafen.
Ob und in welchem Umfang Kokain aus diesen Lieferungen tatsächlich auf den deutschen Drogenmarkt gelangte, konnte der Gerichtssprecher zunächst nicht beantworten. Das Hauptziel der Bande war jedoch der gewinnbringende Verkauf des Rauschgifts.
Rollenverteilung innerhalb der Bande
Die Anklageschrift benennt vier Männer im Alter zwischen 35 und 55 Jahren als Haupttäter. Sie sollen den Drogenschmuggel organisiert und durchgeführt haben. Ein 40-jähriger Türke, der Geschäftsführer einer Kölner Spedition war, soll einen Teil der Lieferungen über sein Unternehmen abgewickelt haben. Dies zeigt eine Verflechtung von legalen Firmenstrukturen mit illegalen Aktivitäten.
Ein 44-jähriger Deutscher soll weitere Firmen und Gesellschaften gegründet haben, um den Drogenhandel zu verschleiern. Er agierte auch als Geschäftsführer dieser Unternehmen. In Hamburg war ein 55-jähriger Deutscher als Betreiber weiterer Unternehmen für die Zoll- und Frachtformalitäten zuständig. Ein 31-jähriger Bulgare soll in Hamburg als "verlängerter Arm" des mutmaßlichen Kölner Bandenchefs fungiert und Containerlieferungen betreut haben.
Den drei weiteren Angeklagten werden Beihilfen zur Last gelegt. Sie sollen als Entpacker oder Lkw-Fahrer tätig gewesen sein. Diese klare Aufgabenteilung ist typisch für organisierte Kriminalität.
Hintergrund: Organisierte Kriminalität
Organisierte Kriminalität (OK) bezeichnet die von Kriminellen bandenmäßig oder strukturiert begangenen Straftaten. Typisch sind hierarchische Strukturen, internationale Vernetzung und der Einsatz legaler Geschäftsstrukturen zur Tarnung illegaler Aktivitäten. Der Drogenhandel ist ein zentrales Betätigungsfeld der OK.
Millionenschwerer Straßenwert und gesellschaftliche Folgen
Der mögliche Verkaufserlös von 40 Tonnen Kokain wäre immens gewesen. Erst im April bezifferte das Landgericht in einem anderen Fall, bei dem es um 520 Kilogramm Kokain ging, den Straßenverkaufswert "bei zurückhaltender Berechnung" auf 25 Millionen Euro. Angesichts dieser Zahlen wäre der Wert der hier verhandelten Menge ein Vielfaches davon.
Lange galt Kokain als Luxusdroge. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Droge "Crack", eine Derivat von Kokain, wird zunehmend zu einem sozialen Problem. Ihre verheerenden Folgen sind täglich sichtbar, beispielsweise am Neumarkt in Köln. Crack wird aus Kokain und Natriumhydrogencarbonat (Backsoda) hergestellt und ist extrem suchterzeugend.
Für Drogenhandel sieht das Gesetz eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft vor. Angesichts der am Kölner Landgericht üblicherweise für wesentlich geringere Mengen verhängten Strafen müssen die vier Hauptangeklagten in diesem Fall mit der Höchststrafe rechnen. Dies zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der die Justiz gegen den groß angelegten Drogenhandel vorgeht.
Konsequenzen für die Gesellschaft
Der Schmuggel und Verkauf solch großer Mengen Kokains hat weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen. Er finanziert kriminelle Strukturen, fördert Gewalt und führt zu erheblichen sozialen und gesundheitlichen Problemen. Die Verfügbarkeit von Kokain, insbesondere in Form von Crack, belastet die öffentlichen Dienste und die soziale Ordnung in Städten wie Köln.
Die Bekämpfung dieser Art von Kriminalität erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen nationalen und internationalen Behörden, um die Lieferketten zu unterbrechen und die Hintermänner zur Rechenschaft zu ziehen. Der Prozess in Köln ist ein wichtiger Schritt in dieser Richtung.




