In Werne ist am Sonntagvormittag ein Wahrzeichen der Industriegeschichte verschwunden. Der 280 Meter hohe Schornstein des stillgelegten RWE-Steinkohlekraftwerks wurde planmäßig gesprengt. Das 15.000 Tonnen schwere Bauwerk fiel nach einer kontrollierten Detonation in sich zusammen und markiert einen weiteren Schritt im Rückbau des alten Kraftwerksgeländes.
Die Sprengung ist Teil der Umgestaltung des Standorts, an dem RWE die Errichtung eines modernen, wasserstofffähigen Gaskraftwerks plant. Die Maßnahme symbolisiert den Wandel von der Kohleverstromung hin zu neuen Energietechnologien.
Die wichtigsten Fakten
- Ein 280 Meter hoher Schornstein des ehemaligen RWE-Kraftwerks in Werne wurde gesprengt.
- Für die Sprengung des 15.000 Tonnen schweren Kolosses wurden 140 Kilogramm Sprengstoff verwendet.
- Bei der Aktion wurden zwei Helfer durch umherfliegende Teile leicht verletzt.
- Auf dem Gelände plant RWE den Bau eines neuen, wasserstofffähigen Gaskraftwerks.
- Die Trümmer werden in den kommenden drei Monaten recycelt.
Die Sprengung im Detail
Die Sprengung des massiven Schornsteins war ursprünglich für 11:00 Uhr angesetzt, erfolgte jedoch mit einer leichten Verzögerung gegen 11:30 Uhr. Zahlreiche Schaulustige hatten sich in sicherem Abstand versammelt, um das Ereignis zu beobachten. Mit einem lauten Knall wurde die Sprengung eingeleitet, woraufhin der Turm wie geplant zur Seite kippte.
Für den kontrollierten Fall sorgten nicht nur die 140 Kilogramm modernes Dynamit, sondern auch speziell angefertigte Kippgelenke aus Stahl. Diese Technik gewährleistete, dass der Schornstein in eine vorherbestimmte Richtung stürzte und die umliegenden Anlagen nicht beschädigte.
Leichte Verletzungen bei Sicherheitspersonal
Trotz der sorgfältigen Planung kam es zu einem Zwischenfall. RWE bestätigte, dass zwei Absperrposten von umherfliegendem Material getroffen und leicht verletzt wurden. Die beiden Helfer erhielten umgehend eine medizinische Untersuchung vor Ort. Nach Angaben des Unternehmens waren keine weiteren Behandlungen notwendig.
Nach einer gründlichen Überprüfung des Geländes durch die verantwortliche Sprengfirma wurden die weiträumigen Absperrungen in einem Radius von etwa 400 Metern wieder aufgehoben.
Daten zum gesprengten Schornstein
- Höhe: 280 Meter
- Gesamtgewicht: 15.000 Tonnen
- Verwendeter Sprengstoff: 140 Kilogramm
- Sicherheitsradius: 400 Meter
Ein Standort im Wandel
Der Rückbau des Steinkohlekraftwerks in Werne ist ein sichtbares Zeichen der Energiewende in Deutschland. Der nun gesprengte Schornstein gehörte zu einem Kraftwerksblock, der bereits 2019 vom Netz genommen wurde. Seit dem vergangenen Jahr laufen die umfassenden Rückbauarbeiten auf dem Gelände.
Vom Kohlekraftwerk zur Wasserstoff-Technologie
RWE hat bereits konkrete Pläne für die Zukunft des Standorts. Auf der frei werdenden Fläche soll ein wasserstofffähiges Gaskraftwerk entstehen. Dieses soll eine Nennleistung von rund 800 Megawatt haben und flexibel auf die Schwankungen im Stromnetz reagieren können, die durch den Ausbau erneuerbarer Energien entstehen.
„Die Planungen für das neue Kraftwerk laufen bereits. Eine finale Investitionsentscheidung ist jedoch noch nicht gefallen“, teilte ein Sprecher von RWE mit.
Die zukünftige Anlage soll zunächst mit Erdgas betrieben werden, ist aber technologisch so ausgelegt, dass sie schrittweise auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden kann. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Dekarbonisierungsstrategie des Energiekonzerns.
Historische Bedeutung des Gersteinwerks
Der Standort Gersteinwerk in Werne hat eine lange Tradition in der Energieerzeugung. Bereits seit 1917 wird hier Strom produziert. Ursprünglich wurde die Steinkohle aus den nahegelegenen Zechen des Ruhrgebiets verfeuert.
Über 100 Jahre Energiegeschichte
In den 1970er Jahren wurde der Standort um Gaskraftwerke erweitert, um die Energieerzeugung flexibler zu gestalten. Der Steinkohleblock, dessen Schornstein nun fiel, war über Jahrzehnte ein wichtiger Teil der regionalen Energieversorgung und ein weithin sichtbares Symbol der Industriekultur.
Die Stilllegung des Kohleblocks im Jahr 2019 war eine direkte Folge des beschlossenen Kohleausstiegs in Deutschland. Der gesamte Rückbau der alten Anlagen soll nach aktuellem Stand bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Recycling der Überreste
Nach der Sprengung beginnt nun die Aufbereitung des Bauschutts. Die rund 15.000 Tonnen Beton und Stahl werden in den kommenden drei Monaten vor Ort zerkleinert und sortiert. Ein Großteil der Materialien soll recycelt und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wiederverwendet werden.
Dieser Prozess ist ein Standardverfahren bei modernen Rückbauprojekten und trägt dazu bei, die Umweltbelastung zu minimieren und wertvolle Rohstoffe zu schonen. Die sortierten Materialien können beispielsweise im Straßenbau oder für neue Bauprojekte genutzt werden.




