Der Vorstellabend des Stammtischs Kölner Karnevalisten im Sartory stand ganz im Zeichen einer Ikone: Marita Köllner wurde für ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum geehrt. Während etablierte Künstler das Publikum begeisterten, zeigte sich erneut eine Herausforderung für die Zukunft des Kölner Karnevals – es fehlt an neuen Rednern.
Das Wichtigste in Kürze
- Marita Köllner feiert ihr 60. Bühnenjubiläum und wurde vom Stammtisch Kölner Karnevalisten geehrt.
 - Die Veranstaltung am 4. Oktober 2025 verdeutlichte den Mangel an Nachwuchsrednern in der Kölner Karnevalsszene.
 - Köllner startet mit zwei neuen Liedern in die Session und plant ein Jubiläumskonzert für Juli 2026.
 - Politische Büttenreden, wie die von Jens Singer als „Dä Schofför des Kanzlers“, erhielten großen Zuspruch.
 
Eine Ikone im Rampenlicht: Ehrung für Marita Köllner
Der Abend im traditionsreichen Sartory-Saal begann mit einem emotionalen Höhepunkt. Der Stammtisch Kölner Karnevalisten nutzte die Bühne, um eine seiner prominentesten Persönlichkeiten zu würdigen. Marita Köllner, auch bekannt als „Et fussich Julche“, wurde für eine beeindruckende Karriere geehrt.
Bruno Praß, der Baas des Stammtischs, fand anerkennende Worte für die Künstlerin. „Liebe Marita, du bist nicht nur 50 Jahre Mitglied im Stammtisch, sondern feierst dein 60-jähriges Bühnenjubiläum. Was für eine Leistung“, betonte Praß die doppelte Bedeutung dieses Moments. Die Ehrung unterstreicht Köllners langjährige und tiefe Verbundenheit mit dem organisierten Kölner Karneval.
Ein Appell an die kölsche Seele
Auf besonderen Wunsch des Vereins sang Köllner ein Lied, das perfekt zum Sessionsmotto „Mir dun et alles nor för Kölle“ passte. Doch es war ihr Song „Wir feiern das Leben“, der eine tiefere, persönliche Botschaft transportierte. Angesichts der weltweiten Krisen rief sie das Publikum zum Zusammenhalt auf.
„Lasst uns wieder Fastelovend feiern wie früher und lasst uns für einen kleinen Moment vergessen, was in der Welt Schreckliches passiert. Wir müssen jetzt stark sein, wir müssen zeigen, dass Köln die Hauptstadt des Feierns ist.“
Mit diesen Worten sprach die 67-Jährige vielen Jecken aus dem Herzen. Ihr Auftritt war nicht nur der Startschuss für ihr Jubiläumsjahr, sondern auch ein Plädoyer für die verbindende Kraft des Karnevals.
Zahlen zu einer beeindruckenden Karriere
- 60 Jahre auf der Bühne
 - 50 Jahre Mitglied im Stammtisch Kölner Karnevalisten
 - 2 neue Lieder für die kommende Session
 - 1 Jubiläumskonzert geplant für Juli 2026
 
Neue Musik und klare Zukunftspläne
Marita Köllner zeigt auch nach sechs Jahrzehnten keine Anzeichen von Müdigkeit. Für die kommende Session hat sie gleich zwei neue Lieder im Gepäck. „Eigentlich war nur die ‚Polonaise‘ geplant“, verriet sie im Gespräch. Dieses Lied soll an die unbeschwerten Anfänge des Feierns erinnern.
Ein zweiter Song kam hinzu, weil sie sich sofort in die Komposition verliebte. „Bei uns in Kölle“, geschrieben von Micky Brühl und Erry Stoklosa, soll bei Auftritten zum Einsatz kommen, bei denen leisere und gefühlvollere Töne gefragt sind. Diese Mischung aus Partystimmung und Heimatgefühl spiegelt die Bandbreite der Künstlerin wider.
Kein Gedanke an den Ruhestand
Die Frage nach einem möglichen Karriereende beantwortet die Frohnatur entschieden. „Wenn Leute jedoch fragen, wie lange ich noch auf der Bühne stehen will, vergeht mir die gute Laune“, erklärte Köllner. Für sie ist die Musik und der Karneval eine Lebensaufgabe, die nicht vom Alter abhängt.
Ihre Haltung ist klar: „Ich will weiter machen, solange die Gesundheit mitspielt und die Leute so mit mir abfeiern wie bisher. Warum sollte ich da aufhören?“ Als Nächstes blickt sie voller Vorfreude auf ihr großes Jubiläumskonzert, das im Juli 2026 im renommierten Theater am Dom stattfinden wird.
Der „Vorstellabend“ im Kölner Karneval
Vorstellabende, wie der des Stammtischs Kölner Karnevalisten, sind wichtige Termine im Kalender der Karnevalsgesellschaften. Hier präsentieren Künstler ihr neues Programm für die kommende Session. Literaten, die Programmgestalter der Vereine, entscheiden hier, welche Redner, Musiker und Tanzgruppen sie für ihre Sitzungen buchen. Diese Abende sind somit ein entscheidender Gradmesser für den Erfolg in der Session.
Bewährte Kräfte und fehlender Nachwuchs
Während Marita Köllner für die Beständigkeit im Kölner Karneval steht, offenbarte der Abend auch eine altbekannte Sorge: den Mangel an neuen Talenten in der Bütt. Bereits bei der Nachwuchsorganisation Kajuja war dieser Trend zu beobachten. Auch beim Stammtisch wartete das Publikum vergeblich auf ein neues Gesicht unter den Rednern.
Stattdessen überzeugten etablierte Künstler. Mike Hehn als „Dä Nubbel“ und das Duo Botz un Bötzje (Hans-Dieter Hahn-Möseler und Rainer Krewinkel) ernteten viel Applaus. Ebenso präsentierten sich Künstler wie „Ne komische Hellije“ (Peter Kolb), Benni Prinz und die Huusmeister vom Bundesdaach (Axel Foppen und Frank Fander).
Politische Satire trifft den Nerv
Besonders gefeiert wurde Jens Singer in seiner Rolle als „Dä Schofför des Kanzlers“. Mit scharfsinnigem Witz und präzisen Pointen nahm er die Bundesregierung und die Kölner Stadtpolitik aufs Korn. Seine Kritik traf den Nerv des Publikums und bewies, wie wichtig die politische Büttenrede im Karneval weiterhin ist.
Auch der neue Oberbürgermeister Torsten Burmester wurde thematisiert. Singer malte ein humoristisches Szenario: „Stellen Sie sich vor, der neue OB bekommt es hin, die 22.000 Beamte und Angestellte der Stadt vom Schritt in den Galopp zu bekommen. Alles funktioniert wieder.“ Die Pointe folgte prompt und spielte auf die Bedeutung der kölschen Sprache an: „Was sagt dann der Kölsche? Jo, der macht das nicht schlecht, aber ein Oberbürgermeister, der auf der Proklamation kein Kölsch spricht – furchtbar.“
Tanzgruppen als Stimmungsgaranten
Ein fester Bestandteil des Vorstellabends waren die Auftritte der Tanzgruppen. Sie sorgten für Dynamik und wurden vom Publikum begeistert gefeiert. Zu den auftretenden Gruppen gehörten:
- Fidele Fordler
 - Pänz vum Rhing
 - Kammerkätzchen & Kammerdiener
 - Die Flöhe der Großen Allgemeinen
 - Das Tanzcorps Blaue Jungs
 
Ihre akrobatischen und choreografischen Leistungen zeigten, dass der Kölner Karneval in diesem Bereich weiterhin auf höchstem Niveau agiert. Der Abend endete mit einem musikalischen Abschluss durch Bands wie Waree, Timo Schwarzendahl und die Domstadtbande, die für einen stimmungsvollen Ausklang sorgten.




