Die ARD/WDR-Serie „Naked“ feierte am Mittwochabend, dem 2. Oktober, ihre Köln-Premiere im Filmpalast. Die Hauptdarsteller Svenja Jung und Noah Saavedra waren anwesend. Die Serie ist bereits in der ARD-Mediathek verfügbar. Im Vorfeld der Veranstaltung sprachen die beiden Schauspieler über ihre Rollen und die Dreharbeiten.
Wichtige Punkte
- Die Serie „Naked“ hatte ihre Köln-Premiere im Filmpalast.
- Svenja Jung und Noah Saavedra spielen die Hauptrollen.
- Die Handlung dreht sich um Sexsucht und Co-Abhängigkeit.
- Eine Intimitätskoordinatorin unterstützte die Dreharbeiten der intimen Szenen.
- Sexsucht ist seit 2019 von der WHO als Krankheit anerkannt.
Die Geschichte von Marie und Luis
Die Serie beginnt auf einer Karnevalsparty einer Werbeagentur in Köln. Dort lernen sich Marie und Luis kennen. Ihre erste Begegnung führt sie von der Party in eine Kneipe und schließlich ins Bett. Dies markiert den Anfang einer Liebesgeschichte, die schnell tiefere Abgründe offenbart. Luis ist süchtig nach Sex, und Marie entwickelt eine Co-Abhängigkeit. Die Serie beleuchtet die komplexen Dynamiken dieser Beziehung.
Die Regie für „Naked“ übernahm Bettina Oberli. Die Premiere fand nur wenige Meter vom Schauplatz der Serie entfernt statt, am Rudolfplatz in Köln. Neben den Hauptdarstellern Svenja Jung, bekannt aus „Fall For Me“, und Noah Saavedra, der in „Das zweite Attentat“ mitspielte, waren auch Jochen Schopp, Aurel Mertz, Malaya Stern Takeda und Marco Gianni auf dem roten Teppich.
Faktencheck: Sexsucht
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Sexsucht erst im Jahr 2019 offiziell als Krankheit anerkannt. Dies unterstreicht die geringe öffentliche Wahrnehmung und Diskussion über dieses Thema.
Einblicke der Hauptdarsteller vor der Premiere
Wenige Stunden vor der Kölner Premiere trafen sich Svenja Jung und Noah Saavedra im Hotel Savoy zu einem Interview. Die Anspannung war gering; stattdessen überwog die Vorfreude. Die eigentliche Weltpremiere der Serie hatte bereits beim Filmfest München stattgefunden. Für Svenja Jung war die Kölner Premiere eine Art Heimspiel. Die 32-jährige Schauspielerin lebte ein Jahr in Köln und nahm hier Schauspielunterricht. Sie stammt ursprünglich aus Montabaur.
„Ich sage immer, ich komme aus der Nähe von Köln, ich könnte auch sagen, aus der Nähe von Frankfurt, aber Köln finde ich sympathischer“, erklärte Svenja Jung.
Jung spielt derzeit auch die Hauptrolle im deutschen Netflix-Erfolgsfilm „Fall For Me“, einem Erotik-Thriller. Ihre Verbindung zu Köln ist persönlich und beruflich. Sie schätzt die Stadt und ihre Atmosphäre.
Kölner Erfahrungen der Schauspieler
Noah Saavedra, der aus Wien stammt, hatte im Rahmen der Dreharbeiten die Möglichkeit, Köln besser kennenzulernen. Er war zuvor Ensemblemitglied am Residenztheater in München. Seine Erfahrungen mit Köln waren überraschend positiv.
„Es ist eine wahnsinnig nette Stadt. Nach Wien hatte ich zuerst das Vergnügen mit Berlin, das ja nicht für Gastfreundlichkeit bekannt ist, und dann kam ich nach Köln. Und ich war erstmal total skeptisch, als der Mensch, den ich nach dem Weg gefragt habe, mich direkt begleitet hat zu dem Ort“, berichtete der 34-jährige Schauspieler.
Diese Erfahrung zeigte ihm die Offenheit der Kölner Bevölkerung. Saavedra war beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, die er in der Stadt erlebte. Seine anfängliche Skepsis wich schnell einer positiven Einstellung.
Herausforderung der Sexszenen
Im Gegensatz zu Svenja Jung hatte Noah Saavedra in früheren Projekten kaum Sexszenen gedreht. Die Rolle in „Naked“ forderte ihn hier besonders heraus, da er in 33 von insgesamt 36 Szenen die Hüllen fallen lassen musste. Dies imponierte ihm jedoch. Das Drehbuch von Silke Eggert und Sven Ladwig überzeugte ihn sofort.
„Natürlich war ich nervös und hatte Respekt vor der vielen Nacktheit, aber beim Lesen habe ich empfunden, dass das eine sehr menschliche Liebesgeschichte ist, in die jeder seinen Rucksack, seine Muster hineinbringt“, so Saavedra.
Er hatte sich zuvor nicht intensiv mit dem Thema Sexsucht auseinandergesetzt. Doch das Drehbuch ermöglichte ihm, sich in die Figur hineinzuversetzen. Saavedra konnte das Gefühl des Nicht-Gesehen-Werdens und den Versuch, eine innere Leere zu füllen, gut nachvollziehen. Dies half ihm, die Motivation seiner Rolle zu verstehen.
Hintergrund: Intimitätskoordination
Intimitätskoordinatoren sind seit der MeToo-Debatte ein wichtiger Bestandteil bei Filmproduktionen. Sie sorgen für einen sicheren und respektvollen Rahmen bei intimen Szenen und stellen sicher, dass die Grenzen der Schauspieler gewahrt werden.
Drehbuch und Intimitätskoordination
Auch Svenja Jung war vom Drehbuch begeistert. Sie empfand es als roh und mutig. Es war ihr wichtig, dass die Verfilmung die Geschichte nicht verharmlost. Die Serie zeigt eine sinnliche und zugleich zerstörerische Dynamik zwischen Marie, einer alleinerziehenden Kunstlehrerin, und Luis, einem Werber. Die Beziehung ist komplex; es gibt kein klares Täter-Opfer-Muster. Beide Figuren überschreiten Grenzen: Luis sexuell, Marie durch ihren Kontrollversuch.
Jung betonte, dass jede einzelne Sexszene eine präzise Funktion in der Erzählung hat. Sie dienen nicht nur voyeuristischen Zwecken. Den Schauspielern stand eine Intimitätskoordinatorin zur Seite, ein Posten, der seit der MeToo-Debatte auf Filmsets existiert. Diese Person schafft einen sicheren und vertrauensvollen Rahmen für die Dreharbeiten intimer Szenen.
„Da ist die ganze Zeit jemand bei dir und fragt: Was ist dir unangenehm? Was möchtest du nicht? Das weiß diese Person über jeden einzelnen und auch über uns beide zusammen. Wir waren wie ein Trio, das sowas wie eine Tanz- oder Kampfchoreographie – wenn auch ohne Kleider – eingeübt hat“, erklärte Noah Saavedra.
Svenja Jung erinnerte sich an frühere Dreharbeiten ohne diese Unterstützung. Vor zehn Jahren drehte sie „Fucking Berlin“, wo sie eine Prostituierte spielte. Damals gab es keine Intimitätskoordinatorin. Die Unsicherheit und Scham der Schauspieler waren größer, und es wurde weniger detailliert über intime Szenen gesprochen.
Trotz der ernsten Thematik gab es am Set auch viel Humor. Jung erwähnte, dass sie bei den Szenen oft lachen mussten und einmal sogar den Kameramann festhalten musste. Auch der Einsatz von Mikro-Kameras, die nah an die Haut herangeführt werden, war Teil des Prozesses.
Sendetermine und Verfügbarkeit
Die ARD/WDR-Serie „Naked“ ist seit dem 2. Oktober in der ARD-Mediathek verfügbar. Die Ausstrahlung im Ersten erfolgt gestaffelt:
- Folge 1: Freitag, 3. Oktober, 23.45 Uhr
- Folgen 2 und 3: Samstag, 4. Oktober, ab 00.35 Uhr
- Folgen 4 bis 6: Sonntag, 5. Oktober, ab 0.55 Uhr
Interessierte Zuschauer können die Serie somit entweder online oder im linearen Fernsehen verfolgen. Die Serie bietet eine neue Perspektive auf ein bisher wenig diskutiertes Thema im deutschen Fernsehen.




