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Ford streicht 1.000 weitere Stellen in Kölner Werk

Ford verschärft seinen Sparkurs in Köln und streicht weitere 1.000 Stellen. Grund ist die schwache E-Auto-Nachfrage. Ab Januar 2025 wird nur noch in einer Schicht produziert.

Lukas Brandt
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Lukas Brandt

Lukas Brandt ist ein Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf der deutschen Automobilindustrie. Er analysiert seit über einem Jahrzehnt Markttrends, Unternehmensstrategien und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Deutschland.

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Ford streicht 1.000 weitere Stellen in Kölner Werk

Der amerikanische Automobilhersteller Ford hat angekündigt, in seinem Werk in Köln weitere 1.000 Arbeitsplätze in der Produktion abzubauen. Grund für die Maßnahme ist die anhaltend schwache Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Die Umstrukturierung soll bereits im Januar 2025 beginnen und sieht eine Reduzierung von zwei auf nur noch eine Produktionsschicht vor.

Diese Entscheidung folgt auf einen bereits Anfang 2024 angekündigten Sparplan und verschärft die Unsicherheit für die Belegschaft am traditionsreichen Standort. Die Unternehmensführung erklärte, sie sei sich der Auswirkungen bewusst und wolle die betroffenen Mitarbeiter bestmöglich unterstützen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Stellenabbau: Ford streicht zusätzlich 1.000 Stellen in der Produktion in Köln.
  • Zeitplan: Die Maßnahmen sollen ab Januar 2025 umgesetzt werden.
  • Ursache: Die Nachfrage nach Elektroautos bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück.
  • Produktionsumstellung: Das Werk wird von einem Zwei-Schicht- auf einen Ein-Schicht-Betrieb umgestellt.
  • Hintergrund: Dieser Schritt folgt auf einen bereits beschlossenen Abbau von 2.900 Stellen bis Ende 2027.

Ein weiterer Schlag für den Standort Köln

Die Nachricht über den zusätzlichen Stellenabbau trifft die Mitarbeiter in einer bereits angespannten Situation. Erst Anfang 2024 hatte die Belegschaft einem Sparprogramm zugestimmt, das den Abbau von 2.900 Arbeitsplätzen in verschiedenen Unternehmensbereichen bis Ende 2027 vorsieht. Mit den nun angekündigten 1.000 Stellen erhöht sich der Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter erheblich.

Sollten alle geplanten Kürzungen umgesetzt werden, würde die Zahl der Beschäftigten bei Ford in Köln auf rund 7.600 sinken. Zum Vergleich: Ende des letzten Jahrzehnts arbeiteten noch etwa 20.000 Menschen für den Hersteller in der Domstadt. Dieser drastische Rückgang markiert einen tiefen Einschnitt in der seit 1930 bestehenden Geschichte des Werks.

Historischer Wandel bei Ford in Köln

Das Werk in Köln-Niehl war jahrzehntelang das Zentrum für die Produktion des Erfolgsmodells Ford Fiesta. Nach dem Produktionsende des Kleinwagens im Sommer 2023 investierte der Konzern fast zwei Milliarden Euro in die Umrüstung auf die Fertigung von Elektroautos. Doch die erhoffte Marktdynamik blieb aus.

Fehleinschätzungen und die Marktrealität

Die strategische Neuausrichtung auf Elektromobilität erfolgte zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Kurz nach der Milliardeninvestition strich die deutsche Bundesregierung die Kaufprämie für Elektroautos, was zu einem spürbaren Einbruch der Nachfrage führte. Die neuen Elektromodelle aus Köln, der Explorer und der Capri, deren Einstiegspreise bei über 40.000 Euro liegen, finden nur wenige Käufer.

Die Diskrepanz zwischen Planung und Realität ist erheblich. Ford hatte bei seinen Investitionsentscheidungen mit einem Elektro-Anteil von 35 Prozent am deutschen Gesamtmarkt kalkuliert. Aktuell liegt dieser Wert jedoch bei lediglich 18 Prozent.

Zulassungszahlen verdeutlichen das Problem

Laut Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden von Januar bis August 2024 rund 74.000 Pkw der Marke Ford in Deutschland neu zugelassen. Davon waren nur etwa 20.000 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb. Obwohl der Marktanteil von Ford seit Jahresbeginn von 3 auf 4,5 Prozent gestiegen ist, bleibt er insgesamt auf einem niedrigen Niveau.

Kritik von Branchenexperten

Für Branchenexperten wie Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach kommt die Entwicklung nicht überraschend. Er sieht die Ursache in einer falschen Produktstrategie für den europäischen Markt.

„Das war leider absehbar: Ford verkauft viel zu teure Autos und bekommt die nicht verkauft, die Firma produziert auf Halde“, erklärte Bratzel gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Der Experte kritisiert die strategische Ausrichtung des US-Mutterkonzerns scharf. „Die Amerikaner haben seit langem den falschen Blick auf den europäischen Markt und schießen produkttechnisch daneben - die Entwicklung von Ford in Köln ist ein Trauerspiel“, so Bratzel weiter. Er bezweifelt zudem, dass ein hochmodernes Werk, das für große Stückzahlen ausgelegt ist, im Ein-Schicht-Betrieb profitabel arbeiten kann.

Sozialverträglicher Abbau geplant

Um den Personalabbau umzusetzen, plant Ford, den betroffenen Mitarbeitern freiwillige Abfindungspakete und Altersteilzeitregelungen anzubieten. Das Unternehmen teilte mit: „In diesem Zusammenhang werden wir freiwillige Abfindungspakete anbieten.“ Die Konditionen sollen denen des ersten Sparprogramms entsprechen, die als vergleichsweise attraktiv gelten.

Betriebsbedingte Kündigungen sind nach aktuellem Stand ausgeschlossen. Sollten jedoch nicht genügend Mitarbeiter die freiwilligen Angebote annehmen, könnten sie zu einem späteren Zeitpunkt notwendig werden.

Düstere Zukunftsaussichten für das Werk

Die langfristige Perspektive für den Standort Köln bleibt ungewiss. Experte Bratzel sieht in der Umstellung auf den Ein-Schicht-Betrieb vor allem den Versuch, Verluste zu minimieren, anstatt nachhaltig profitabel zu wirtschaften. „Es erscheint mir hier fast unmöglich, mit einer Schicht profitabel zu arbeiten“, schätzt er die Lage ein.

Ohne eine schnelle Entwicklung neuer, preisgünstigerer Modelle, die auf dem europäischen Markt eine breitere Käuferschicht ansprechen, sieht er eine düstere Zukunft für die verbleibenden Arbeitsplätze. „Sonst geht der Abbau weiter“, lautet seine Prognose. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Ford seine Strategie anpassen kann, um den Traditionsstandort langfristig zu sichern.