Knapp vier Wochen nach einem lebensgefährlichen Messerangriff tritt Iris Stalzer heute offiziell ihr Amt als neue Bürgermeisterin von Herdecke an. Bei einer Sitzung des Stadtrates am Nachmittag wird die SPD-Politikerin vereidigt. Es ist ihr erster öffentlicher Auftritt seit der Tat, die bundesweit für Entsetzen sorgte.
Die 57-jährige Juristin hatte die Stichwahl Ende September in der 23.000-Einwohner-Stadt im Ruhrgebiet für sich entschieden. Ihr Amtsantritt wird nun von großem medialem Interesse begleitet, während die Ermittlungen im familiären Umfeld andauern.
Ein Amtsantritt unter besonderen Umständen
Für Iris Stalzer beginnt ihre Amtszeit unter außergewöhnlichen Vorzeichen. Ihre Vereidigung und die anschließende Antrittsrede vor dem Rat der Stadt Herdecke markieren nicht nur einen politischen Neubeginn, sondern auch einen persönlichen Meilenstein nach einer schweren Zeit. Obwohl ihre Amtszeit formal bereits am vergangenen Samstag begann, stellt die heutige Zeremonie den offiziellen und öffentlichen Startpunkt dar.
Die Politikerin wird künftig die Stadtverwaltung mit rund 380 Mitarbeitenden leiten und den Vorsitz im Stadtrat übernehmen. Die Erwartungen an sie sind hoch, doch die vergangenen Wochen waren von einer schweren persönlichen Krise überschattet.
Das Wichtigste in Kürze
- Iris Stalzer wird heute als neue Bürgermeisterin von Herdecke vereidigt.
 - Es ist ihr erster öffentlicher Auftritt nach einem lebensgefährlichen Messerangriff vor vier Wochen.
 - Die Ermittlungen richten sich gegen ihre 17-jährige Adoptivtochter als Hauptverdächtige.
 - Stalzer gewann die Wahl Ende September mit 52,2 Prozent der Stimmen.
 
Rückblick auf eine schreckliche Tat
Am 7. Oktober, nur gut eine Woche nach ihrem Wahlsieg, wurde Stalzer in ihrem eigenen Haus Opfer einer Gewalttat. Laut Ermittlungsbehörden erlitt sie 13 Messerstiche sowie zahlreiche Kopfverletzungen. Die Tatverdächtige ist ihre 17-jährige Adoptivtochter, gegen die ein Haftbefehl erlassen wurde. Sie soll ihre Mutter über Stunden bedroht und misshandelt haben.
Die Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Die Ermittlungen wurden inzwischen auch auf den 15-jährigen Adoptivsohn ausgeweitet, um eine mögliche Tatbeteiligung zu prüfen. Beide Kinder befinden sich derzeit in der Obhut der Behörden.
Hintergrund: Familiäre Konflikte
Informationen der Polizei zufolge gab es bereits vor der Tat eine Vorgeschichte von Konflikten innerhalb der Familie. Über einen längeren Zeitraum hinweg hatten sich Stalzer und ihre Kinder gegenseitig der häuslichen Gewalt beschuldigt. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen machten die Behörden keine weiteren detaillierten Angaben zu den Hintergründen.
Der Weg zurück ins öffentliche Leben
Nach dem Angriff war der Gesundheitszustand der Politikerin zunächst unklar. Ihre Medienanwältin, Renate Schmid, teilte jedoch kürzlich mit, dass ihre Mandantin dank guter medizinischer Versorgung ihr Amt wie geplant antreten könne. Stalzer selbst äußerte sich vor wenigen Tagen gegenüber der „Westfalenpost“ und erklärte, es gehe ihr gesundheitlich gut.
„So ganz schnell haut mich nichts um“, sagte Stalzer und betonte die große Unterstützung durch ihren Mann und ihre Partei.
Gleichzeitig sprach sie von der „unfassbaren Belastung“ durch den Medienrummel. Neben viel Zuspruch habe es auch „Hass- und Hetznachrichten“ gegeben, die sich vor allem gegen ihre Kinder gerichtet hätten.
Wahlergebnis in Herdecke
Iris Stalzer (SPD) gewann die Bürgermeister-Stichwahl Ende September mit einem klaren Ergebnis:
- Stimmenanteil: 52,2 Prozent
 - Aufgabe: Leitung der Verwaltung einer Stadt mit ca. 23.000 Einwohnern
 - Mitarbeiterverantwortung: ca. 380 Personen
 
Ihr heutiger Auftritt wird zeigen, wie sie mit dem Druck der Öffentlichkeit umgeht und welche politischen Akzente sie in ihrer neuen Rolle setzen möchte. Die Stadt Herdecke und die gesamte Region blicken gespannt auf die Antrittsrede der neuen Bürgermeisterin, die sich nach einer schweren persönlichen Prüfung nun den politischen Herausforderungen stellt.




