Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln hat zwei herausragende Initiativen für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Die Demokratiekirche Oberberg und der Medi-Punkt Troisdorf erhalten den mit 10.000 Euro dotierten Anton-Roesen-Preis 2025. Die Verleihung fand im Kölner Maternushaus statt und würdigte Projekte, die christliche Werte in konkretes Handeln für die Gemeinschaft umsetzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Auszeichnung: Die Demokratiekirche Oberberg und der Medi-Punkt Troisdorf teilen sich den Anton-Roesen-Preis 2025.
- Preisgeld: Die Auszeichnung ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert.
- Verleiher: Der Preis wird vom Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln vergeben.
- Begründung: Beide Initiativen wurden für ihr christlich fundiertes Engagement geehrt, das die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Zwei Projekte, ein gemeinsames Ziel: Der Mensch im Mittelpunkt
Bei einer feierlichen Zeremonie im Kölner Maternushaus wurden am Samstag, dem 21. September 2025, zwei Projekte geehrt, die auf unterschiedliche Weise einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Der Vorsitzende des Diözesanrates, Tim-Oliver Kurzbach, betonte in seiner Laudatio die verbindende Grundlage beider Initiativen.
„Beide Projekte stellen sich zwei ganz unterschiedlichen Problemen in der Gesellschaft und haben doch beide den Menschen im Blick“, erklärte Kurzbach. Er hob hervor, dass für Christen der Mensch eine besondere Würde besitze, da er als Abbild Gottes gelte. Genau dieser Grundsatz werde von der Demokratiekirche Oberberg und dem Medi-Punkt Troisdorf vorbildlich gelebt.
Wer war Anton Roesen?
Der Preis ist nach Anton Roesen (1892–1979) benannt, dem ersten Vorsitzenden des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Köln nach dessen Wiedergründung im Jahr 1968. Roesen war ein engagierter Katholik und Politiker, der sich zeitlebens für die Stärkung der Laien in der Kirche und für die Verbindung von Glauben und gesellschaftlicher Verantwortung einsetzte. Der Preis soll sein Erbe ehren und Initiativen fördern, die in seinem Sinne handeln.
Demokratiekirche Oberberg: Glaube und politische Bildung
Die Demokratiekirche Oberberg ist eine Initiative, die sich der Stärkung demokratischer Werte auf Basis des christlichen Menschenbildes verschrieben hat. Das Projekt nutzt Kirchen und Gemeindehäuser als offene Räume für den gesellschaftlichen Dialog und die politische Bildung.
Das Kernanliegen ist es, die enge Verbindung zwischen christlichen Werten wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit und der unantastbaren Würde des Menschen mit den Grundpfeilern einer freiheitlichen Demokratie sichtbar zu machen. Die Initiative will Menschen dazu ermutigen, aktiv am demokratischen Prozess teilzunehmen und sich gegen extremistische Tendenzen zu stellen.
Konkrete Angebote für eine starke Zivilgesellschaft
Das Engagement der Demokratiekirche ist vielfältig und praxisorientiert. Zu den durchgeführten Maßnahmen gehören unter anderem:
- Workshops für Schüler: Unter dem Titel „Fake News – Hass – Hetze“ wurden Jugendliche für die Gefahren von Desinformation in sozialen Medien sensibilisiert.
- Politischer Dialog: Es wurden Gesprächsrunden mit Bürgermeistern und Gemeinderäten organisiert, um über lokale Demokratiethemen zu diskutieren.
- Fortbildungen: Die Initiative bot Schulungen zum Umgang mit Verschwörungserzählungen an, um Menschen im privaten und öffentlichen Raum zu stärken.
Bernhard Wunder, Leiter des Katholischen Bildungswerkes Oberberg und einer der Initiatoren, zeigte sich erfreut über die Anerkennung.
„Wir freuen uns außerordentlich über den Anton-Roesen-Preis 2025. Christinnen und Christen im Oberbergischen Kreis fühlen ihr Engagement für unsere Demokratie im Kern getroffen, die Würde aller Menschen in jeglicher Hinsicht für sie einzutreten und sie nötigenfalls zu schützen. In diesem Sinn können und wollen Christinnen und Christen immer politisch sein.“
Auch Pfarrerin Silke Molnár, die das Projekt von Beginn an mitgestaltete, betonte die breite Unterstützung, die das Projekt erfährt. „Wir sind dankbar für alle Unterstützung aus dem Kirchenvorstand und dem Presbyterium und den sehr wertschätzenden Rahmen, in dem die Demokratiekirche hier Stärkung erfährt“, so Molnár.
Engagement im Oberbergischen Kreis
Die Demokratiekirche ist ein ökumenisches Projekt, das von verschiedenen kirchlichen Trägern im Oberbergischen Kreis getragen wird. Sie reagiert damit auf gesellschaftliche Entwicklungen und sieht es als ihre Aufgabe, einen Beitrag zum sozialen Frieden und zum Erhalt der demokratischen Grundordnung zu leisten.
Medi-Punkt Troisdorf: Medizinische Hilfe ohne Hürden
Der zweite Preisträger, der Medi-Punkt Troisdorf, widmet sich einer anderen, aber ebenso drängenden gesellschaftlichen Herausforderung: der medizinischen Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung. In dieser Einrichtung engagieren sich Medizinerinnen und Mediziner ehrenamtlich, um eine niederschwellige Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Einmal wöchentlich findet eine offene Sprechstunde statt, die sich an eine diverse Gruppe von Hilfesuchenden richtet. Dazu gehören Menschen, die durch das soziale Netz gefallen sind und oft keinen regulären Zugang zum Gesundheitssystem haben.
Wer erhält Hilfe im Medi-Punkt?
Das Angebot richtet sich gezielt an besonders verletzliche Personengruppen. Die ehrenamtlichen Ärzte behandeln unter anderem:
- Wohnungslose Menschen: Sie sind oft von akuten und chronischen Krankheiten betroffen, meiden aber aus verschiedenen Gründen den Gang in eine reguläre Praxis.
- Drogenabhängige: Diese Gruppe benötigt eine spezifische medizinische Betreuung, die im Medi-Punkt ohne Vorurteile angeboten wird.
- Migranten ohne Papiere: Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus haben oft Angst, eine Arztpraxis aufzusuchen.
- Ehemals Selbstständige: Personen, die ihre Krankenversicherungsbeiträge nicht mehr zahlen konnten und aus dem System gefallen sind, finden hier Hilfe.
Das Engagement des Medi-Punktes stellt sicher, dass die Würde und das Recht auf Gesundheit für alle Menschen gelten, unabhängig von ihrem sozialen Status oder ihrer Herkunft. Die Auszeichnung mit dem Anton-Roesen-Preis würdigt diesen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft.
Ein Preis als Ansporn und Anerkennung
Die Verleihung des Anton-Roesen-Preises 2025 sendet ein starkes Signal. Sie zeigt, wie christlicher Glaube als Motivation für konkretes soziales und politisches Handeln dienen kann. Beide ausgezeichneten Projekte, die Demokratiekirche Oberberg und der Medi-Punkt Troisdorf, sind Beispiele für eine lebendige Zivilgesellschaft, die Verantwortung übernimmt, wo staatliche Strukturen an ihre Grenzen stoßen oder ergänzt werden müssen.
Der Diözesanrat Köln unterstreicht mit seiner Entscheidung die Bedeutung solcher Initiativen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Die Preisträger stehen stellvertretend für zahlreiche Ehrenamtliche, die ihre Zeit und ihr Fachwissen einsetzen, um die Lebensbedingungen ihrer Mitmenschen zu verbessern und die demokratischen Werte zu verteidigen.




