In Den Haag ist eine Demonstration gegen die niederländische Asylpolitik eskaliert. Am vergangenen Samstag kam es zu schweren Ausschreitungen, bei denen ein Polizeifahrzeug in Brand gesetzt und Beamte angegriffen wurden. Die Polizei identifizierte rechtsextreme Gruppen und Fußball-Hooligans als Hauptakteure der Gewalt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Demonstration gegen die Asylpolitik in Den Haag mündete in schweren Krawallen.
- Die Polizei spricht von rund 1200 gewaltbereiten Personen, die sich unter die Demonstranten mischten.
- Als Randalierer wurden Mitglieder sogenannter "Defend-Gruppen" und Fußball-Hooligans identifiziert.
- Die Organisatorin der ursprünglichen Kundgebung distanzierte sich von der Gewalt.
Ausschreitungen am Rande einer Demonstration
Am Samstag, dem 20. September, versammelten sich Menschen in Den Haag, um gegen die Asylpolitik der niederländischen Regierung zu protestieren. Die anfangs friedliche Kundgebung schlug jedoch in Gewalt um. Eine Gruppe von Randalierern begann, Polizisten anzugreifen und Sachbeschädigungen zu begehen.
Im Verlauf der Eskalation wurde ein Polizeiauto angezündet, und die Fenster eines Parteibüros einer linksliberalen Partei wurden eingeschlagen. Berichten zufolge stürmten einige der gewalttätigen Demonstranten auch eine Autobahn. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot einschreiten, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.
Zahlen der Polizei
Nach offiziellen Angaben der Polizei waren etwa 1.200 Personen gezielt an den gewalttätigen Aktionen beteiligt. Diese Gruppe mischte sich unter die friedlichen Teilnehmer, um für Unruhe zu sorgen.
Die Organisatorin und ihre Distanzierung
Die Demonstration wurde von Els Noort, einer 26-jährigen Frau, initiiert. Sie ist in sozialen Netzwerken unter dem Pseudonym „Els Rechts“ bekannt und gilt als Unterstützerin des Rechtspopulisten Geert Wilders. In Online-Videos vertritt sie die Position, dass die Niederlande zwar „echten Flüchtlingen“ helfen sollten, viele Asylsuchende jedoch die niederländische Kultur nicht respektierten.
„Wenn sie den Gesetzen des Korans Vorrang vor der Verfassung geben, dann gehören Sie nicht hierher“, äußerte Noort in einem ihrer Videos.
Nach den Ausschreitungen zeigte sich Els Noort schockiert. Sie distanzierte sich öffentlich von den Gewalttätern und erklärte, dass sie nie wieder eine solche Veranstaltung organisieren werde. Ihr Aufruf hatte offensichtlich auch Gruppen mobilisiert, die sie nicht kontrollieren konnte.
Wer waren die gewalttätigen Gruppen?
Die Polizei von Den Haag hat klare Erkenntnisse darüber, wer für die Krawalle verantwortlich war. Es handelte sich demnach um eine Mischung aus Mitgliedern sogenannter „Defend-Gruppen“ und gewaltbereiten Fußball-Hooligans aus verschiedenen Städten.
Die Rolle der "Defend-Gruppen"
Diese „Defend-Gruppen“ sind ein relativ neues Phänomen in den Niederlanden. Sie entstanden während der Corona-Pandemie als Reaktion auf die staatlichen Maßnahmen und verbreiten teilweise Verschwörungstheorien. Ihr erklärtes Ziel ist es oft, friedliche Demonstranten vor angeblicher Polizeigewalt zu schützen.
Jelle van Buuren, ein Experte für Sicherheitspolitik an der Universität Leiden, analysiert das Vorgehen dieser Gruppen anders. Er beschreibt sie als Organisationen, die bewusst die Konfrontation mit der Polizei suchen.
„Das sind Gruppen, die ganz bewusst die Konfrontation mit der Polizei suchen und exzessive Gewalt anwenden. Die Konfrontation mit ihrem natürlichen Feind gibt ihnen einen Nervenkitzel“, so van Buuren.
Anhand von mitgeführten Bannern konnten die Randalierer verschiedenen Städten zugeordnet werden, darunter Volendam, Kerkrade, Alkmaar, Helmond, Groningen, Nimwegen, Waalwijk und Den Haag selbst.
Symbole des Rechtsextremismus
Augenzeugen berichteten, dass viele der Randalierer schwarz gekleidet und teilweise maskiert waren. Sie schwenkten orange-weiß-blaue Flaggen, die als „Prinzenflaggen“ bekannt sind. Diese Flagge wurde historisch von der National-Sozialistischen Bewegung (NSB) in den Niederlanden verwendet und ist heute ein Erkennungszeichen der rechtsextremen Szene. Zudem trugen sie ein Banner mit der Aufschrift „Remigration“, einem Begriff aus dem rechtsextremen Vokabular, der die Forderung nach der Rückführung von Migranten beschreibt.
Einschüchterung und Ideologie
Die Politikwissenschaftlerin Willemijn Kadijk berichtete gegenüber der Zeitung „Het Parool“ von einem bezeichnenden Vorfall. Randalierer näherten sich einer Ladenbesitzerin, die Angst hatte, ihr Geschäft könnte zerstört werden.
Die Männer beruhigten sie jedoch mit den Worten: „Sie sind weiß, gnädige Frau, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ Dieser Vorfall verdeutlicht die rassistische Ideologie, die hinter den Aktionen stand. Es ging nicht nur um Protest, sondern auch darum, gezielt Angst zu verbreiten und eine Spaltung der Gesellschaft zu demonstrieren.
Die Ereignisse in Den Haag werfen ein Schlaglicht auf die wachsende Vernetzung und Gewaltbereitschaft rechtsextremer Gruppen und Hooligans in den Niederlanden. Die Behörden stehen nun vor der Herausforderung, die genauen Strukturen dieser Netzwerke aufzudecken und zukünftige Eskalationen zu verhindern.




