In der Nacht zum Sonntag kam es in Dortmund zu einem Großeinsatz der Polizei. Anhänger des FC Schalke 04, die von einem Auswärtsspiel aus Magdeburg zurückkehrten, trafen auf eine Gruppe von Fans von Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln. Die Auseinandersetzung führte zu erheblichen Störungen im Bahnverkehr und zahlreichen Strafanzeigen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Dortmund trafen rund 300 Schalke-Fans auf etwa 95 Anhänger von Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln.
 - Ein Regionalzug wurde durch zweimaliges Ziehen der Notbremse gestoppt.
 - Die Polizei leitete Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Eingriffs in den Bahnverkehr ein.
 - Der Vorfall führte zu erheblichen Verspätungen und Umleitungen im Zugverkehr.
 - Der FC Schalke 04 verurteilte die Gewalt und steht in Kontakt mit den Behörden.
 
Auseinandersetzung nach erzwungenem Zughalt
Nach Angaben der Dortmunder Polizei ereignete sich der Vorfall am späten Samstagabend. Eine Gruppe von Fans des FC Schalke 04 befand sich auf der Rückreise vom Zweitligaspiel beim 1. FC Magdeburg. Ihr Zug wurde auf dem Weg durch Dortmund gezielt zum Stehen gebracht.
Um 22:04 Uhr wurde im Stadtteil Kurl erstmals die Notbremse betätigt. Mehrere Personen verließen den Zug und betraten den Gleisbereich. Nachdem der Zug seine Fahrt fortsetzen konnte, wurde die Notbremse um 22:50 Uhr im Stadtteil Scharnhorst erneut missbräuchlich genutzt.
Geplantes Aufeinandertreffen vermutet
Nach dem zweiten Halt verließ eine große Gruppe von etwa 300 Personen, die laut Polizei dem FC Schalke 04 zuzuordnen sind, den Zug. Sie bewegten sich in ein angrenzendes Waldstück. Die Einsatzkräfte von Landes- und Bundespolizei trafen die Gruppe an der Straße „Am Holzgraben“ an.
In unmittelbarer Nähe, auf dem Gelände eines Sportplatzes an der Friedrich-Hölscher-Straße, befand sich eine weitere Gruppe. Die Polizei identifizierte hier rund 90 Personen als Anhänger von Borussia Dortmund und fünf weitere als Fans des 1. FC Köln. Zwischen den Fangruppen beider Vereine besteht eine bekannte Freundschaft.
Beteiligte Personen laut Polizei
- Ca. 300 Personen: Dem FC Schalke 04 zugeordnet
 - Ca. 90 Personen: Dem BVB zugeordnet
 - 5 Personen: Dem 1. FC Köln zugeordnet
 
Umfangreiche Maßnahmen der Polizei
Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, um die Situation unter Kontrolle zu bringen und eine weitere Eskalation zu verhindern. Ein Polizeihubschrauber kam zur Überwachung aus der Luft zum Einsatz.
Bei der Durchsuchung der Umgebung des Sportplatzes fanden die Beamten Gegenstände, die als „passive Bewaffnung“ eingestuft werden. Dazu zählten unter anderem Zahnschutz, mit Sand gefüllte Handschuhe, Boxbandagen und Sturmhauben. Diese Gegenstände deuten auf eine vorbereitete körperliche Auseinandersetzung hin.
Die Polizei sprach von „sogenannten Problemfans rivalisierender Fußballvereine“, die im Dortmunder Stadtteil Scharnhorst aufeinandergetroffen seien.
Strafanzeigen und Identitätsfeststellungen
Die Einsatzkräfte stellten die Personalien von insgesamt 94 Personen aus der Gruppe der BVB- und Köln-Fans fest. Gegen sie wurden Strafanzeigen wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs und der gefährlichen Körperverletzung erstattet.
Auch bei den Schalke-Anhängern wurden laut Polizei Gegenstände zur Passivbewaffnung gefunden. Gegen sie laufen nun ebenfalls Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs. Zusätzlich wird ihnen der gefährliche Eingriff in den Bahnverkehr und der Missbrauch von Notrufeinrichtungen vorgeworfen. Angaben zu möglichen Verletzten machten die Behörden bisher nicht.
Rechtlicher Hintergrund
Der gefährliche Eingriff in den Bahnverkehr ist eine Straftat nach § 315 StGB und kann mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft werden. Landfriedensbruch (§ 125 StGB) liegt vor, wenn sich Menschen aus einer Menge heraus an Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder Sachen beteiligen.
Auswirkungen auf den Bahnverkehr
Der Polizeieinsatz und die Sperrung der Gleise hatten weitreichende Folgen für den Zugverkehr in der Region. Zahlreiche Züge mussten umgeleitet werden oder fielen komplett aus. Andere Fußballfans, die ebenfalls auf der Rückreise aus Magdeburg waren, erreichten ihre Ziele erst mit erheblicher Verspätung.
Reisende in anderen Zügen wurden über die Gründe der Verzögerung informiert. So erklärte der Lokführer eines ICE laut Berichten, dass die Strecke aufgrund von „Fußballfans im Gleisbereich“ gesperrt sei.
Die Schalker Fangruppe wurde von der Bundespolizei zurück zum Zug begleitet. Um 23:20 Uhr konnte der Zug seine Fahrt unter starker polizeilicher Präsenz fortsetzen.
Reaktion des FC Schalke 04
Der FC Schalke 04 äußerte sich am Sonntagmorgen zu den Vorkommnissen. Der Verein teilte auf Anfrage mit, von der Polizei über die Ereignisse informiert worden zu sein und sich in einem „guten und konstruktiven Austausch“ mit den Behörden zu befinden.
In einer Stellungnahme betonte der Klub seine Haltung für einen friedlichen Fußballsport. Es wurde auf das Vereinsleitbild verwiesen, in dem verankert ist, dass der FC Schalke 04 Gewalt grundsätzlich ablehnt. Dies gelte für die An- und Abreise zu Spielen ebenso wie für die Zeit im Stadion.




