Nach einer Serie von Drohungen an Schulen im Kreis Kleve ändert die Polizei ihre Kommunikationsstrategie. Statt Vorfälle diskret zu behandeln, geht die Behörde nun in die Offensive und wendet sich direkt an Schüler und Eltern. Ziel ist es, über die schwerwiegenden rechtlichen und finanziellen Folgen aufzuklären und Nachahmungstaten zu verhindern.
Häufung von Vorfällen führt zu strategischem Umdenken
In den vergangenen 18 Monaten verzeichnete die Polizei im Kreis Kleve insgesamt sechs Einsätze wegen angedrohter Straftaten an Schulen. Die Vorfälle ereigneten sich in Rees, Kalkar, Goch, Emmerich und zweimal in Kleve. Obwohl laut Polizei in keinem der Fälle eine akute Gefährdungslage bestand, führten die Drohungen zu umfangreichen Polizeieinsätzen und intensiven Ermittlungen.
Bisher verfolgten die Behörden eine zurückhaltende Informationspolitik, um mögliche Nachahmer nicht zu inspirieren. Angesichts der jüngsten Häufung hat die Kreispolizeibehörde Kleve ihre Taktik nun grundlegend geändert. Mit einer öffentlichen Kampagne unter dem Motto „Wir müssen reden“ sucht sie den direkten Dialog mit der Bevölkerung.
Wichtige Punkte
- Die Polizei im Kreis Kleve verfolgt eine neue, offensive Strategie bei der Kommunikation von Schuldrohungen.
- In den letzten anderthalb Jahren gab es sechs größere Polizeieinsätze wegen solcher Vorfälle.
- Die Behörde betont, dass bereits die Androhung einer Straftat ein Vergehen ist und kein harmloser Scherz.
- Verursachern drohen hohe finanzielle Forderungen für die Einsatzkosten, die mehrere tausend Euro betragen können.
- Eltern werden aufgefordert, ihre Kinder über die Konsequenzen aufzuklären.
Kein Kavaliersdelikt: Die rechtlichen Konsequenzen
Die Polizei stellt in ihrer Mitteilung unmissverständlich klar, dass die Androhung einer Straftat selbst eine strafbare Handlung darstellt. Dies gilt unabhängig davon, in welcher Form die Drohung geäußert wird – ob als E-Mail, als Notiz, als Schmiererei an einer Wand oder in einem Anruf.
„Was vielleicht als gedankenloser Scherz gemeint ist, ist alles andere als lustig“, warnt die Kreispolizeibehörde in ihrem Statement. Solche Handlungen würden Bilder von dramatischen Ereignissen hervorrufen und bei Schülern, Lehrern und Eltern erhebliche Ängste auslösen.
Die Ermittler machen deutlich, dass sie solche Taten nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Hoffnung, durch eine Drohung schulfrei zu bekommen, sei ein gefährlicher Trugschluss. Die Polizei werde konsequent gegen die Verantwortlichen vorgehen.
Strafunmündigkeit schützt nicht vor allen Folgen
Auch wenn die strafrechtlichen Möglichkeiten bei Kindern unter 14 Jahren begrenzt sind, bedeutet dies nicht, dass Taten ohne Konsequenzen bleiben. Die Polizei behält sich ausdrücklich vor, die Verursacher für die entstandenen Einsatzkosten in Regress zu nehmen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die finanzielle Verantwortung für den ausgelösten Aufwand geltend zu machen.
Beispiel für hohe Einsatzkosten
Ein Vergleichsfall aus Dortmund im Juni 2024 zeigt, wie teuer solche Einsätze werden können. Ein 21-jähriger Mann kletterte auf das Dach des Fußballstadions, um Fotos zu machen. Da zunächst eine Bedrohungslage nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde ein Großeinsatz ausgelöst. Die Polizei stellte dem Verursacher später Kosten in Höhe von 12.076,93 Euro in Rechnung.
Hohe Kosten für Polizeieinsätze
Ein Polizeieinsatz, der durch eine fingierte Drohung ausgelöst wird, kann schnell sehr teuer werden. Die Kosten summieren sich aus Personaleinsatz, Fahrzeugen und weiteren logistischen Aufwendungen. Nach Informationen der NRZ können dabei schnell mehrere tausend Euro zusammenkommen. Für den Einsatz in Emmerich wird sogar mit einer Forderung im fünfstelligen Bereich gerechnet.
Die Möglichkeit, diese Kosten auf die Verursacher umzulegen, dient als Abschreckung. Die finanzielle Belastung soll verdeutlichen, dass es sich bei solchen Drohungen nicht um einen Streich handelt, sondern um eine Handlung mit ernsthaften finanziellen und rechtlichen Folgen für die Täter und ihre Familien.
Gebundene Ressourcen fehlen an anderer Stelle
Die Polizei betont auch einen weiteren wichtigen Aspekt: Jeder Einsatz, der durch eine falsche Drohung ausgelöst wird, bindet wertvolle Ressourcen. Die Einsatzkräfte, die eine Schule sichern und durchsuchen, stehen in dieser Zeit nicht für andere Notfälle zur Verfügung, bei denen möglicherweise Menschen in echter Gefahr sind. Dies stellt ein Risiko für die allgemeine öffentliche Sicherheit dar.
Ein dringender Appell an die Eltern
Die Kreispolizeibehörde richtet einen direkten Appell an alle Erziehungsberechtigten. Sie sollen das Gespräch mit ihren Kindern suchen und die Grenze zwischen einem harmlosen Streich und einer Straftat klar aufzeigen. Das Bewusstsein für die Tragweite solcher Handlungen müsse im familiären Umfeld geschärft werden.
„Sprechen Sie mit Ihren Kindern! Erklären Sie ihnen, wo die Grenze von einem witzigen, harmlosen Streich zu einer Straftat liegt“, so die Aufforderung der Polizei. Es liege im Interesse aller, dass die Polizei ihre Kräfte dort einsetzen kann, wo sie tatsächlich gebraucht wird, anstatt auf erfundene Bedrohungen reagieren zu müssen.
Die neue, offene Kommunikationsstrategie soll dazu beitragen, das Thema zu enttabuisieren und eine breite gesellschaftliche Debatte über die Verantwortung jedes Einzelnen anzustoßen. Ziel ist es, solche Vorfälle in Zukunft zu minimieren und die Sicherheit an den Schulen im Kreis Kleve nachhaltig zu gewährleisten.




