Ein 73-jähriger Mann aus Köln wurde beinahe Opfer einer perfiden Betrugsmasche. Ein Anrufer, der sich als Chefarzt der Uniklinik ausgab, versetzte ihn in Panik mit der Nachricht, seine Schwiegertochter sei todkrank. Die Täter forderten 150.000 Euro für ein angebliches Medikament.
Der Vorfall ereignete sich, während die Schwiegertochter des Mannes tatsächlich zur Entbindung im Krankenhaus lag. Nur durch seine Geistesgegenwart konnte der Senior den Betrugsversuch im letzten Moment erkennen und die Polizei alarmieren. Der Fall zeigt, wie skrupellos Täter vorgehen, um ihre Opfer emotional unter Druck zu setzen.
Wichtige Informationen
- Ein 73-jähriger Kölner erhielt einen Schockanruf von einem angeblichen Arzt der Uniklinik.
 - Die Täter behaupteten, seine Schwiegertochter habe Krebs im Endstadium und benötige ein Medikament für 150.000 Euro.
 - Der Mann durchschaute den Betrug, als die Geldforderung gestellt wurde, und informierte die Polizei.
 - Die Polizei und die Uniklinik Köln warnen eindringlich vor dieser Betrugsmasche und geben Verhaltenstipps.
 
Ein Anruf, der alles veränderte
Für Jürgen Hauptmann (Name von der Redaktion geändert) und seine Frau sollte es ein Tag der Freude werden. Sie erwarteten die Geburt ihres ersten Enkelkindes. Am Vormittag hatte ihr Sohn aus dem Krankenhaus angerufen und mitgeteilt, dass bei seiner Frau die Geburt eingeleitet werde. Die Anspannung und Vorfreude waren groß.
Doch nur eine Stunde später wurde die aufgeregte Stimmung jäh unterbrochen. Das Telefon klingelte. Ein Mann mit ernster Stimme stellte sich als Chefarzt der Chirurgie der Uniklinik Köln vor. Er überbrachte eine schreckliche Nachricht: „Wir haben bei Ihrer Tochter Magen- und Darmkrebs im Endstadium festgestellt.“ Im Hintergrund war das Weinen einer Frau zu hören. Der angebliche Arzt forderte Herrn Hauptmann auf, sofort in die Klinik zu kommen, um eine wichtige Entscheidung zu treffen.
In der Schockstarre
„Ich war vollkommen überrumpelt“, erzählte der 73-Jährige später. In der Panik des Moments erschien ihm die Geschichte plausibel. Er ging davon aus, dass seine Schwiegertochter nach einem Kaiserschnitt notfallmäßig in die Uniklinik verlegt worden war. Er korrigierte den Anrufer sogar und sagte, es müsse sich um seine Schwiegertochter handeln, was der Täter sofort bestätigte.
Ohne zu zögern, stieg Jürgen Hauptmann ins Auto, um zur Uniklinik zu fahren. Die Betrüger hatten ihn angewiesen, dass seine Frau zu Hause bleiben und die Telefonleitung freihalten müsse. Als Grund nannten sie die absurde Behauptung, man könne aus der Klinik nicht auf Mobiltelefonen anrufen.
Die Taktik der emotionalen Manipulation
Betrüger, die Schockanrufe tätigen, nutzen gezielt die Ängste ihrer Opfer aus. Sie erzeugen durch dramatische Geschichten über Unfälle oder schwere Krankheiten von nahen Angehörigen eine extreme Stresssituation. In diesem Zustand ist die Fähigkeit zu rationalem Denken stark eingeschränkt, was die Opfer anfälliger für die Forderungen der Täter macht.
Die Forderung nach 150.000 Euro
Während der Fahrt zur Klinik erhielt Hauptmann einen weiteren Anruf auf seinem Handy – von demselben angeblichen Arzt, der kurz zuvor behauptet hatte, Mobiltelefone nicht anrufen zu können. Der Täter fragte, wie lange er noch brauche, und präsentierte dann die eigentliche Forderung.
Es gäbe eine einzige Möglichkeit, das Leben seiner Schwiegertochter zu retten: ein spezielles Medikament aus der Schweiz. Die Kosten dafür beliefen sich auf 150.000 Euro. Das Geld müsse sofort bezahlt werden, damit ein Kurier das Medikament liefern könne und die Behandlung am nächsten Tag beginnen könne.
„Ich war dermaßen geschockt und geängstigt, ich habe diesen Unsinn in dem Moment geglaubt – und das, obwohl ich 26 Jahre Manager in der IT war.“
- Jürgen Hauptmann, Betrugsopfer
Druck auf zwei Leitungen
Während Jürgen Hauptmann im Auto unter Druck gesetzt wurde, rief ein Komplize bei seiner Frau auf dem Festnetz an. Dieser Täter erkundigte sich gezielt nach den finanziellen Verhältnissen der Familie, fragte nach Bargeld, Wertpapieren und Gold. Diese Vorgehensweise ist typisch für solche Betrugsmaschen. Indem die Täter beide Ehepartner gleichzeitig auf getrennten Leitungen beschäftigen, verhindern sie, dass diese sich untereinander absprechen oder Hilfe rufen können.
In dem Moment, als die hohe Geldforderung für das Medikament ausgesprochen wurde, wurde Jürgen Hauptmann jedoch misstrauisch. „An diesem Punkt ist mir das Licht aufgegangen. Ich bin aus dem Schockmodus herausgekommen und habe noch aus dem Auto die Polizei angerufen“, berichtet er.
Zufall oder gezielte Information?
Es bleibt unklar, ob die Betrüger wussten, dass die Schwiegertochter der Hauptmanns tatsächlich im Krankenhaus war. Oft suchen die Täter in öffentlichen Telefonverzeichnissen nach potenziellen Opfern und wählen dabei gezielt Personen mit älter klingenden Vornamen aus. Die Übereinstimmung der Ereignisse könnte ein makaberer Zufall gewesen sein.
Warnungen von Polizei und Uniklinik
Nachdem Herr Hauptmann die Polizei verständigt hatte, wurde er angewiesen, sofort nach Hause zurückzukehren. Auch seine Frau hatte inzwischen Verdacht geschöpft. Als er ankam, waren die Beamten bereits vor Ort, um die Anzeige aufzunehmen.
Offizielle Ratschläge der Polizei
Die Polizei rät bei verdächtigen Anrufen zu folgendem Verhalten:
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Betrüger erzeugen gezielt Zeitdruck und Panik.
 - Beenden Sie das Gespräch. Legen Sie einfach auf, wenn Ihnen etwas merkwürdig vorkommt.
 - Nehmen Sie selbst Kontakt auf. Rufen Sie die Person, um die es angeblich geht, unter der Ihnen bekannten Nummer an.
 - Wählen Sie den Notruf 110. Informieren Sie die Polizei über den verdächtigen Anruf.
 - Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an Fremde. Behörden oder Krankenhäuser fordern niemals Bargeld am Telefon oder an der Haustür.
 
Stellungnahme der Uniklinik Köln
Die Masche des falschen Chefarztes ist auch der Uniklinik Köln bekannt. Kliniksprecher Mirko Ristau stellt klar: „Wir würden Nachrichten zu schweren Diagnosen grundsätzlich nicht am Telefon überbringen, sondern die Angehörigen bitten, für ein persönliches Gespräch vorbeizukommen.“
Er betont außerdem, dass die Uniklinik niemals telefonisch zur Zahlung von Behandlungen auffordere, „schon gar nicht in dieser Höhe und zur Übergabe in bar“. Ristau empfiehlt Betroffenen, sich bei einem verdächtigen Anruf den Namen und die Station des angeblichen Arztes zu notieren, aufzulegen und anschließend die zentrale Nummer der Uniklinik unter 0221-478-0 anzurufen, um die Angaben zu überprüfen.
Für die Familie Hauptmann endete der Albtraum glücklicherweise gut. Am Tag nach dem Betrugsversuch kam ihre Enkeltochter gesund zur Welt.




