Die Kölner Polizei hat am Donnerstagmorgen eine großangelegte Razzia wegen des Verdachts auf Wahlbetrug durchgeführt. Im Zentrum der Ermittlungen steht die Wahl zum Integrationsrat der Stadt Köln vom 14. September 2025. Es besteht der Verdacht, dass rund 400 Briefwahlunterlagen systematisch gefälscht wurden, um das Ergebnis zugunsten einer bestimmten Kandidatin zu beeinflussen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Polizei durchsuchte 16 Wohnungen und Geschäftsräume in Köln und Umgebung.
- Es wird wegen des Verdachts der Fälschung von rund 400 Briefwahlstimmen ermittelt.
- Die Ermittlungen richten sich gegen zehn Beschuldigte.
- Das Wahlamt der Stadt Köln hatte nach internen Kontrollen Strafanzeige erstattet.
Großrazzia im Rheinland
In den frühen Morgenstunden des Donnerstags, dem 25. September 2025, haben Beamte der Staatsschutzabteilung der Kölner Polizei eine koordinierte Aktion gestartet. Insgesamt 16 Objekte wurden durchsucht, darunter Privatwohnungen sowie Räumlichkeiten von Vereinen und Pflegediensten. Der Einsatz fand nicht nur im Kölner Stadtgebiet statt, sondern erstreckte sich auch auf den Rheinisch-Bergischen und den Oberbergischen Kreis.
Ziel der Maßnahmen war die Sicherstellung von Beweismitteln. Laut Polizeiangaben wurden dabei Mobiltelefone und verschiedene Datenträger beschlagnahmt. Diese sollen nun ausgewertet werden, um den Verdacht der Wahlfälschung zu erhärten oder zu widerlegen.
Zehn Personen im Visier der Ermittler
Die Ermittlungen richten sich derzeit gegen insgesamt zehn Beschuldigte. Acht dieser Personen wurden vorläufig zur erkennungsdienstlichen Behandlung und zur Vernehmung in das Kölner Polizeipräsidium gebracht. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte jedoch, dass es keine Festnahmen gab. Die Beschuldigten wurden nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen.
Was ist der Integrationsrat?
Der Integrationsrat ist ein politisches Gremium, das die Interessen der Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund in einer Kommune vertritt. Er wird in vielen Städten Nordrhein-Westfalens direkt von den wahlberechtigten Migranten sowie von allen wahlberechtigten Deutschen gewählt. Das Gremium berät den Stadtrat und die Verwaltung in allen Angelegenheiten, die diese Bevölkerungsgruppe betreffen.
Der konkrete Tatvorwurf
Die Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten ein systematisches Vorgehen vor, um die Wahl zu manipulieren. Sie sollen gezielt die Briefwahl genutzt haben, um Stimmen für eine bestimmte Kandidatin zu generieren. Der Vorwurf lautet auf Wahlfälschung und Urkundenfälschung.
So soll die Manipulation funktioniert haben
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Beschuldigten im Namen von real existierenden, überwiegend russischsprachigen Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen beantragt haben. Als Zustelladressen wurden jedoch nicht die Privatanschriften der Wähler angegeben, sondern die Adressen von Vereinen und Pflegediensten, in denen die Beschuldigten leitende Funktionen innehaben.
Nachdem die rund 400 Wahlunterlagen dort eingegangen waren, sollen die Beschuldigten die Stimmzettel ausgefüllt und die Unterschriften auf den Wahlscheinen gefälscht haben. Anschließend wurden die manipulierten Briefwahlunterlagen an das Wahlamt der Stadt Köln zurückgesendet.
Rund 400 Stimmen betroffen
Die Ermittlungen konzentrieren sich auf eine Menge von etwa 400 Briefwahlstimmen. Bei der Wahl zum Integrationsrat, wo oft schon wenige hundert Stimmen über einen Sitz entscheiden können, stellt dies eine erhebliche und potenziell wahlentscheidende Menge dar.
Wachsamkeit des Wahlamtes führte zu Ermittlungen
Die mutmaßliche Fälschung kam nicht durch Zufall ans Licht. Mitarbeiter des städtischen Wahlamtes wurden auf Unregelmäßigkeiten bei den eingegangenen Briefwahlunterlagen aufmerksam. Interne Kontrollmechanismen schlugen Alarm, was zu einer genaueren Prüfung führte.
Aufgrund der verdächtigen Häufung von gleichartigen Fällen erstattete das Wahlamt der Stadt Köln noch am Wahltag, dem 14. September 2025, Strafanzeige bei der Polizei. Dies ermöglichte den Ermittlern, schnell zu handeln. „Die möglichen Fälschungen seien über Kontrollmechanismen der Wahlleitung bei Briefwahlunterlagen rechtzeitig erkannt worden“, teilte die Polizei in einer offiziellen Mitteilung mit.
Spezielle Ermittlungsgruppe eingesetzt
Aufgrund der politischen Bedeutung und der Komplexität des Falles hat die Kölner Kriminalpolizei eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet. Diese soll nun die sichergestellten Beweismittel auswerten und die genauen Zusammenhänge aufklären. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft machten aus ermittlungstaktischen Gründen nähere Angaben zu den Hintergründen oder den beteiligten Personen.
Partei „Heimat Köln“ im Fokus
Obwohl die Behörden den Namen der betroffenen Partei nicht offiziell nannten, deuten Recherchen darauf hin, dass es sich um die Kleinstpartei „Heimat Köln“ handelt. Die Stimmen sollen der Spitzenkandidatin dieser Partei, Eugenie Rempel, zugutegekommen sein.
Frau Rempel war als einzige Vertreterin ihrer Liste in den Integrationsrat gewählt worden. Sie erhielt insgesamt 1.891 Stimmen, was einem Anteil von 3,4 Prozent entspricht. Dieser Wert reichte für den Einzug in das Gremium.
„Die Ermittlungen stehen noch am Anfang. Es gilt die Unschuldsvermutung für alle Beteiligten, bis die Vorwürfe gerichtlich geklärt sind.“
Verbindung zu einem interkulturellen Verein
Eugenie Rempel wird im Internet als ehrenamtliche Geschäftsführerin des Vereins „Interkulturelles Zentrum Atlant e.V.“ geführt. Dieser Verein ist eine der Institutionen, deren Räumlichkeiten im Zuge der Razzia durchsucht wurden. Eine Stellungnahme von Frau Rempel war am Donnerstag nicht zu erhalten. Ein Angehöriger teilte mit, dass ihr Mobiltelefon von den Ermittlern beschlagnahmt worden sei und sie nicht vor Ort sei.
Die weiteren Ermittlungen werden zeigen, ob sich der schwerwiegende Verdacht der Wahlfälschung bestätigt. Sollte dies der Fall sein, könnte dies nicht nur strafrechtliche Konsequenzen für die Beteiligten haben, sondern auch die Gültigkeit der Wahl zum Integrationsrat infrage stellen.




