Am Dienstagmorgen sorgte ein ungewöhnlicher Fund in der S-Bahn-Linie S6 für erhebliche Störungen im Berufsverkehr zwischen Essen und Köln. Unbekannte hatten drei lebende Hühner in einem Abteil der 1. Klasse ausgesetzt, was einen Großeinsatz von Bundespolizei und Feuerwehr auslöste und zum kompletten Ausfall des Zuges führte.
Das Wichtigste in Kürze
- Drei lebende Hühner wurden am Dienstagmorgen in einem 1.-Klasse-Abteil der S6 entdeckt.
- Der betroffene Zug musste für Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten komplett ausfallen, was den Berufsverkehr störte.
- Die Tiere wurden von der Feuerwehr gerettet und sind nun im Tierheim Köln-Zollstock untergebracht.
- Die Bundespolizei ermittelt wegen Verunreinigung von Bahnanlagen und wertet Videomaterial aus.
Ein Hühnerstall in der 1. Klasse
Für den Lokführer der S6 begann der Dienst am 14. Oktober mit einer kuriosen Entdeckung. Gegen 7:30 Uhr fand er in einem Wagen der 1. Klasse eine Szene vor, die eher an einen Bauernhof als an öffentlichen Nahverkehr erinnerte. Drei Hühner scharrten auf einem Bett aus Stroh und Erde, das von den unbekannten Tätern im Abteil ausgebreitet worden war.
Der Vorfall ereignete sich auf der vielbefahrenen Strecke von Essen nach Köln, mitten im morgendlichen Pendlerstrom. Die sofort alarmierten Einsatzkräfte der Bundespolizei und der Kölner Feuerwehr sicherten den Bereich ab und leiteten die notwendigen Maßnahmen ein.
Störung im morgendlichen Berufsverkehr
Die S-Bahn-Linie S6 ist eine zentrale Verbindung im Rhein-Ruhr-Gebiet und wird täglich von Tausenden Pendlern genutzt. Ein Ausfall eines kompletten Zuges, besonders zur Hauptverkehrszeit gegen 7:30 Uhr, hat weitreichende Folgen für den Fahrplan und führt unweigerlich zu Verspätungen und vollen Anschlusszügen.
Zugausfall und aufwendige Reinigung
Die unmittelbare Konsequenz der Aktion war ein erhebliches Ärgernis für zahlreiche Reisende. Die Deutsche Bahn sah sich gezwungen, den gesamten Zug aus dem Verkehr zu ziehen. „Aufgrund der notwendigen Reinigung und Desinfektion des Abteils musste der S-Bahn-Zug leider komplett entfallen“, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage.
Die Entscheidung war unumgänglich, um hygienische Standards zu gewährleisten und mögliche Gesundheitsrisiken auszuschließen. Die Reinigung eines Zuges, der mit Tierexkrementen, Erde und Stroh verunreinigt wurde, ist ein aufwendiger Prozess, der nicht während des laufenden Betriebs durchgeführt werden kann.
§ 303 StGB Sachbeschädigung
Das Aussetzen von Tieren und die damit verbundene Verunreinigung können rechtliche Folgen haben. Die Bundespolizei ermittelt in diesem Fall wegen „Verunreinigung von Bahnanlagen“, was als eine Form der Sachbeschädigung gewertet werden kann. Je nach Schwere und Vorsatz drohen Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen.
Ermittlungen der Bundespolizei laufen
Die Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Ein Sprecher bestätigte, dass ein Verfahren wegen der Verunreinigung von Bahnanlagen eingeleitet wurde. Hinweise auf die Täter gibt es bislang nicht. Die Beamten gehen derzeit nicht von einem politischen Hintergrund aus, sondern vermuten einen schlechten Scherz oder eine gezielte Provokation.
Ein entscheidender Schritt bei der Suche nach den Verantwortlichen ist die Auswertung der Videoaufnahmen aus dem Zug und von den Bahnhöfen. Die Ermittler hoffen, auf den Aufzeichnungen Personen zu identifizieren, die mit den Hühnern oder den Materialien wie Stroh und Erde zugestiegen sind. Die Tiere selbst wurden bei dem Vorfall glücklicherweise nicht verletzt.
Spezielle Rettungsaktion der Feuerwehr
Die Rettung der drei gefiederten Passagiere gestaltete sich komplizierter als zunächst angenommen. Um zu verhindern, dass die aufgeschreckten Tiere ins Gleisbett fliehen und sich oder den Bahnverkehr gefährden, wurde eine besondere Vorgehensweise gewählt. Der Zug wurde von einem Abstellgleis gezielt in den Bahnhof Köln-Worringen gefahren.
Dort konnten die Einsatzkräfte der Kölner Feuerwehr die Hühner in einer kontrollierten Umgebung sicher einfangen. Diese Maßnahme verhinderte eine gefährliche Verfolgungsjagd entlang der Gleise und sorgte für einen schnellen und tierfreundlichen Abschluss des Einsatzes.
„Die Tiere sind laut Tierheim Zollstock wohlauf und gackern. Sie lachen sich wohl über ihr Abenteuer kaputt.“
Ein glückliches Ende im Tierheim
Nach ihrer erfolgreichen Rettung wurden die drei Hühner umgehend ins Tierheim in Köln-Zollstock gebracht. Dort wurden sie untersucht und versorgt. Ein Sprecher der Feuerwehr fasste das Ergebnis mit einem Augenzwinkern zusammen: Die Tiere seien wohlauf und machten einen munteren Eindruck.
Der Vorfall wirft jedoch ein Schlaglicht auf ein ernstes Problem. Tierheime in der Region Köln sind regelmäßig mit ausgesetzten Tieren konfrontiert. Während dieser Fall durch seine Skurrilität auffällt, ist die Realität für viele Tiere und die Helfer in den Heimen oft weniger amüsant und stellt eine dauerhafte emotionale und finanzielle Belastung dar.




