Die deutsche Musikwelt trauert um einen ihrer größten Künstler. Klaus Doldinger, der legendäre Jazz-Saxofonist und Komponist, ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Seine bekannteste Komposition, die Titelmelodie der Krimireihe „Tatort“, ist fest im kollektiven Gedächtnis Deutschlands verankert.
Wie seine Ehefrau der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, schlief Doldinger am Donnerstagabend friedlich im Kreise seiner Familie in seinem Zuhause ein. Mit ihm verliert die Musikszene einen vielseitigen Pionier, der mit seiner Band Passport international Jazzgeschichte schrieb und als Komponist für Film und Fernsehen unvergessliche Werke schuf.
Das Wichtigste in Kürze
- Klaus Doldinger, Komponist der „Tatort“-Melodie, ist im Alter von 89 Jahren gestorben.
- Er war ein international anerkannter Jazz-Musiker und Gründer der Band Passport.
- Doldinger komponierte auch die Musik für Welterfolge wie „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“.
- Er starb friedlich im Kreis seiner Familie, wie seine Ehefrau bestätigte.
Ein Leben für die Musik: Die frühen Jahre
Klaus Doldinger wurde in Berlin geboren, doch seine musikalische Laufbahn begann in den frühen 1950er Jahren in Düsseldorf. Während seines Studiums der Musiktheorie, des Klaviers und der Klarinette sammelte er erste Bühnenerfahrungen als Mitglied der Dixieland-Band The Feetwarmers. Diese Zeit legte den Grundstein für seine lebenslange Leidenschaft für improvisierte Musik.
Einige Jahre später gründete er mit The Oskar's Trio seine erste eigene Band. Schon damals zeigte sich sein Talent, verschiedene musikalische Einflüsse zu kombinieren und einen eigenen Stil zu entwickeln. Diese frühen Projekte waren entscheidend für seinen Weg an die Spitze der europäischen Jazz-Szene.
Der internationale Durchbruch
Der entscheidende Schritt auf die internationale Bühne gelang Doldinger im Jahr 1960. Eine Tournee führte ihn durch die USA, das Mutterland des Jazz. Sein Talent und seine innovative Spielweise fanden große Anerkennung. Ein besonderer Höhepunkt war die Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Jazz-Metropole New Orleans, eine seltene Ehre für einen deutschen Musiker.
Dieser Erfolg öffnete ihm Türen und festigte seinen Ruf als herausragender Saxofonist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Er begann, mit internationalen Größen zusammenzuarbeiten und seinen musikalischen Horizont stetig zu erweitern.
Die Ära Passport: Eine musikalische Revolution
Im Jahr 1971 schlug Klaus Doldinger ein neues Kapitel auf und gründete die Band Passport. Diese Formation wurde zu einem der einflussreichsten Projekte des europäischen Jazz-Rock. Passport war bekannt für die Verschmelzung von Jazz, Rock, Funk und elektronischen Klängen. Die Band wurde zu einem Sprungbrett für viele talentierte Musiker.
Wussten Sie schon?
Der erste Schlagzeuger der Band Passport war kein Geringerer als Udo Lindenberg. Er würdigte seinen ehemaligen Bandleader später respektvoll als „Jazz-Meister“ und betonte Doldingers prägenden Einfluss auf seine eigene Karriere.
Mit Passport absolvierte Doldinger in über 50 Jahren mehr als 5.000 Auftritte weltweit. Die Band veröffentlichte zahlreiche Alben, die heute als Klassiker des Genres gelten. Noch im Jahr 2021 feierte die Gruppe ihr 50-jähriges Bestehen mit dem Album „The First Fifty Years of Passport“, das die beeindruckende musikalische Reise der Band dokumentierte.
Der Komponist für Film und Fernsehen
Parallel zu seiner Karriere als Jazzmusiker etablierte sich Klaus Doldinger als einer der gefragtesten Komponisten für Film- und Fernsehproduktionen in Deutschland. Seine Fähigkeit, Stimmungen in Musik zu übersetzen, machte ihn zur ersten Wahl für viele renommierte Regisseure.
Die unsterbliche Tatort-Melodie
Sein wohl bekanntestes Werk schuf er für das Fernsehen: die Titelmelodie der ARD-Krimireihe „Tatort“. Seit 1970 eröffnet der prägnante Sound fast jeden Sonntagabend den Fernsehkrimi und ist für Millionen von Menschen zur vertrauten Routine geworden. Die Melodie mit ihrem unverwechselbaren Saxofon-Riff ist deutsches Kulturgut und ein Evergreen, der Generationen überdauert hat.
Die Komposition ist ein perfektes Beispiel für Doldingers Talent, eingängige und gleichzeitig anspruchsvolle Musik zu schaffen, die sofort im Gedächtnis bleibt.
Von „Das Boot“ bis zur „Unendlichen Geschichte“
Doldingers musikalisches Schaffen war jedoch weitaus umfangreicher. Er komponierte die Soundtracks für einige der größten deutschen Filmerfolge. Dazu gehören:
- „Das Boot“ (1981): Seine Musik für Wolfgang Petersens U-Boot-Drama trug maßgeblich zur beklemmenden und intensiven Atmosphäre des Films bei und wurde international gefeiert.
- „Die unendliche Geschichte“ (1984): Auch zu diesem Fantasy-Klassiker steuerte er die Filmmusik bei und schuf eine zauberhafte Klangwelt.
- Weitere Produktionen: Zu seinen weiteren Arbeiten zählen die Musik für die Serie „Liebling Kreuzberg“ und den Film „Salz auf meiner Haut“.
Würdigung durch den Bundespräsidenten
Die Bedeutung von Klaus Doldinger für die deutsche Kultur wurde auch von höchster Stelle anerkannt. Anlässlich seines 85. Geburtstages im Jahr 2021 würdigte ihn der damalige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Steinmeier bezeichnete Doldinger als einen kreativen Geist, „der der improvisierten Musik stets neue, eigenständige Ausdrucksformen verleiht“, und als einen Künstler, dessen Werk die Musikszene seit Jahrzehnten beeinflusst.
Diese Anerkennung unterstreicht den außergewöhnlichen Status, den sich Klaus Doldinger durch sein lebenslanges Schaffen erarbeitet hat. Sein musikalisches Erbe wird in seinen unzähligen Kompositionen und Aufnahmen weiterleben.




