In Köln-Nippes hat eine Anwohnerin eine Nosferatu-Spinne in ihrer Wohnung entdeckt. Der Fund ist kein Einzelfall, denn die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Art breitet sich in Nordrhein-Westfalen immer weiter aus. Besonders im Herbst suchen die Tiere Schutz in Häusern und Wohnungen.
Wichtige Informationen
- Die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) wird zunehmend in Wohnungen in Köln und NRW gesichtet.
- Sie ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und hat sich durch den Klimawandel nach Norden ausgebreitet.
- Ihr Biss ist für Menschen ohne Allergien in der Regel ungefährlich und mit einem Mückenstich vergleichbar.
- Experten raten dazu, die Tiere nicht zu töten, sondern sie lebend ins Freie zu setzen.
Ein überraschender Gast in Nippes
Für eine 43-jährige Frau aus dem Kölner Stadtteil Nippes begann der Freitag mit einer unerwarteten Begegnung. Beim Aufräumen im Hausflur ihrer Erdgeschosswohnung fand sie am 3. Oktober eine große Spinne, die sich zwischen mehreren Jutebeuteln in einem Einkaufsnetz versteckt hatte. Es handelte sich um ein männliches Exemplar der Nosferatu-Spinne.
Dieser Fund war für die Kölnerin nicht der erste dieser Art. „Es ist bereits die dritte Nosferatu-Spinne in drei Jahren, jedes Jahr eine“, berichtete sie. Die wiederholten Sichtungen zeigen, dass die Spinne in der Region zunehmend heimisch wird.
Herkunft und Ausbreitung der Nosferatu-Spinne
Die Nosferatu-Spinne, wissenschaftlich Zoropsis spinimana genannt, stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und Nordafrika. Ihre Anwesenheit in Deutschland ist ein relativ neues Phänomen. Erstmals wurde die Art hierzulande im Jahr 2005 in Freiburg im Breisgau nachgewiesen. Vermutlich gelangte sie als „blinder Passagier“ im Güter- und Reiseverkehr nach Mitteleuropa.
Seitdem hat sich die Spinne stetig weiter nach Norden ausgebreitet. Insbesondere entlang der wärmebegünstigten Rheinschiene hat sie sich etabliert, weshalb Sichtungen in Städten wie Köln, Düsseldorf und Bonn in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben.
Klimawandel begünstigt die Ausbreitung
Experten des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) sehen den Klimawandel als einen der Hauptgründe für die erfolgreiche Ansiedlung der wärmeliebenden Art. Die milderen Winter und wärmeren Sommer in Deutschland schaffen für Zoropsis spinimana überlebensfähige Bedingungen, die es ihr ermöglichen, dauerhafte Populationen aufzubauen.
Warum sie im Herbst in Häuser kommt
Vor allem in den Monaten September und Oktober werden Nosferatu-Spinnen häufiger in Gebäuden angetroffen. Mit den sinkenden Außentemperaturen suchen die Tiere aktiv nach warmen und geschützten Orten zum Überwintern. Da sie nicht an kalte deutsche Winter im Freien angepasst sind, sind Häuser, Keller, Garagen und Schuppen für sie ideale Rückzugsorte.
Die Spinnen dringen durch offene Fenster, Türen oder Spalten im Mauerwerk in die Gebäude ein. Dort finden sie nicht nur Wärme, sondern oft auch ein reichhaltiges Nahrungsangebot in Form von Insekten wie Mücken und Fliegen.
Ist die Nosferatu-Spinne gefährlich?
Trotz ihrer beeindruckenden Größe von bis zu fünf Zentimetern Beinspannweite und ihres furchteinflößenden Namens gilt die Nosferatu-Spinne für den Menschen als weitgehend harmlos. Sie besitzt zwar Gift, um ihre Beute zu lähmen, doch dieses ist für Menschen in der Regel ungefährlich.
Ein Biss tritt nur sehr selten auf, und zwar ausschließlich dann, wenn sich die Spinne massiv bedroht fühlt, beispielsweise wenn sie eingeklemmt wird. Die Wirkung eines Bisses wird von den meisten Menschen mit dem Stich einer Mücke verglichen. Es kann zu leichten lokalen Reaktionen wie Rötung, Schwellung und Juckreiz kommen. Nur in seltenen Fällen können die Schmerzen denen eines Bienen- oder Wespenstichs ähneln. Für Menschen ohne eine spezifische Allergie gegen Spinnengift besteht jedoch keine gesundheitliche Gefahr.
So verhält man sich richtig bei einem Fund
Wer eine Nosferatu-Spinne in der Wohnung findet, sollte Ruhe bewahren. Anstatt das Tier zu töten, empfehlen Tierschützer und Experten eine einfache und sichere Methode, um es nach draußen zu bringen:
- Stülpen Sie vorsichtig ein leeres Glas über die Spinne.
- Schieben Sie ein stabiles Stück Papier oder dünnen Karton langsam unter die Glasöffnung.
- Halten Sie Papier und Glas fest zusammen und transportieren Sie die Spinne sicher ins Freie.
- Setzen Sie das Tier in einiger Entfernung zum Haus wieder aus.
Die Kölnerin aus Nippes handelte genau nach diesem Prinzip. Obwohl sie früher Spinnen mochte, hat sie heute „schon Respekt und ein bisschen Angst“, wie sie zugab. Dennoch sorgte sie dafür, dass das Tier unversehrt nach draußen gelangte.
So unterscheiden Sie die Nosferatu-Spinne
Die Nosferatu-Spinne wird oft mit der ebenfalls großen und häufig in Häusern anzutreffenden Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica) verwechselt. Es gibt jedoch einige klare Unterscheidungsmerkmale.
Merkmale der Nosferatu-Spinne
- Körperbau: Sie hat im Verhältnis zu ihrem Körper kürzere, aber kräftigere Beine als die Hauswinkelspinne.
- Färbung: Ihr Körper ist heller, meist in Beige- oder Brauntönen gehalten, und weist eine samtige Behaarung auf.
- Zeichnung: Das auffälligste Merkmal ist eine markante, dunkle Zeichnung auf ihrem Vorderkörper. Diese erinnert viele Betrachter an das Gesicht des Vampirs aus dem Stummfilmklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von 1922, was der Spinne ihren Namen gab.
Jagdverhalten als weiteres Unterscheidungsmerkmal
Auch im Verhalten gibt es deutliche Unterschiede. Während die Hauswinkelspinne ein Trichternetz baut und passiv auf Beute wartet, die sich darin verfängt, ist die Nosferatu-Spinne eine aktive Jägerin. Sie gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen und baut keine Fangnetze. Stattdessen schleicht sie sich an ihre Beute an oder lauert ihr auf und überwältigt sie dann in einem schnellen Sprung.
Ihre Fähigkeit, auch glatte Oberflächen wie Glas oder Fliesen zu erklimmen, verdankt sie speziellen Hafthaaren an ihren Füßen – eine Eigenschaft, die der Hauswinkelspinne fehlt. Dies erklärt, warum sie manchmal an Wänden oder sogar an der Decke gefunden wird.




