Berichten zufolge setzt das russische Militär im Krieg gegen die Ukraine zunehmend auf Pferde als Ersatz für zerstörte oder fehlende Militärfahrzeuge. Diese unkonventionelle Taktik soll eine Reaktion auf die erheblichen Verluste an gepanzerten Fahrzeugen sein und wird bereits in Fronteinsätzen angewendet.
Soldaten erhalten demnach Reitunterricht, um die Tiere für schnelle Vorstöße und den Transport von Material in schwierigem Gelände zu nutzen. Ein russischer Kommandant hebt angebliche taktische Vorteile hervor, wie etwa eine geringere Anfälligkeit für bestimmte Minentypen.
Wichtige Erkenntnisse
- Russische Streitkräfte bilden laut Berichten Soldaten für den Einsatz auf Pferden an der Front aus.
- Der Grund für diese Maßnahme sollen hohe Verluste an Panzern und anderen Militärfahrzeugen sein.
- Die Tiere werden sowohl für den Transport als auch für Angriffsoperationen eingesetzt.
- Ein Kommandant behauptet, Pferde könnten Minenfelder sicherer durchqueren und seien in manchen Gebieten schneller als Fahrzeuge.
- Experten sehen darin ein deutliches Zeichen für die logistischen Schwierigkeiten der russischen Armee.
Berichte über berittene Einheiten im Kampfeinsatz
Neue Informationen aus der Ukraine deuten auf eine drastische Änderung der russischen Militärstrategie hin. Angesichts schwindender Bestände an gepanzerten Fahrzeugen soll die russische Armee damit begonnen haben, Soldaten auf Pferden auszubilden und diese direkt an der Frontlinie einzusetzen. Diese Entwicklung wurde zuerst von der britischen Zeitung „The Sun“ unter Berufung auf einen russischen Kriegsreporter gemeldet.
Die Berichte beschreiben, wie die Tiere genutzt werden, um die Lücken zu füllen, die durch die Zerstörung von Transportmitteln und Kampffahrzeugen entstanden sind. Die Pferde dienen nicht nur dem Transport von Nachschub und Personal, sondern werden auch in offensiven Operationen eingesetzt.
Die Taktik der Zweier-Teams
Die Einsatzmethode ist für moderne Kriegsführung ungewöhnlich. In der Regel reiten zwei Soldaten auf einem Pferd. Ein Soldat lenkt das Tier, während der zweite Soldat ein Maschinengewehr oder eine andere Waffe bedient. Diese Konfiguration ermöglicht schnelle, mobile Angriffe auf kurze Distanz, insbesondere auf feindliche Grabenstellungen.
Diese Taktik erinnert an Kavallerieeinsätze aus vergangenen Epochen, wird nun aber im Kontext eines hochtechnisierten Konflikts des 21. Jahrhunderts neu interpretiert. Zuvor soll auch der Einsatz von Eseln für logistische Aufgaben geprüft, aber zugunsten der schnelleren und vielseitigeren Pferde verworfen worden sein.
Angeblicher Vorteil bei Minenfeldern
Ein russischer Kommandant mit dem Rufzeichen „Khan“ erläuterte gegenüber einem Reporter die vermeintlichen Vorteile dieser Methode. Er behauptet, dass Pferde in bestimmten Situationen effektiver seien als motorisierte Fahrzeuge.
„Ein Pferd kann die entscheidenden Geländestrecken von unseren Stellungen bis zu den feindlichen Gräben schneller zurücklegen als jedes andere Transportmittel“, so der Kommandant.
Ein weiterer, zentraler Punkt seiner Argumentation ist die geringere Gefahr durch Landminen. Laut „Khan“ lösen die Tiere bestimmte Minentypen seltener aus.
Pferde und Minen
Der Kommandant erklärte, dass die Pferde keine Hufeisen tragen, was das Risiko der Auslösung von druckempfindlichen Minen verringern könnte. Zudem behauptete er: „Aufgrund seiner natürlichen Instinkte wird ein Pferd nicht auf eine Magnetmine treten.“ Diese Aussage ist jedoch schwer zu überprüfen und wird von Militärexperten skeptisch bewertet.
Ob diese Taktik tatsächlich die behaupteten Vorteile bringt oder eher aus der Not heraus geboren wurde, bleibt Gegenstand von Analysen. Der Einsatz von Tieren in einem derart brutalen Konflikt wirft zudem erhebliche tierschutzrechtliche Fragen auf.
Logistische Probleme als treibende Kraft
Der Rückgriff auf Pferde ist weniger eine taktische Innovation als vielmehr ein Symptom für die tiefgreifenden logistischen Probleme der russischen Armee. Unabhängige Beobachter und Militäranalysten weisen seit Monaten auf die hohen Materialverluste Russlands hin.
Eine Studie der Kyiv School of Economics (KSE) hatte bereits vor einiger Zeit eine fortschreitende „Erschöpfung der sowjetischen Lagerbestände“ bei Panzern, Artillerie und Fahrzeugen festgestellt. Die Produktionskapazitäten der russischen Rüstungsindustrie können die Verluste an der Front offenbar nicht vollständig kompensieren.
Hintergrund der Materialknappheit
Seit Beginn der großangelegten Invasion im Februar 2022 hat Russland nach Schätzungen westlicher Geheimdienste und unabhängiger Organisationen wie Oryx Tausende von gepanzerten Fahrzeugen verloren. Die Sanktionen erschweren zudem den Zugang zu westlicher Technologie und Bauteilen, die für die Herstellung moderner Waffensysteme notwendig sind. Die Reaktivierung veralteten sowjetischen Materials und nun der Einsatz von Tieren sind Folgen dieser Entwicklung.
Die Verwendung von Pferden unterstreicht die wachsende Kluft zwischen dem Anspruch Russlands als Militär-Supermacht und der Realität an der Front. Es zeigt die Fähigkeit zur Improvisation, aber auch die gravierenden Mängel in der langfristigen Planung und Versorgung der eigenen Truppen.
Historische Parallelen und moderne Realität
Der Einsatz von Kavallerie im Krieg hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Selbst im Zweiten Weltkrieg setzten Armeen, darunter die Wehrmacht und die Rote Armee, noch in großem Umfang Pferde für Logistik und teilweise auch für Kampfeinsätze ein, insbesondere in unwegsamem Gelände.
Allerdings macht die moderne Kriegsführung den Einsatz von Tieren extrem gefährlich. Die heutige Feuerkraft von Maschinengewehren, Artillerie, Drohnen und präzisionsgelenkter Munition macht ungeschützte Reiter und Pferde zu leichten Zielen auf dem Schlachtfeld.
- Hohe Verwundbarkeit: Pferde und Reiter bieten große, ungeschützte Ziele.
- Geringe Schutzwirkung: Im Gegensatz zu einem gepanzerten Fahrzeug gibt es keinen Schutz vor Splittern oder direktem Beschuss.
- Psychologischer Faktor: Tiere reagieren in Gefechtssituationen panisch, was ihre Kontrolle erschwert.
Militärexperten bewerten den Schritt daher nicht als Rückkehr zu einer bewährten Taktik, sondern als Verzweiflungsakt. Er verdeutlicht, wie sehr die russische Armee gezwungen ist, auf rudimentäre Mittel zurückzugreifen, um ihre Operationsfähigkeit unter den Bedingungen eines zermürbenden Abnutzungskrieges aufrechtzuerhalten.




