Die deutsche Luftwaffe hat am Sonntag, dem 21. September 2025, zwei Eurofighter-Kampfjets alarmiert, um ein russisches Militärflugzeug über der Ostsee abzufangen. Die Maschine flog ohne aktives Funksignal und ohne eingereichten Flugplan im internationalen Luftraum, was eine Standardreaktion der NATO-Luftraumüberwachung auslöste.
Wichtige Informationen
- Ein russisches Aufklärungsflugzeug vom Typ Iljuschin Il-20M wurde über der Ostsee identifiziert.
 - Die Maschine flog ohne Transpondersignal und ohne offiziellen Flugplan.
 - Zwei deutsche Eurofighter vom Fliegerhorst Rostock-Laage stiegen auf, um das Flugzeug zu identifizieren.
 - Der Vorfall ist Teil einer Reihe von militärischen Aktivitäten im angespannten Luftraum der Region.
 
Alarmstart in Rostock-Laage
Am Sonntagnachmittag wurde die Alarmrotte der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Rostock-Laage in Bereitschaft versetzt. Radarsysteme der NATO hatten ein nicht identifiziertes Flugobjekt erfasst, das sich im internationalen Luftraum über der Ostsee bewegte. Da das Flugzeug weder auf Funksprüche reagierte noch ein Transpondersignal aussendete, das für die zivile Luftfahrt zur Identifizierung und Kollisionsvermeidung unerlässlich ist, wurde ein sogenannter „Alpha Scramble“ ausgelöst.
Innerhalb weniger Minuten starteten zwei voll bewaffnete Eurofighter, um das unbekannte Flugzeug zu lokalisieren und eine Sichtidentifizierung durchzuführen. Solche Einsätze sind ein zentraler Bestandteil der NATO-Mission zur Sicherung des Luftraums entlang der Ostflanke des Bündnisses (NATO Air Policing).
Identifizierung der russischen Maschine
Nachdem die deutschen Jets das Ziel erreicht hatten, konnten die Piloten das Flugzeug eindeutig als eine Iljuschin Il-20M identifizieren. Dies bestätigte die Luftwaffe in einer Mitteilung. Die Il-20M ist ein in der Sowjetunion entwickeltes viermotoriges Aufklärungsflugzeug, das für die elektronische Signalaufklärung (ELINT) und Radarüberwachung ausgerüstet ist.
Fakten zur Iljuschin Il-20M
Die Il-20M, von der NATO als „Coot-A“ bezeichnet, ist eine militärische Variante des Passagierflugzeugs Il-18. Sie ist mit einer Vielzahl von Sensoren, Kameras und Antennen ausgestattet, um elektronische Signale, Kommunikation und Radaraktivitäten am Boden und in der Luft zu erfassen und zu analysieren.
Die Piloten der Eurofighter näherten sich der russischen Maschine auf Sichtweite, um visuelle Bestätigung zu erlangen und die Situation zu dokumentieren. Nachdem die Identität des Flugzeugs zweifelsfrei geklärt war und keine unmittelbare Gefahr für den NATO-Luftraum bestand, begleiteten die Eurofighter die Il-20M für eine gewisse Zeit, bevor sie zu ihrer Basis in Rostock-Laage zurückkehrten.
Hintergrund: Sicherheit im internationalen Luftraum
Obwohl sich der Vorfall im internationalen Luftraum ereignete, stellt das Fliegen ohne Transpondersignal und Flugplan ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die zivile Luftfahrt dar. Zivile Fluglotsen können solche „unsichtbaren“ Flugzeuge nicht auf ihren Standardschirmen sehen, was die Gefahr von Kollisionen erhöht.
Was ist NATO Air Policing?
NATO Air Policing ist eine kollektive Verteidigungsmission in Friedenszeiten. Sie sichert die Integrität des Luftraums der Bündnispartner. Mitgliedsstaaten, die nicht über eigene Luftstreitkräfte verfügen, wie die baltischen Staaten, werden durch die Luftwaffe anderer NATO-Partner geschützt. Die deutsche Luftwaffe beteiligt sich regelmäßig an dieser Mission.
Militärflugzeuge sind nicht immer verpflichtet, Transponder zu nutzen, insbesondere bei Aufklärungsmissionen. Dennoch wird ihr Verhalten von der NATO als unprofessionell und potenziell gefährlich eingestuft. Die Abfangmanöver dienen daher nicht nur der Identifizierung, sondern auch der Demonstration von Präsenz und der Abschreckung möglicher Luftraumverletzungen.
Zunehmende Spannungen im Ostseeraum
Der Vorfall vom Sonntag ist kein Einzelfall. Seit der russischen Annexion der Krim 2014 und insbesondere seit dem umfassenden Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 hat die Zahl solcher Begegnungen zwischen NATO- und russischen Militärflugzeugen im Ostseeraum und im Schwarzen Meer deutlich zugenommen.
„Das zunächst nicht zu identifizierende Luftfahrzeug sei ohne Flugplan und Funkkontakt im internationalen Luftraum unterwegs gewesen“, teilte ein Sprecher der Luftwaffe laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) mit.
Diese Flüge werden von westlichen Militäranalysten als Teil einer russischen Strategie gesehen, die Reaktionszeiten und die Verteidigungsbereitschaft der NATO zu testen. Gleichzeitig dienen sie der Informationsgewinnung über militärische Aktivitäten und Infrastruktur der NATO-Staaten.
- Häufigkeit: In den letzten Jahren gab es hunderte solcher Alarmstarts von NATO-Flugzeugen.
 - Betroffene Regionen: Besonders betroffen sind der Ostseeraum, das Nordmeer und die Region um das Schwarze Meer.
 - Reaktion: Die Bundeswehr und andere NATO-Partner haben ihre Präsenz an der Ostflanke verstärkt und halten zusätzliche Flugzeuge für die Luftraumüberwachung bereit.
 
Die Lage bleibt angespannt, und jeder dieser Vorfälle wird sorgfältig beobachtet. Die etablierten Verfahren zum Abfangen und Begleiten sollen eine Eskalation verhindern und die Sicherheit aller Beteiligten im Luftverkehr gewährleisten. Der Einsatz vom Sonntag unterstreicht die anhaltende Notwendigkeit einer wachsamen und reaktionsschnellen Luftverteidigung in Europa.




