Der künftige Kölner Oberbürgermeister Torsten Burmester sorgt mit seiner Kleiderwahl für Diskussionen. Bei seinem Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Hendrik Wüst erschien er im Anzug, kombinierte diesen jedoch mit weißen Turnschuhen. Dieser modische Stilbruch hat eine Debatte über die angemessene Kleiderordnung in der Politik ausgelöst.
Während einige den lässigen Auftritt als bürgernah und modern empfinden, sehen Kritiker darin einen Mangel an Respekt gegenüber dem Amt und dem Anlass. Die weißen Turnschuhe, die im Wahlkampf zu seinem Markenzeichen wurden, stehen nun im Zentrum einer Grundsatzfrage: Wie viel Lässigkeit verträgt ein politisches Spitzenamt in einer Zeit großer Herausforderungen?
Die wichtigsten Punkte
- Torsten Burmester trug bei einem offiziellen Treffen mit dem Ministerpräsidenten Anzug und weiße Turnschuhe.
 - Ein Etikette-Experte kritisiert den Auftritt als unangemessen und als Zeichen mangelnden Respekts.
 - Die Turnschuhe waren ein bewusstes Markenzeichen im Wahlkampf, um Bürgernähe zu signalisieren.
 - Die Debatte berührt die Frage, ob legere Kleidung der Ernsthaftigkeit politischer Ämter gerecht wird.
 
Der Antrittsbesuch und die Reaktionen
Ein Foto auf Instagram zeigte den designierten Oberbürgermeister Torsten Burmester neben Ministerpräsident Hendrik Wüst. Während Wüst klassisch mit Anzug, Hemd, Krawatte und schwarzen Lederschuhen gekleidet war, wählte Burmester eine auffällig andere Kombination: einen dunklen Anzug mit weißen Sneakern.
Diese Entscheidung rief schnell Reaktionen hervor. Besonders deutlich äußerte sich der Etikette-Experte Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate. Er sieht in der Kleiderwahl ein problematisches Signal. Seiner Ansicht nach drückt angemessene Kleidung Wertschätzung gegenüber dem Gegenüber und der Situation aus. Ein formeller Anlass wie ein Treffen mit dem Regierungschef des Bundeslandes erfordere eine entsprechende Garderobe.
„Angemessene Kleidung signalisiert dem Mitmenschen, etwas Besonderes zu sein. Sie ist ein Statement“, so die Einschätzung des Experten.
Die Kritik zielt darauf ab, dass ein allzu legerer Stil die Ernsthaftigkeit des Amtes untergraben könnte. Gerade in Zeiten, in denen die Politik vor großen Aufgaben stehe, sei es wichtig, auch durch das äußere Erscheinungsbild Seriosität und Respekt vor der Verantwortung zu vermitteln.
Ein bewusstes Stilmittel im Wahlkampf
Die weißen Turnschuhe sind für Torsten Burmester kein modischer Zufall. Bereits während des Wahlkampfs um den Posten des Oberbürgermeisters setzte er die Sneaker gezielt als Markenzeichen ein. Sie sollten ihn als nahbaren, modernen und unkonventionellen Kandidaten positionieren – als „Torsten von nebenan“.
Diese Strategie schien aufzugehen. Burmester selbst bemerkte in einem Gespräch, wie sehr die Schuhe in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt waren. „Neuerdings gucken die Menschen tatsächlich erstmal nach unten, bevor sie mir ins Gesicht gucken und fragen: Wie geht‘s deinen Schuhen?“, erklärte er während des Wahlkampfs.
Symbolik in der Politik
Die Kleidung von Politikern wird oft als nonverbale Kommunikation interpretiert. Ein klassischer Anzug kann Autorität und Stabilität vermitteln, während ein legerer Stil wie offene Hemdkragen oder, wie in diesem Fall, Turnschuhe, Bürgernähe und Modernität signalisieren soll. Politiker nutzen diese Symbole bewusst, um ein bestimmtes Image zu transportieren.
Mit seinem Auftritt möchte Burmester offenbar eine Botschaft senden: Er will ein Oberbürgermeister sein, der auf Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern kommuniziert und sich nicht hinter den starren Konventionen des politischen Betriebs verschanzt. Sein Stil lässt sich als Versuch interpretieren, so formell wie nötig, aber so bodenständig wie möglich zu sein.
Kleider machen Leute – eine Frage des Respekts?
Die Kritik an Burmesters Schuhwahl knüpft an eine alte gesellschaftliche Debatte an. Der bekannte Ausspruch „Kleider machen Leute“ beschreibt die Wirkung, die Kleidung auf die Wahrnehmung einer Person hat. Prinz Asserate erinnert in diesem Zusammenhang an den „Sonntagsstaat“ früherer Arbeiterschichten.
An Sonn- und Feiertagen legten Arbeiter großen Wert darauf, gut gekleidet zu sein. Dies war nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch ein Ausdruck von Würde und Selbstachtung. Man wollte zeigen, dass man für sich und seine Familie sorgen kann und den oberen Schichten in nichts nachsteht.
Die Finanzlage der Stadt
Die Debatte um den Kleidungsstil fällt in eine Zeit ernster Herausforderungen für Köln. Kämmerin Dörte Diemert wies kürzlich auf die angespannte Finanzlage der Kommunen hin. Wichtige Entscheidungen stehen an, die tief in das Leben der Menschen eingreifen werden. Kritiker argumentieren, dass ein formellerer Auftritt der Ernsthaftigkeit dieser Lage besser entsprechen würde.
Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob ein zu lässiger Kleidungsstil diesen Respekt vor dem Amt und den anstehenden Aufgaben noch vermittelt. Wenn ein Oberbürgermeister Entscheidungen treffen muss, die das Leben vieler Menschen beeinflussen, sollte sein Erscheinungsbild dann nicht maximale Seriosität ausstrahlen? Oder ist diese Denkweise veraltet und ein bürgernaher Stil schafft stattdessen mehr Vertrauen?
Erwartungen an den „Bürger-OB“
Unabhängig von der Kleidungsdebatte sind die Erwartungen an den neuen Oberbürgermeister hoch. Sein Image als Kumpeltyp und „Torsten von nebenan“ kommt bei vielen gut an. Es verspricht einen unkomplizierten und direkten Politikstil. Passend dazu kündigte Burmester an, mit dem Bus zur Arbeit fahren zu wollen – ein weiteres Symbol für seine angestrebte Volksnähe.
Am Ende werden die Bürgerinnen und Bürger ihn jedoch nicht an seinen Schuhen messen, sondern an seinen Taten. Die drängenden Probleme der Stadt, von der Finanzkrise über die Verkehrswende bis hin zur Wohnungsnot, erfordern entschlossenes Handeln.
Ob im Anzug mit Lederschuhen oder mit weißen Turnschuhen – der größte Respekt, den ein Oberbürgermeister den Menschen erweisen kann, ist, ihre Sorgen ernst zu nehmen und die anstehenden Aufgaben konsequent anzugehen. Daran wird sich Torsten Burmester in den kommenden Jahren messen lassen müssen.




