In der Kölner Karnevalswelt sorgt eine Satzungsänderung bei den Roten Funken für Aufsehen. Das traditionsreiche Korps hat eine langjährige Regelung abgeschafft, nach der das Stadtoberhaupt automatisch zum Mitglied ernannt wird. Kölns zukünftiger Oberbürgermeister, Torsten Burmester, ist der erste, den diese Neuerung betrifft. Dennoch wird er der Gesellschaft beitreten – allerdings erst nach einer offiziellen Zustimmung des Vorstands.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Roten Funken haben ihre Satzung geändert: Der Kölner Oberbürgermeister wird nicht mehr automatisch Mitglied.
 - Der Vorstand muss einer Aufnahme nun aktiv zustimmen, um sich gegen unerwünschte politische Entwicklungen abzusichern.
 - Kölns designierter OB Torsten Burmester wurde vom Vorstand bereits bestätigt und wird am 7. Januar zum Ehrenkommandanten ernannt.
 - Diese Änderung bricht mit einer Tradition, die für Amtsvorgänger wie Henriette Reker, Jürgen Roters und Fritz Schramma noch galt.
 
Ein Traditionsbruch mit Ansage
Für Kölner Oberbürgermeister war die Mitgliedschaft in den großen Karnevalsgesellschaften bisher eine Selbstverständlichkeit. Bei den Roten Funken, offiziell Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V., galt dies als ungeschriebenes Gesetz. Wer die Stadt regiert, wird Teil der Funken-Familie. Doch diese Automatik gehört nun der Vergangenheit an.
Der Verein hat seine Satzung angepasst. Künftig muss der Vorstand über die Aufnahme eines amtierenden Stadtoberhaupts entscheiden. Dieser Schritt markiert eine bedeutende Zäsur in der fast 200-jährigen Geschichte des Traditionskorps.
Schutz vor politischen Extremen als Motiv
Die Gründe für diese Entscheidung sind tiefgreifend. Boris Müller, Sprecher der Roten Funken, erklärt, dass man mit der Satzungsänderung „möglichen politischen Veränderungen vorbeugen“ wolle. Man wolle sich die Möglichkeit offenhalten, die Aufnahme zu verweigern, falls ein Stadtoberhaupt gewählt würde, dessen politische Gesinnung nicht mit den Werten des Vereins vereinbar ist. Diese Maßnahme dient als Absicherung, um die Unabhängigkeit und die Prinzipien des Karnevals zu schützen.
Diese Vorsichtsmaßnahme reflektiert ein gestiegenes Bewusstsein für die politische Landschaft und den Wunsch, das Brauchtum vor Vereinnahmung zu bewahren.
Historische Perspektive
Die Sorge vor politischer Vereinnahmung hat historische Wurzeln. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde auch der Karneval für Propagandazwecke missbraucht. Die aktuelle Satzungsänderung kann als Lehre aus der Geschichte verstanden werden, um eine solche Situation in Zukunft zu verhindern.
Torsten Burmester wird dennoch Ehrenkommandant
Obwohl der Automatismus abgeschafft wurde, muss sich der designierte Oberbürgermeister Torsten Burmester keine Sorgen machen. Der Vorstand der Roten Funken hat seiner Aufnahme bereits zugestimmt. Die offizielle Ernennung zum Mitglied und Ehrenkommandanten ist für den 7. Januar geplant.
Die Zeremonie wird im Rahmen des „Regimentsexerzierens“, dem traditionellen Korpsappell der Roten Funken, im Maritim-Hotel stattfinden. Damit setzt sich die gute Beziehung zwischen Stadtspitze und Karnevalskorps fort, wenn auch unter neuen formalen Vorzeichen.
Spitznamen für die Stadtspitze
Eine besondere Tradition der Roten Funken ist die Vergabe von Spitznamen an prominente Mitglieder. So wurde Henriette Reker zu „Agrippina Courage“, ihr Vorgänger Jürgen Roters erhielt den Namen „Domstürmer“ und Fritz Schramma wurde als „Schrom“ bekannt – ein kölscher Ausdruck für den Strich auf dem Bierdeckel. Welchen Spitznamen Torsten Burmester tragen wird, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis. Präsident Dirk Wissmann und Korpsadjutant Marco Schneefeld werden diesen traditionell bei einem Spaziergang in der Vorweihnachtszeit festlegen.
Eine Flut von Mitgliedschaften erwartet den neuen OB
Die Mitgliedschaft bei den Roten Funken wird für Torsten Burmester nur eine von vielen sein. Als Oberhaupt der Karnevalshochburg Köln ist es üblich, in zahlreichen Gesellschaften als Ehrenmitglied geführt zu werden. Seine Amtsvorgängerin Henriette Reker ist Mitglied in rund 80 Institutionen, viele davon aus dem Karneval.
Ihre Titel sind so vielfältig wie beeindruckend:
- Major der Reserve bei der Nippeser Bürgerwehr
 - Rittmeisterin bei den Treuen Husaren
 - Obergeist bei der KG Böse Geister
 - Ehrenratsfrau bei den Lyskircher Junge
 
Auch andere große Gesellschaften wie die Blauen Funken, die Prinzen-Garde oder die „Große von 1823“ nehmen das Stadtoberhaupt traditionell in ihre Reihen auf. Für Burmester, der bereits aktives Mitglied bei der Karnevalsgesellschaft „Schnüsse Tring“ ist, bedeutet dies einen vollen Terminkalender, besonders in der Session. Eine der größten Herausforderungen wird es sein, bei jedem Auftritt die richtige Mütze der jeweiligen Gesellschaft zu tragen.
Obwohl er im niedersächsischen Uchte geboren wurde, steht für Torsten Burmester fest: Ab dem 11. im 11. wird er tief in das kölsche Brauchtum eintauchen müssen – eine Aufgabe, die weit über die üblichen Pflichten eines Oberbürgermeisters hinausgeht.




