Das Internationale Auschwitz-Komitee hat scharfe Kritik an einer geplanten Versteigerung in Neuss geübt und fordert die sofortige Absage. Ein lokales Auktionshaus beabsichtigt, persönliche Gegenstände und Dokumente von Opfern des Nationalsozialismus zu verkaufen, darunter Briefe aus Konzentrationslagern und einen „Judenstern“.
Die Versteigerung, die für den kommenden Montag angesetzt ist, wird von Überlebenden des Holocaust und ihren Familien als zutiefst verletzend und respektlos empfunden. Sie sehen darin den Versuch, aus dem unermesslichen Leid von Millionen Menschen Profit zu schlagen.
Die wichtigsten Punkte
- Ein Auktionshaus in Neuss plant eine Versteigerung von Objekten aus der NS-Zeit.
- Unter den Auktionsgütern befinden sich persönliche Dokumente von KZ-Häftlingen und ein „Judenstern“.
- Das Internationale Auschwitz-Komitee verurteilt die Auktion als „zynisch und schamlos“.
- Die Organisation fordert die Absage der Versteigerung und die Übergabe der Objekte an Gedenkstätten.
Geplante Auktion sorgt für Empörung
Unter dem Titel „Das System des Terrors Vol. II 1933–1945“ will das Auktionshaus Felzmann in Neuss eine Sammlung von Objekten aus der Zeit des Nationalsozialismus versteigern. Die Ankündigung hat umgehend zu einer Welle der Empörung geführt, angeführt vom Internationalen Auschwitz-Komitee (IAK), der weltweiten Organisation von Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
Die Kritik richtet sich gegen die Kommerzialisierung von Gegenständen, die untrennbar mit dem Leid und der Ermordung von Millionen Menschen verbunden sind. Solche Objekte, so die einhellige Meinung von Opferverbänden, gehören in den öffentlichen Raum der Erinnerung und nicht in private Sammlungen.
Persönliche Zeugnisse des Schreckens
Der online einsehbare Katalog der Auktion listet eine Reihe von besonders sensiblen Stücken auf. Dazu gehören Briefe, die von Häftlingen aus Konzentrationslagern geschrieben wurden, sowie Karteikarten der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Viele dieser Dokumente enthalten die Namen und persönlichen Daten von Verfolgten des NS-Regimes.
Besonders verstörend ist das Angebot eines sogenannten „Judensterns“ aus dem Konzentrationslager Buchenwald. Laut Katalogbeschreibung weist das Stück deutliche „Gebrauchsspuren“ auf. Ebenfalls zum Verkauf steht ein antisemitisches Propaganda-Plakat. Diese Objekte sind nicht nur historische Artefakte, sondern direkte Zeugnisse der systematischen Ausgrenzung und Vernichtung.
Stimme der Überlebenden: „Eine Frage des Anstands“
Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, fand deutliche Worte für das Vorhaben des Auktionshauses. Er bezeichnete die geplante Versteigerung als ein „zynisches und schamloses Unterfangen“, das das Leid der Opfer für kommerzielle Interessen missbrauche.
„Wir fordern die Verantwortlichen des Auktionshauses auf, menschlichen Anstand zu bewahren und die Auktion abzusagen“, erklärte Heubner in einer Stellungnahme aus Berlin.
Die Organisation betont, dass solche Dokumente und Objekte den Familien der Verfolgten gehören. Ihr Platz sei in Museen oder in den Ausstellungen von Gedenkstätten, wo sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Dort dienen sie der Aufklärung und dem Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus.
Der historische Kontext: Erinnerungskultur in Deutschland
Der Umgang mit Objekten aus der NS-Zeit ist in Deutschland ein sensibles Thema. Gedenkstätten wie Auschwitz-Birkenau, Buchenwald oder das NS-Dokumentationszentrum in Köln haben die Aufgabe, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten und über die Verbrechen aufzuklären. Der Handel mit persönlichen Gegenständen von Opfern wird von Historikern und Opferverbänden als ethisch höchst problematisch angesehen, da er die Würde der Ermordeten verletzt und die Objekte zu reinen Handelsobjekten degradiert.
Appell an die Verantwortung
Die Forderung des Auschwitz-Komitees ist unmissverständlich: Die Zeugnisse der Verfolgung und des Holocaust dürfen nicht zu Handelsobjekten werden. Sie sind Teil des kollektiven Gedächtnisses und müssen als solche behandelt werden. Die Versteigerung würde eine Grenze überschreiten, die aus Respekt vor den Opfern und ihrer Geschichte nicht überschritten werden darf.
Die öffentliche Debatte über diese Auktion wirft erneut ein Schlaglicht auf die ethische Verantwortung im Umgang mit der deutschen Vergangenheit. Es geht um die grundlegende Frage, ob aus den dunkelsten Kapiteln der Geschichte Profit geschlagen werden darf.
- Veranstalter: Auktionshaus Felzmann, Neuss
- Titel: „Das System des Terrors Vol. II 1933–1945“
- Geplanter Termin: Kommender Montag
- Besonders kritische Objekte: Briefe aus KZs, Gestapo-Unterlagen, ein „Judenstern“ aus Buchenwald
Das betroffene Auktionshaus war für eine offizielle Stellungnahme zu der massiven Kritik bisher nicht zu erreichen. Die kommenden Tage werden zeigen, ob der öffentliche Druck und der Appell an die „menschliche Anständigkeit“ ausreichen werden, um die umstrittene Versteigerung zu stoppen.




