Der britische Schauspieler Charlie Hunnam hat über die psychischen Herausforderungen bei der Darstellung des Serienmörders Ed Gein in der neuen Netflix-Serie „Monster“ gesprochen. Nach Abschluss der Dreharbeiten benötigte der 45-Jährige eine zusätzliche Woche und eine ungewöhnliche Reise, um sich von der intensiven Rolle zu distanzieren.
Die wichtigsten Punkte
- Charlie Hunnam beschreibt die Rolle des Ed Gein als eine tiefgreifende und schwer abzulegende Erfahrung.
- Nach den Dreharbeiten reiste er zu Geins Grab in Wisconsin, um sich symbolisch von der Figur zu verabschieden.
- Eine bestimmte Szene in der siebten Folge empfand er als die schwierigste seiner bisherigen Karriere.
- Die Serie von Ryan Murphy beleuchtet die Verbrechen und die Psyche des Killers, der als Vorlage für „Psycho“ diente.
Eine Rolle, die unter die Haut geht
Für seine aktuelle Rolle in der Netflix-Produktion „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ tauchte der britische Schauspieler Charlie Hunnam tief in die Psyche eines berüchtigten Serienmörders ein. Diese Erfahrung hinterließ deutliche Spuren, wie er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erklärte. „Das war wirklich eine tiefe und eindringliche Erfahrung für mich“, so Hunnam. Die emotionale Belastung war so groß, dass es ihm schwerfiel, die Figur nach dem Ende der Dreharbeiten einfach abzulegen.
Die Dreharbeiten fanden in Chicago statt. Doch anstatt nach der letzten Klappe sofort nach Hause zu fliegen, entschied sich Hunnam für einen unkonventionellen Weg, um mit der Rolle abzuschließen. Er blieb eine weitere Woche vor Ort, um Abstand zu gewinnen. „Ich bin eine Woche länger am Drehort in Chicago geblieben, um abzuschalten, für mich zu sein und all das aus meinem System fließen zu lassen“, sagte der Schauspieler.
Wer war Ed Gein?
Edward Theodore Gein (1906–1984) war ein amerikanischer Mörder und Leichenschänder aus Wisconsin. In den 1950er Jahren beging er Morde und schändete Gräber auf Friedhöfen. Aus den Leichenteilen fertigte er Möbel und Kleidungsstücke. Seine Verbrechen und seine gestörte Beziehung zu seiner dominanten Mutter inspirierten zahlreiche Horrorfilme, darunter Klassiker wie „Psycho“ (1960), „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) und „The Texas Chainsaw Massacre“ (1974).
Ein Abschiedsritual am Grab des Mörders
Der Prozess des Loslassens endete für Hunnam nicht in Chicago. Um einen endgültigen Schlusspunkt zu setzen, reiste er nach Wisconsin, in die Heimatstadt von Ed Gein. Dort suchte er die Orte auf, die mit dem Leben des Mörders verbunden waren. Dieser Schritt war für ihn ein notwendiges Ritual.
„Ich habe die Stadt und sein Grab besucht und mich quasi von ihm verabschiedet“, erklärte Hunnam. Diese persönliche Konfrontation mit der realen Geschichte half ihm, die fiktive Figur, die er monatelang verkörpert hatte, mental hinter sich zu lassen. Es war ein bewusster Akt, um die psychologische Distanz wiederherzustellen, die während der intensiven Arbeit am Set verschwommen war.
Die größte schauspielerische Herausforderung
Charlie Hunnam, der einem breiten Publikum durch seine Hauptrolle als Jax Teller in der Biker-Serie „Sons of Anarchy“ bekannt wurde, musste für die „Monster“-Serie zahlreiche grausame Szenen darstellen. Doch eine Szene stach für ihn besonders heraus und brachte ihn an seine schauspielerischen Grenzen. Dabei handelte es sich nicht um eine Gewaltdarstellung, sondern um einen zutiefst emotionalen Moment in der siebten Folge der Serie.
„Es war die schwierigste Szene, die ich jemals spielen musste. Ed setzt sich darin mit seinen mentalen Problemen auseinander. Sie ist spektakulär gut geschrieben und ich hatte wirklich Angst, ob ich die Szene wirklich gut rüberbringen kann.“
Trotz seiner anfänglichen Zweifel ist Hunnam mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Er betrachtet diese Leistung als einen Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn. „Am Ende ist es aus meiner Sicht das beste, was ich schauspielerisch je geleistet habe“, betonte der 45-Jährige.
Die „Monster“-Anthologie auf Netflix
Die Serie über Ed Gein ist die dritte Staffel der erfolgreichen „Monster“-Reihe von Produzent Ryan Murphy. Jede Staffel widmet sich einem anderen realen Kriminalfall, der die amerikanische Öffentlichkeit erschütterte.
- Staffel 1: „Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer“ (2022)
- Staffel 2: „Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez“ (2024)
- Staffel 3: „Monster: Die Geschichte von Ed Gein“ (2025)
Die Serie beleuchtet die Psyche des Killers
Die achtteilige Serie, entwickelt von Ryan Murphy, der auch für Hits wie „Glee“ und „American Horror Story“ verantwortlich ist, konzentriert sich nicht nur auf die brutalen Taten Geins. Ein zentrales Thema ist die obsessive Beziehung zu seiner Mutter Augusta, die ihn isoliert von der Außenwelt aufzog und ihm ein zutiefst gestörtes Frauenbild vermittelte. Hunnam spielt den zurückgezogenen Farmer mit einer sanften, fast kindlichen Stimme und einem oft abwesenden Gesichtsausdruck, was die Figur noch unheimlicher macht.
Die Serie untersucht die psychologischen Faktoren, die zu Geins Taten führten, und zeigt auf, wie seine Verbrechen die amerikanische Popkultur nachhaltig prägten. Insbesondere die Figur des Norman Bates aus Alfred Hitchcocks Thriller „Psycho“ basiert maßgeblich auf Ed Gein. Die Netflix-Produktion versucht, die Hintergründe dieser schrecklichen Taten für ein modernes Publikum aufzuarbeiten.




