Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat seine Konjunkturprognose für das Jahr 2025 nach unten korrigiert und rechnet nun mit einer Stagnation. Anstelle eines leichten Wachstums wird für die deutsche Wirtschaft ein Nullwachstum erwartet. Als Hauptgründe nennen die Kölner Ökonomen eine anhaltende Investitionskrise, eine schwache Industrie und eine getrübte außenwirtschaftliche Lage.
Wichtige Erkenntnisse
- Prognose gesenkt: Das IW erwartet für 2025 ein Nullwachstum des Bruttoinlandsprodukts, eine Senkung um 0,2 Prozentpunkte.
- Investitionskrise: Deutschland befindet sich laut IW in einer tiefen Investitions- und Strukturkrise, die das Wachstum lähmt.
- Politische Forderungen: Das Institut fordert von der Bundesregierung eine Unternehmenssteuerreform, Bürokratieabbau und gezielte Investitionsanreize.
- Leichte Erholung 2026: Für das kommende Jahr wird ein moderates Wachstum von etwa einem Prozent prognostiziert, sofern politische Weichenstellungen erfolgen.
Wirtschaft stagniert nach zwei Jahren Rezession
Die deutsche Wirtschaft kommt auch im Jahr 2025 nicht in Schwung. Nach zwei Jahren, die von einer Rezession geprägt waren, tritt die Konjunktur laut den Experten des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln auf der Stelle. Die am 17. September veröffentlichte Prognose geht von einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.
Ursprünglich hatten die Forscher noch mit einem leichten Wachstum gerechnet, doch die Prognose wurde um 0,2 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Die Erholung lässt damit weiter auf sich warten.
Hintergrund der Prognose
Das Institut der deutschen Wirtschaft analysiert regelmäßig die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Die Prognosen basieren auf aktuellen Wirtschaftsdaten und globalen Trends. Die jüngste Korrektur spiegelt eine zunehmende Besorgnis über die strukturellen Schwächen des Standorts Deutschland wider.
Die Gründe für den Stillstand
Die Ökonomen des IW führen die schwache Entwicklung auf mehrere Faktoren zurück. Eine zentrale Rolle spielt die anhaltende Unsicherheit, die Unternehmen von Investitionen abhält. Zudem belasten globale wirtschaftliche Herausforderungen den deutschen Außenhandel.
Investitions- und Strukturkrise im Fokus
Michael Grömling, Konjunkturchef des IW, betonte, dass Deutschland in einer tiefen Investitions- und Strukturkrise steckt. Unternehmen halten sich aufgrund der unsicheren Lage mit Ausgaben zurück, was die wirtschaftliche Dynamik bremst. Dieser „Vorsichtsmodus“ bei Investitionen verhindert eine nachhaltige Erholung.
„Stellt die Bundesregierung im Herbst der Reformen endlich die richtigen Weichen, könnte es im kommenden Jahr wieder bergauf gehen“, erklärte Grömling. Er fordert konkrete Maßnahmen, um den Standort Deutschland wieder attraktiver zu machen.
Zu den geforderten Reformen gehören vor allem:
- Eine umfassende Unternehmenssteuerreform zur Entlastung der Betriebe.
- Ein spürbarer Abbau von Bürokratie, der unternehmerische Freiheit fördert.
- Gezielte Anreize für Investitionen, um die Modernisierung der Wirtschaft voranzutreiben.
Schwacher Außenhandel belastet Exporte
Auch der Außenhandel trägt zur Stagnation bei. Die IW-Experten prognostizieren für 2025 einen Rückgang der Exporte um rund 0,5 Prozent. Die schwierige weltwirtschaftliche Lage, unter anderem beeinflusst durch die US-Zollpolitik, dämpft die Nachfrage nach deutschen Produkten. Eine nennenswerte Erholung der Exporte wird frühestens für 2026 erwartet, dürfte aber moderat ausfallen.
Verbraucherstimmung bleibt gedämpft
Obwohl die Inflation sich normalisiert hat, bleibt der private Konsum unter seinen Möglichkeiten. Grund dafür sind die gedämpften Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, die die Verbraucher verunsichern und die Kaufkraft schwächen.
Ausblick auf 2026: Moderate Besserung in Sicht
Für das Jahr 2026 zeigt sich das IW vorsichtig optimistisch. Die Ökonomen erwarten ein Wirtschaftswachstum von etwa einem Prozent. Diese leichte Besserung wird jedoch nicht als echter Aufschwung bewertet. „Eine Rückkehr zu alten Verhältnissen ist aber wegen der schwierigen Weltlage nicht in Sicht“, so das Fazit der Studie.
Als positive Treiber für 2026 werden geplante Mehrausgaben des Staates gesehen. Investitionen in die Infrastruktur und in den Rüstungssektor sollen der Konjunktur Rückenwind verleihen. Diese Maßnahmen könnten laut IW auch der angeschlagenen Baubranche helfen.
Hoffnungsschimmer in der Bauindustrie
Während die Gesamtwirtschaft stagniert, gibt es aus dem Bausektor erste positive Signale. Laut dem Statistischen Bundesamt ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im Juli 2025 stark gestiegen. Mit 22.100 genehmigten Wohnungen wurde ein Anstieg von 30,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet.
Dies ist der stärkste Zuwachs seit März 2021. Allerdings relativiert sich diese Zahl, da sie von einem extrem niedrigen Niveau ausgeht. Der Vergleichsmonat Juli 2024 markierte den tiefsten Stand bei den Baugenehmigungen seit dem Jahr 2009.
Experten warnen vor verfrühter Euphorie
Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, sprach von einem „ersten Hoffnungsschimmer“. Er fügte jedoch hinzu: „Der Wohnungsbau springt noch nicht nachhaltig an.“
Diese Einschätzung teilen auch andere Experten. Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), erklärte: „Das Ende der Krise ist jetzt absehbar, auch wenn die aktuelle Lage noch schlecht ist.“ Die Trendwende scheint eingeleitet, aber der Weg zu einer stabilen Erholung im Bausektor ist noch lang.




