Fast jede Webseite fragt danach: „Cookies akzeptieren?“. Viele Nutzer klicken genervt auf „Alle annehmen“, ohne zu verstehen, was dahintersteckt. Doch diese Banner sind keine Schikane, sondern das Ergebnis strenger Datenschutzgesetze und ein zentraler Baustein für die Finanzierung von kostenlosen Inhalten im Internet, wie auch bei Nachrichtenportalen.
Für Nutzer bedeutet das eine klare Wahl: Entweder sie unterstützen Journalismus durch ein Abonnement oder sie stimmen der Nutzung ihrer Daten für personalisierte Werbung zu. Wir erklären, wie dieses System funktioniert und welche Rolle Cookies und Tracking dabei spielen.
Das Wichtigste in Kürze
- Qualitätsjournalismus verursacht Kosten, die gedeckt werden müssen.
- Viele Webseiten bieten eine Wahl: ein kostenpflichtiges Abo oder eine kostenlose, werbefinanzierte Nutzung.
- Cookies und Tracking-Technologien sind notwendig, um personalisierte Werbung auszuspielen und so die kostenlosen Angebote zu finanzieren.
- Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) schreibt vor, dass Nutzer aktiv ihre Zustimmung zur Datennutzung geben müssen.
Die Kosten hinter den Nachrichten
Die Erstellung von journalistischen Inhalten ist ein aufwendiger Prozess. Reporter recherchieren vor Ort, führen Interviews, überprüfen Fakten und schreiben Artikel. Redakteure prüfen die Texte, Fotografen liefern die Bilder und ein technisches Team sorgt dafür, dass die Webseite rund um die Uhr erreichbar ist. All diese Arbeit muss bezahlt werden.
Anders als bei einer gedruckten Zeitung, für die man am Kiosk bezahlt, sind viele Inhalte im Internet zunächst kostenlos zugänglich. Doch „kostenlos“ bedeutet nicht, dass keine Kosten anfallen. Es bedeutet nur, dass die Finanzierung auf einem anderen Weg erfolgt.
Zwei gängige Finanzierungsmodelle
Im digitalen Journalismus haben sich hauptsächlich zwei Modelle etabliert: Das Bezahlmodell (Abonnement), bei dem Nutzer für den Zugang zu Inhalten bezahlen, und das werbefinanzierte Modell, bei dem die Einnahmen durch die Anzeige von Werbung generiert werden.
Werbung als Motor für kostenlose Inhalte
Um Ihnen als Leser weiterhin kostenlose Nachrichten anbieten zu können, setzen viele Verlage auf Werbung. Früher waren das einfache Banner, ähnlich wie Anzeigen in einer Zeitung. Heute ist die Werbung im Internet wesentlich komplexer und vor allem: personalisiert.
Der Grundgedanke ist einfach: Werbung ist für Unternehmen dann am wertvollsten, wenn sie die richtigen Menschen erreicht. Ein Hersteller von Wanderschuhen möchte seine Anzeige lieber Nutzern zeigen, die sich für Outdoor-Aktivitäten interessieren, als solchen, die nach Videospielen suchen. Um diese Interessen zu erkennen, kommen Tracking-Technologien zum Einsatz.
Was sind Cookies und wie funktionieren sie?
Cookies sind kleine Textdateien, die Ihr Browser auf Ihrem Computer oder Smartphone speichert, wenn Sie eine Webseite besuchen. Sie dienen verschiedenen Zwecken.
- Notwendige Cookies: Diese sorgen dafür, dass eine Webseite grundlegend funktioniert. Sie speichern zum Beispiel, ob Sie eingeloggt sind oder welche Artikel sich in Ihrem Warenkorb befinden.
- Analyse-Cookies: Diese helfen Webseitenbetreibern zu verstehen, wie ihre Seite genutzt wird. Sie zählen Besucher, messen, welche Artikel am beliebtesten sind, und helfen so, das Angebot zu verbessern.
- Marketing-Cookies: Diese werden verwendet, um das Surfverhalten eines Nutzers über verschiedene Webseiten hinweg zu verfolgen. Auf Basis dieser Informationen können Werbenetzwerke Profile erstellen und gezielte Werbung ausspielen.
Wenn Sie also eine Webseite für Outdoor-Ausrüstung besuchen, kann ein Marketing-Cookie diese Information speichern. Besuchen Sie später eine Nachrichtenseite, die mit demselben Werbenetzwerk zusammenarbeitet, „erinnert“ sich das System an Ihr Interesse und zeigt Ihnen möglicherweise eine Anzeige für Wanderschuhen.
Rechtliche Grundlage: Die DSGVO
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union regelt seit 2018 den Umgang mit personenbezogenen Daten. Laut Artikel 6 Abs. 1 lit. b) ist die Verarbeitung von Daten rechtmäßig, wenn sie zur Erfüllung eines Vertrags erforderlich ist. Bei kostenlosen, werbefinanzierten Angeboten wird die Zustimmung zur Datennutzung für Werbezwecke als Teil dieses „Vertrags“ angesehen: Sie erhalten kostenlose Inhalte im Austausch für die Anzeige personalisierter Werbung.
Warum personalisierte Werbung?
Für Verlage ist personalisierte Werbung deutlich lukrativer als allgemeine Bannerwerbung. Werbetreibende sind bereit, mehr zu bezahlen, wenn sie sicher sein können, dass ihre Anzeigen eine relevante Zielgruppe erreichen. Diese höheren Einnahmen sind oft entscheidend, um die Kosten für den Journalismus zu decken.
Gleichzeitig werden mit den gesammelten Daten nicht nur Anzeigen gesteuert. Die Erkenntnisse aus der Nutzung helfen auch dabei, die Webseite nutzerfreundlicher zu gestalten, technische Fehler zu finden oder neue Funktionen zu entwickeln, die den Lesern einen Mehrwert bieten.
„Ohne die Einnahmen aus personalisierter Werbung wäre ein Großteil des heute frei zugänglichen Internets nicht finanzierbar. Es ist ein Kompromiss zwischen Datenschutz und dem freien Zugang zu Informationen.“
Datenübermittlung in Drittländer
Ein Aspekt, der oft in Datenschutzerklärungen auftaucht, ist die Übermittlung von Daten in Länder außerhalb der EU. Viele große Technologie- und Werbeunternehmen haben ihren Sitz in den USA. Wenn eine deutsche Nachrichtenseite deren Dienste nutzt, können Daten dorthin übertragen werden.
Die DSGVO stellt hierfür hohe Anforderungen. Gemäß Artikel 49 Abs. 1 lit. b) ist eine solche Übermittlung unter bestimmten Umständen zulässig, etwa wenn sie für die Erfüllung des Vertrags zwischen Nutzer und Anbieter notwendig ist. Dennoch bleibt dies ein vieldiskutierter Punkt im Datenschutz.
Ihre Entscheidung als Nutzer
Letztendlich liegt die Entscheidung bei Ihnen. Die Cookie-Banner sind eine direkte Folge der gesetzlichen Vorgaben, die Ihnen Transparenz und Kontrolle geben sollen. Sie haben mehrere Möglichkeiten:
- Allen Cookies zustimmen: Sie erhalten vollen Zugang zu den kostenlosen Inhalten und sehen personalisierte Werbung, die auf Ihren Interessen basiert.
- Einstellungen anpassen: Bei vielen Bannern können Sie auswählen, welchen Arten von Cookies Sie zustimmen. Sie können zum Beispiel nur notwendige Cookies akzeptieren, müssen dann aber oft mit weniger relevanten, zufälligen Werbeanzeigen rechnen.
- Ein Abonnement abschließen: Die meisten Anbieter bieten eine Bezahloption an. Mit einem Abonnement unterstützen Sie den Journalismus direkt und können die Webseite in der Regel werbe- und trackingfrei nutzen.
Das System aus Cookies, Tracking und personalisierter Werbung ist der unsichtbare Motor, der einen großen Teil des Internets, wie wir es kennen, am Laufen hält. Es ist ein komplexes Gleichgewicht zwischen Nutzerfreundlichkeit, Datenschutz und der Notwendigkeit, hochwertige Inhalte zu finanzieren. Jedes Mal, wenn Sie auf „Akzeptieren“ klicken, treffen Sie eine kleine wirtschaftliche Entscheidung, die den Fortbestand freier Informationen im Netz sichert.




