Im Kölner Ford-Werk wächst die Unruhe unter den Mitarbeitern. Berichten zufolge plant das Unternehmen, den Abbau von rund 1.000 Stellen durch zusätzliche finanzielle Anreize zu beschleunigen. Beschäftigte, die frühzeitig das Unternehmen verlassen, könnten demnach erhebliche Zusatzprämien erhalten.
Die Maßnahme steht im Zusammenhang mit der geplanten Streichung der zweiten Schicht für die Produktion der neuen Elektromodelle Explorer und Capri. Viele der betroffenen Mitarbeiter haben jedoch Kündigungsfristen, die über das Jahresende hinausreichen, was nun durch die neuen Angebote überbrückt werden soll.
Das Wichtigste in Kürze
- Ford plant offenbar, den Stellenabbau in Köln mit Sonderprämien zu beschleunigen.
- Betroffene Mitarbeiter könnten bis zu sieben zusätzliche Monatsgehälter erhalten, wenn sie ihre Kündigungsfristen verkürzen.
- Hintergrund ist die Streichung der zweiten Schicht für die E-Auto-Produktion bis Ende des Jahres, von der rund 1.000 Beschäftigte betroffen sind.
- In der Belegschaft wächst die Sorge vor zunehmendem Druck, die Aufhebungsverträge zu unterzeichnen.
- Eine offizielle Bestätigung der Pläne seitens der Ford-Zentrale steht noch aus.
Produktionskürzung zwingt Ford zum Handeln
Die Entscheidung, die Produktion am Standort Köln-Niehl anzupassen, ist der Auslöser für die aktuellen Entwicklungen. Bis zum Ende des Jahres soll die zweite Schicht für die Fertigung der Elektromodelle Explorer und Capri wegfallen. Diese strategische Anpassung betrifft direkt rund 1.000 Arbeitsplätze im Werk.
Das zentrale Problem für das Management: Zahlreiche der für den Abbau vorgesehenen Mitarbeiter haben vertraglich festgelegte Kündigungsfristen, die deutlich über den 31. Dezember hinausgehen. Um die Personalstärke dennoch schnell an die reduzierte Produktionskapazität anpassen zu können, scheint Ford nun zu finanziellen Mitteln zu greifen.
Ein Angebot, das Druck erzeugt
Informationen aus Betriebsversammlungen, die am Dienstag im Kölner Werk stattfanden, zeichnen ein klares Bild. Mitarbeitern, die bereit sind, das Unternehmen vorzeitig zu verlassen und auf ihre volle Kündigungsfrist zu verzichten, soll ein attraktives Angebot unterbreitet werden.
Konkret ist von einer zusätzlichen Abfindung in Höhe von bis zu sieben Monatsgehältern die Rede. Dieses Vorgehen wird intern als Versuch gewertet, die Kündigungsfristen der Mitarbeiter praktisch „abzukaufen“, um den Personalabbau zu beschleunigen.
Hintergrund: Der Umbau bei Ford
Ford befindet sich mitten in einer tiefgreifenden Transformation hin zur Elektromobilität. Das Werk in Köln wurde mit Milliardenaufwand zum „Electric Vehicle Center“ umgebaut. Der Stellenabbau ist Teil eines europaweiten Restrukturierungsprogramms, mit dem der Konzern seine Wettbewerbsfähigkeit im Zeitalter der E-Autos sichern will.
Stimmen aus der Belegschaft
Innerhalb der Belegschaft wird die neue Entwicklung mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Während eine höhere Abfindung für einige eine finanzielle Erleichterung darstellen mag, fühlen sich andere unter Druck gesetzt. Die Sorge ist, dass die Bereitschaft zur Annahme des Angebots als alternativlos dargestellt wird.
„Der Druck auf die Leute, zu unterschreiben, wird so erhöht“, äußerte sich ein Mitarbeiter, der aus Sorge vor Nachteilen anonym bleiben möchte.
Diese Aussage spiegelt die angespannte Atmosphäre im Werk wider. Die Entscheidung, ein solches Angebot anzunehmen, ist für viele eine weitreichende persönliche und finanzielle Weichenstellung, die nun unter Zeitdruck getroffen werden muss.
Zahlen im Überblick
- 1.000 Mitarbeiter sind von der Streichung der zweiten Schicht betroffen.
- Bis zu 7 zusätzliche Monatsgehälter könnten als Prämie gezahlt werden.
- Die Maßnahme soll bis zum Jahresende 2025 umgesetzt werden.
Offizielle Reaktionen und offene Fragen
Trotz der detaillierten Informationen, die in den Betriebsversammlungen kommuniziert wurden, hält sich die offizielle Seite bedeckt. Der Betriebsrat des Kölner Werks hat sich auf Anfrage bisher nicht zu den Plänen geäußert. Auch die Unternehmensführung zeigt sich zurückhaltend.
Ein Pressesprecher von Ford erklärte, es gebe „keine Vereinbarung mit Mitarbeitern über zusätzliche Prämien“. Diese distanzierte Formulierung lässt jedoch Raum für Interpretationen und dementiert die Pläne nicht vollständig. Es wird deutlich, dass die endgültige Entscheidung noch aussteht.
Zustimmung aus den USA erforderlich
Wie bei solch weitreichenden finanziellen Maßnahmen üblich, stehen die Pläne unter dem Vorbehalt der Zustimmung aus der Ford-Konzernzentrale im amerikanischen Dearborn. Erst wenn von dort grünes Licht kommt, erhalten die Angebote für die Kölner Belegschaft ihre Gültigkeit.
Für die betroffenen Mitarbeiter beginnt nun eine Zeit des Wartens und der Unsicherheit. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die angekündigten Prämien tatsächlich gezahlt werden und wie viele Beschäftigte das Angebot annehmen, um ein neues Kapitel in ihrem Berufsleben aufzuschlagen.




