Für viele Arbeitnehmer in Köln und ganz Deutschland stellt sich früher oder später die Frage: Wie erreiche ich den nächsten Karriereschritt? Während ein Jobwechsel oft mit einem deutlichen Gehaltssprung lockt, bietet der interne Aufstieg die Sicherheit eines vertrauten Umfelds. Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile, und die Entscheidung hängt stark von den persönlichen Zielen und der aktuellen Lebenssituation ab.
Experten raten, die Wahl zwischen Loyalität zum Unternehmen und dem Sprung ins Unbekannte sorgfältig abzuwägen. Es geht nicht nur um Geld und Titel, sondern auch um langfristige Entwicklung, Arbeitszufriedenheit und die persönliche Work-Life-Balance. Eine pauschale Antwort gibt es nicht, doch eine Analyse der eigenen Prioritäten kann den Weg weisen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein externer Jobwechsel kann oft zu Gehaltssprüngen von 10 bis 20 Prozent führen und die Karriere beschleunigen.
 - Der interne Aufstieg bietet mehr Sicherheit, bekannte Strukturen und ein bereits bestehendes berufliches Netzwerk.
 - Die Entscheidung hängt von persönlichen Zielen, der Branche und der Unternehmenskultur ab.
 - Starre Regeln wie ein Jobwechsel alle drei bis fünf Jahre gelten heute als veraltet.
 
Der externe Wechsel als Karriere-Booster
Wer schnell mehr Verantwortung und ein höheres Gehalt anstrebt, findet im Jobwechsel oft den direkteren Weg. Ein neues Unternehmen ist häufig bereit, für frische Impulse und externe Erfahrung tiefer in die Tasche zu greifen. Karriereberater bestätigen, dass Gehaltserhöhungen von 10 bis 20 Prozent bei einem externen Wechsel realistisch sind.
Ein entscheidender Vorteil liegt in der Verhandlungsposition. Externe Bewerber können ihre Gehaltsvorstellungen oft selbstbewusster formulieren als Mitarbeiter, die intern aufsteigen und deren bisheriges Gehalt als Referenz dient. „Wer schon mehrfach den Arbeitgeber gewechselt hat, bringt deutlich mehr wertvolle Erfahrungen mit als jemand, der sich seit Jahren im selben Unternehmen entwickelt hat“, erklärt Karriere-Coach Bernd Slaghuis.
Jeder Wechsel erweitert zudem das eigene Netzwerk und den Horizont. Neue Kollegen, andere Arbeitsweisen und frische Herausforderungen steigern langfristig den eigenen Marktwert. Man lernt, sich schnell in neuen Umgebungen zurechtzufinden – eine Fähigkeit, die in der heutigen dynamischen Arbeitswelt hochgeschätzt wird.
Risiken des Wechsels
Trotz der verlockenden Vorteile birgt ein Jobwechsel auch Unsicherheiten. Der Bewerbungsprozess selbst ist aufwendig. Im neuen Unternehmen beginnt alles bei null: Man muss sich ein neues Ansehen erarbeiten, die Unternehmenskultur verstehen und sich in neue Prozesse einfinden. Die Probezeit stellt eine zusätzliche Hürde dar, und es bleibt immer das Risiko, dass die neue Position oder das Unternehmen doch nicht den Erwartungen entspricht.
Die Vorteile des internen Aufstiegs
Der Weg nach oben im eigenen Unternehmen ist oft der sicherere. Wer intern aufsteigt, kennt die Kollegen, die Vorgesetzten und die ungeschriebenen Gesetze des Betriebs. Dieses Wissen erleichtert die Einarbeitung in eine neue Rolle erheblich. Man muss sich nicht erst beweisen, sondern kann auf einem bereits erarbeiteten Vertrauensvorschuss aufbauen.
„Intern habe ich ein Standing, das ich mir nach einem Wechsel erst wieder erarbeiten muss“, so Slaghuis. Diese Vertrautheit reduziert den Stress, der mit einem Neuanfang verbunden ist. Zudem investieren viele Unternehmen gezielt in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter durch Weiterbildungen und Mentoring-Programme, um sie auf höhere Positionen vorzubereiten.
Allerdings hat auch dieser Weg seine Tücken. Gehaltssprünge fallen meist moderater aus und orientieren sich an den bestehenden Gehaltsstrukturen. Zudem kann die bisherige Rolle zum Hindernis werden. „Wer im Unternehmen als Azubi angefangen hat, bleibt für viele der Azubi, dem man neue Aufgaben nicht zutraut“, warnt der Karrierecoach. Der interne Aufstieg ist zudem stark von den Gegebenheiten abhängig: Gibt es überhaupt eine freie Stelle? Unterstützt der Vorgesetzte den Wunsch nach Veränderung?
Branchenabhängige Chancen
Die Entscheidung für oder gegen einen Wechsel hängt auch stark von der Branche ab. In Sektoren mit hohem Fachkräftemangel wie der IT-Branche sind interne Aufstiegschancen oft sehr gut, da ständig neue Rollen entstehen. Auch in sicherheitsrelevanten Branchen, etwa der Rüstungsindustrie, wird oft auf internes Personal gesetzt. Dagegen sind externe Wechsel in dynamischen Feldern wie Marketing, Vertrieb und Beratung üblich, wo frische Ideen und neue Netzwerke besonders gefragt sind.
Die richtige Entscheidung für sich selbst treffen
Letztlich ist die Wahl eine sehr persönliche. Experten raten zu einer ehrlichen Selbstreflexion, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Bilgi Yildirim vom Personaldienstleister Robert Half empfiehlt, sich grundlegende Fragen zu stellen.
„Was sind die persönlichen Karriereziele: Steht ein schneller Hierarchiesprung im Vordergrund oder ist eine langfristige Entwicklung wichtiger?“
Dabei sollten auch die aktuelle Lebenssituation und persönliche Werte berücksichtigt werden. Was ist im Moment wichtiger: Sicherheit oder Abwechslung? Ein hohes Gehalt oder eine ausgewogene Work-Life-Balance? Ein offenes Gespräch mit dem aktuellen Vorgesetzten über die eigenen Perspektiven im Unternehmen kann ebenfalls Klarheit schaffen.
Veraltete Faustregeln überdenken
Die alte Faustformel, dass man für die Karriere alle drei bis fünf Jahre den Job wechseln sollte, gilt heute als überholt. Solche starren Regeln erzeugen unnötigen Druck und ignorieren die individuelle Situation. „Eine Wechselentscheidung sollte auf der eigenen Zufriedenheit und Selbstreflexion basieren, nicht auf irgendwelchen Regeln“, betont Bernd Slaghuis.
Karriere bedeutet heute mehr als nur den Aufstieg auf der Leiter. Auch eine bewusste Entscheidung für eine weniger anspruchsvolle Position, um mehr Zeit für die Familie zu haben, oder ein Wechsel in ein völlig anderes Berufsfeld kann ein kluger Karriereschritt sein. Das Wichtigste ist, eine Wahl zu treffen, die zur eigenen Lebensphase und den persönlichen Werten passt.




