In der Sielsdorfer Straße in Köln-Lindenthal hat die Stadtverwaltung ein plötzliches und absolutes Halteverbot verhängt, das jahrzehntelang geduldetes Parken beendet. Anwohner protestieren gegen den Verlust von 28 Stellplätzen und führen an, dass die Maßnahme unnötig sei und neue Gefahren schaffe. Die Stadt hingegen beharrt auf Sicherheitsbedenken.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein neues Halteverbot in der Sielsdorfer Straße in Lindenthal führt zum Wegfall von 28 Parkplätzen.
- Anwohner argumentieren, dass die Straße breit genug für Rettungsfahrzeuge sei und das Verbot den Verkehr beschleunige.
- Die Stadt Köln begründet die Maßnahme mit der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestfahrbahnbreite von 3,05 Metern, die nicht eingehalten werde.
- Die Anwohner planen nun eine Bürgereingabe, um gegen die Entscheidung vorzugehen.
Plötzliches Parkverbot sorgt für Unmut
Für die Bewohner der Sielsdorfer Straße kam die Änderung überraschend. Vor etwa zwei Monaten informierte das Ordnungsamt die Anwohner durch Zettel an den Windschutzscheiben über ein neues, absolutes Halteverbot. Die Begründung: Die Fahrbahn sei zu schmal für durchfahrende Fahrzeuge, insbesondere für Rettungsdienste.
Kurz darauf begann die Durchsetzung der neuen Regelung. Wer sein Fahrzeug weiterhin in der Straße abstellte, erhielt ein Verwarnungsgeld. Für die Anwohner ist die Situation frustrierend, da das Parken dort über Jahrzehnte hinweg gängige Praxis war und nie zu Problemen geführt habe.
Verschärfte Parkplatzsituation in Lindenthal
Der Wegfall der 28 Stellplätze trifft die Anwohner hart. Im Bereich westlich des Gürtels gibt es noch kein Anwohnerparken, weshalb das Parken kostenfrei ist. Dies zieht viele Pendler an, die ihr Fahrzeug dort abstellen, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter in die Innenstadt zu fahren. Die Parkplatznot in den umliegenden Straßen wird durch das neue Verbot weiter verschärft.
Anwohner widersprechen der Stadtverwaltung
Die Anwohnerschaft hält die Begründung der Stadt für nicht stichhaltig. Sie argumentieren, dass die erforderliche Restfahrbahnbreite von 3,05 Metern für Rettungsfahrzeuge durchaus gegeben sei. Ein Anwohner, der aus beruflichen Gründen anonym bleiben möchte, erklärt die Sicht der Bewohner.
„Die Stadt hat den gegenüberliegenden Gehweg so angelegt, dass er befahrbar ist“, sagt er. Der Bordstein sei abgesenkt und das Pflaster bestehe aus acht Zentimeter dicken Betonsteinen, die für schwere Fahrzeuge ausgelegt sind. Diese Bauweise erlaube es beispielsweise Müllfahrzeugen, bei Bedarf leicht auf den Gehweg auszuweichen, ohne Fußgänger zu gefährden, da ein breiter Vorgartenstreifen die Häuser vom Gehweg trennt.
„Die Müllabfuhr nutzt den Gehweg regelmäßig ein kleines Stück mit. Das war nie ein Problem für uns.“
Vorschlag der Anwohner: Poller statt Verbot
Die Bewohner räumen ein, dass es an den Einmündungen zur Gleueler und Frechener Straße gelegentlich zu Engpässen kommen kann, wenn dort verbotswidrig geparkt wird. Anstatt jedoch die gesamte Straße mit einem Halteverbot zu belegen, schlagen sie eine gezieltere Lösung vor.
Ihr Vorschlag sieht die Installation von Pollern an den kritischen Stellen vor. Diese könnten von Rettungsdiensten oder der Müllabfuhr bei Bedarf mit einem Dreikantschlüssel umgelegt werden. So würde das Falschparken an den Engstellen verhindert, während die legalen Parkplätze in der Straße erhalten blieben.
Sorge vor neuen Gefahren durch freie Fahrbahn
Neben dem Verlust der Parkplätze sehen die Anwohner durch das Verbot neue Risiken entstehen. Die parkenden Autos hatten bisher eine wichtige Funktion zur Verkehrsberuhigung.
„Ohne die parkenden Autos wird die Straße zur Rennstrecke“, befürchtet eine Anwohnerin. Sie erklärt, dass in der ruhigen Wohnstraße oft Kinder spielen. Eine freie Fahrbahn könnte zudem dazu führen, dass Autofahrer die Sielsdorfer Straße als Abkürzung nutzen, um die Ampel an der Kreuzung Gleueler Straße/Mommsenstraße zu umgehen. Dies würde den Durchgangsverkehr und die damit verbundene Lärmbelästigung deutlich erhöhen.
Stadt bleibt bei ihrer harten Haltung
Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Lindenthal hat die Bedenken der Bürger aufgenommen und eine Anfrage an die Verwaltung gestellt. Sie wollte wissen, ob das Parkverbot ausgesetzt werden könne, wenn die Sicherheit für Rettungsfahrzeuge gewährleistet ist und die von den Anwohnern beschriebenen Probleme überwiegen.
Die Antwort der Stadtverwaltung fiel jedoch eindeutig aus. Stadtsprecher Robert Baumanns teilte mit, dass man aufgrund von Beschwerden auf die Situation aufmerksam geworden sei. Eine Messung habe ergeben, dass bei parkenden Autos die Restfahrbahnbreite nur noch 2,06 Meter betrage. Dies unterschreite die gesetzliche Vorgabe von 3,05 Metern massiv.
Die Stadt betont, dass dieser Zustand ordnungswidrig sei und nicht toleriert werden könne, da Rettungswege beeinträchtigt würden. Das Befahren des Gehwegs sei grundsätzlich nicht zulässig. Auch der Vorschlag mit den Pollern wird abgelehnt, da das Entfernen der Poller für Einsatzkräfte einen kritischen Zeitverlust bedeuten würde.
Die Anwohner der Sielsdorfer Straße fühlen sich von der Stadtverwaltung nicht ernst genommen und wollen den Kampf um ihre Parkplätze nicht aufgeben. Als nächsten Schritt planen sie eine offizielle Bürgereingabe, um ihre Argumente erneut vorzubringen.




