Der FC Schalke 04 erlebt einen sportlichen Aufschwung, doch hinter den Kulissen gab es Spannungen. Vereinslegende Olaf Thon hat sich nun zu den Gründen für die Entlassung von Kaderplaner Ben Manga geäußert und scharfe Kritik an dessen Arbeitsweise geübt. Thon wirft Manga Einmischung in die Trainerarbeit und gescheiterte Transfers vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Olaf Thon sieht die Entlassung von Ben Manga als richtige und notwendige Entscheidung von Sportvorstand Frank Baumann.
- Manga soll sich laut Thon in die Aufstellung der Mannschaft eingemischt und dem Trainer Vorgaben gemacht haben.
- Thon lobt die Arbeit von Sportvorstand Baumann und dem neuen Trainer Miron Muslic als entscheidend für den aktuellen Erfolg.
- Trotz des guten Saisonstarts plädiert die Schalke-Legende dafür, die Erwartungen niedrig zu halten und einen einstelligen Tabellenplatz anzupeilen.
Sportlicher Erfolg und personelle Konsequenzen
Der FC Schalke 04 hat sich nach zwei schwierigen Saisons in der 2. Bundesliga sportlich stabilisiert. Der Verein steht derzeit auf dem zweiten Tabellenplatz und weckt bei den Fans neue Hoffnung. Für Vereinsikone Olaf Thon ist dieser Erfolg eng mit zwei Personalentscheidungen verknüpft: der Verpflichtung von Frank Baumann als Sportvorstand und der Wahl von Miron Muslic als neuem Cheftrainer.
In einem Interview mit „ran“ betonte Thon die Bedeutung dieser Weichenstellungen. „Der Aufsichtsrat hat zunächst korrigiert, indem er Frank Baumann als neuen Sportvorstand verpflichtet hat“, erklärte der Weltmeister von 1990. Diese Entscheidung habe weitere wichtige Schritte ermöglicht, darunter auch die umstrittene Trennung von Kaderplaner Ben Manga im September.
Hintergrund: Die Situation bei Schalke 04
Nach dem Abstieg aus der Bundesliga kämpfte der FC Schalke 04 zwei Jahre lang in der 2. Bundesliga gegen den weiteren Absturz in die 3. Liga. Die sportliche und personelle Neuausrichtung unter Frank Baumann sollte den Verein wieder stabilisieren und eine positive Entwicklung einleiten. Die Entlassung Mangas erfolgte trotz des zu diesem Zeitpunkt bereits sichtbaren sportlichen Aufschwungs.
Thon mit schweren Vorwürfen gegen Manga
Während der sportliche Trend nach oben zeigt, fand Olaf Thon deutliche Worte für den ehemaligen Kaderplaner Ben Manga. Dessen Freistellung sei trotz des guten Saisonstarts folgerichtig gewesen. „Das Thema hat sich schon länger hingezogen und war absehbar. Wenn man zweimal im Abstiegskampf zur 3. Liga steckt, läuft etwas falsch“, so Thon.
Die offizielle Begründung für Mangas Ausscheiden lautete „strukturelle Anpassungen“. Thon lieferte nun jedoch tiefere Einblicke in die internen Probleme. Er kritisierte nicht nur die Transferbilanz des einst als „Perlentaucher“ gefeierten Managers.
„Er hat teilweise dem Trainer nahegelegt, Spieler aufzustellen, die er geholt hatte. Mischte sich aktiv in die Trainerarbeit ein. Es gab zudem unglückliche Aussagen und Missverständnisse in der Zusammenarbeit.“
Diese Vorwürfe wiegen schwer und deuten auf eine erhebliche Überschreitung von Kompetenzen hin. Laut Thon war die Zusammenarbeit von wiederholten Missverständnissen geprägt, was die Arbeitsatmosphäre belastet habe.
Die Rolle des Kaderplaners
Thon formulierte eine klare Erwartungshaltung an die Position des Kaderplaners und machte deutlich, wo Manga seiner Ansicht nach versagt hat. Die Hauptaufgaben eines Kaderplaners liegen in der Identifizierung und Verpflichtung passender Spieler in Absprache mit der sportlichen Leitung und dem Trainer.
- Scouting und Analyse: Spieler beobachten und deren Potenzial bewerten.
- Transferverhandlungen: Gespräche mit Spielern und Vereinen führen.
- Kaderstruktur: Eine ausgewogene Mannschaft für die Gegenwart und Zukunft zusammenstellen.
- Zusammenarbeit: Enger Austausch mit Trainer und Sportvorstand.
Eine direkte Einmischung in die tägliche Trainingsarbeit oder die Spieltagsaufstellung gehört ausdrücklich nicht zu diesem Aufgabenbereich. „Ein Kaderplaner sollte sich seiner Rolle bewusst sein und sich entsprechend verhalten“, resümierte Thon. Aus diesem Grund sei die Entscheidung von Frank Baumann, die Zusammenarbeit zu beenden, unumgänglich gewesen. „Frank Baumann hat daher die Reißleine gezogen.“
Lob für Baumann und den neuen Trainer
Im Gegensatz zur Kritik an Manga äußerte sich Thon äußerst positiv über die Arbeit des neuen Sportvorstands und des Trainers. Baumann habe mit der Verpflichtung von Miron Muslic vom englischen Zweitligisten Plymouth Argyle einen mutigen und richtigen Schritt getan.
Ein unbeschriebenes Blatt
Miron Muslic war vor seiner Verpflichtung bei Schalke 04 in Deutschland weitgehend unbekannt. Seine vorherigen Stationen als Cheftrainer waren Cercle Brügge in Belgien und Plymouth Argyle in der zweiten englischen Liga. Seine schnelle positive Wirkung auf die Mannschaft überraschte viele Experten.
„Baumann hat mit Miron Muslic einen Trainer gefunden, den niemand auf dem Zettel hatte. Er leistet ehrliche Arbeit und hat in kurzer Zeit seine Handschrift erkennbar gemacht“, lobte Thon. Die positive Entwicklung der Mannschaft sei ein klares Verdienst des neuen Trainerteams.
Bescheidene Ziele trotz Tabellenplatz zwei
Trotz der Euphorie über den aktuellen zweiten Platz in der Liga warnt die Vereinslegende davor, die Ziele zu hoch zu stecken. Er unterstützt die zurückhaltende Kommunikation der Vereinsführung und mahnt zur Geduld.
„Ball flach halten“, lautet Thons Devise. „Denn die Parole war ja nach den zwei missglückten Saisons davor: einstelliger Tabellenplatz.“ Nach den nervenaufreibenden Jahren im Abstiegskampf wäre eine solche Platzierung bereits als klarer Erfolg zu werten.
Er fügte hinzu: „Und nach zwei schwierigen Jahren mit Abstiegskampf wäre ein einstelliger Tabellenplatz ein Erfolg. Alles andere kommt, wenn es kommt.“ Diese Haltung soll den Druck von der noch jungen Entwicklung der Mannschaft nehmen und eine nachhaltige Stabilisierung ermöglichen, anstatt verfrühte Aufstiegsträume zu schüren.




