Der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw hat sich zur aufkommenden Diskussion um das Kölner Nachwuchstalent Said El Mala geäußert. In einer Fernsehsendung warnte der Weltmeister-Trainer von 2014 vor überzogenen Erwartungen an den 19-jährigen Flügelspieler und zog Lehren aus seiner eigenen Amtszeit.
Die Debatte um eine mögliche WM-Teilnahme El Malas im Jahr 2026 gewinnt an Fahrt, doch Löw mahnt zur Geduld und betont die entscheidende Rolle von harter Arbeit und individueller Förderung für die Entwicklung junger Spieler.
Das Wichtigste in Kürze
- Joachim Löw äußerte sich im Sport1-„Doppelpass“ zu den Erwartungen an den 19-jährigen Said El Mala vom 1. FC Köln.
- Er warnte davor, junge Talente zu früh unter Druck zu setzen, und verwies auf negative Erfahrungen aus seiner Zeit als Bundestrainer.
- Löw betonte, dass die eigentliche Arbeit für einen Profi erst nach der Jugendzeit beginne und forderte intensive individuelle Förderung.
- Die Diskussion entzündete sich an El Malas starken Leistungen und dem Mangel an Dribblern im deutschen Fußball.
Diskussion um ein Kölner Ausnahmetalent
Said El Mala, der erst im Sommer nach einer Leihe zum 1. FC Köln zurückkehrte, hat in den ersten Saisonspielen für erhebliches Aufsehen gesorgt. Mit seiner agilen und dribbelstarken Spielweise füllt der 19-Jährige eine Lücke im deutschen Fußball, die seit Jahren beklagt wird. Spieler, die Eins-gegen-Eins-Situationen suchen und für unvorhersehbare Momente sorgen, sind rar geworden.
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass sein Name landesweit diskutiert wird. Am Sonntag, dem 12. Oktober 2025, war El Mala auch Thema in der bekannten Fußball-Talkrunde „Doppelpass“ auf Sport1. Dort wurde über sein Potenzial und eine mögliche Rolle in der Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft 2026 spekuliert.
Löws mahnende Worte zur Talentförderung
In die Debatte schaltete sich auch der ehemalige Bundestrainer Joachim Löw ein. Der 65-Jährige, der die deutsche Nationalmannschaft 2014 zum WM-Titel führte, nutzte die Gelegenheit, um eine allgemeine Warnung auszusprechen, die sich auf seine langjährige Erfahrung stützt.
Löw erklärte, dass er die Tendenz, junge Spieler schnell in den Himmel zu heben, kritisch sehe. Er zog dabei Vergleiche zu anderen Fußballnationen und sprach offen über die Enttäuschungen, die er mit hochveranlagten Talenten erlebte.
Das Problem stagnierender Karrieren
Ein zentraler Punkt in Löws Argumentation war die Beobachtung, dass viele vielversprechende Karrieren ins Stocken geraten. Er erinnerte sich an zahlreiche Fälle aus seiner Amtszeit, in denen er junge Spieler im Alter von 18 oder 19 Jahren in den DFB-Kader berief.
„Drei oder vier Jahre später sind sie nicht besser geworden“, so Löw über die ausbleibende Weiterentwicklung vieler Talente. „Manche bleiben stehen. Manche waren gar nicht mehr bei der Nationalmannschaft.“
Diese Stagnation sei für ihn als Trainer eine schmerzhafte Erfahrung gewesen. „Das tut mir weh“, gestand Löw, da das frühe Vertrauen in diese Spieler sich oft weder für den Verband noch für die Sportler selbst ausgezahlt habe.
Hintergrund: Talententwicklung in Deutschland
Die Debatte um die richtige Förderung junger Spieler ist ein wiederkehrendes Thema im deutschen Fußball. Nach einer Phase, in der die Ausbildung stark auf taktische Disziplin und Systemkonformität ausgerichtet war, wird nun wieder vermehrt der Ruf nach Individualisten und Straßenfußballern laut. Spieler wie Said El Mala gelten als Hoffnungsträger, diesen Mangel zu beheben.
Vergleich mit anderen Fußballnationen
Löw führte weiter aus, dass es junge Spieler in anderen Ländern teilweise einfacher hätten, sich auf höchstem Niveau zu etablieren. Als Beispiel nannte er Spanien. Der Europameister verfüge über eine klare und seit Jahren etablierte spielerische Identität. „Diese klare Spielphilosophie erleichtert es jungen Fußballern, sich schnell in die A-Nationalmannschaft einzufügen“, analysierte Löw.
In Deutschland sei die Erwartungshaltung an Debütanten oft immens, was den Druck zusätzlich erhöhe. Ein junger Spieler müsse nicht nur sein Talent beweisen, sondern oft auch als Hoffnungsträger für eine ganze Fußballgeneration herhalten.
Der Appell an junge Spieler und Vereine
Aus seinen Beobachtungen leitete Joachim Löw einen klaren Appell ab, der sich sowohl an aufstrebende Talente wie Said El Mala als auch an deren Vereine richtet. Für ihn ist die Zeit nach dem Sprung aus der Jugend in den Profibereich die entscheidende Phase einer Karriere.
Karrieredaten: Said El Mala
- Alter: 19 Jahre
- Position: Flügelstürmer
- Verein: 1. FC Köln
- Aktuelle Nationalmannschaft: Deutschland U21
„Wenn man 18 oder 19 ist, kommt man aus der Jugend raus. Dann hat man vielleicht gerade seine Lehre absolviert. Aber dann geht die Arbeit erst richtig los“, erklärte Löw eindringlich. Er betonte, dass Talent allein nicht ausreiche, um sich dauerhaft in der Weltspitze zu etablieren.
Er forderte daher eine intensive individuelle Förderung durch die Trainerteams der Vereine. Regelmäßige Extraschichten nach dem eigentlichen Mannschaftstraining seien unerlässlich, um technische Fähigkeiten zu verfeinern und an Schwächen zu arbeiten. Dieser Fleiß sei der Schlüssel, um das Potenzial voll auszuschöpfen und nicht auf einem frühen Entwicklungsstand stehen zu bleiben.
El Malas Rolle für die Zukunft des DFB
Die Diskussion um Said El Mala findet vor dem Hintergrund einer Neuausrichtung im deutschen Fußball statt. Nach enttäuschenden Turnieren sucht die Nationalmannschaft unter Bundestrainer Julian Nagelsmann nach neuen Impulsen und Spielertypen, die dem Team mehr Kreativität und Unberechenbarkeit verleihen können.
El Mala, der aktuell für die deutsche U21-Nationalmannschaft spielt, verkörpert genau diesen Spielertyp. Seine Fähigkeit, im Dribbling an Gegnern vorbeizukommen, schafft Räume und Torchancen. Es ist daher verständlich, dass Fans und Experten in ihm eine wichtige Figur für die Zukunft sehen.
Joachim Löws Worte sind jedoch eine wichtige Erinnerung daran, dass der Weg an die Spitze lang und steinig ist. Der Hype um ein Talent kann schnell zu einer Belastung werden. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Said El Mala die Ratschläge des ehemaligen Bundestrainers beherzigt und die harte Arbeit investiert, die aus einem großen Talent einen etablierten Nationalspieler macht.




