In der Sport1-Talkshow „Doppelpass“ kam es zu einer Debatte zwischen dem ehemaligen Nationalspieler Stefan Effenberg und der Sky-Moderatorin Britta Hofmann. Im Mittelpunkt stand die taktische Rolle von Harry Kane beim FC Bayern München nach der erwarteten Rückkehr des verletzten Jamal Musiala. Die unterschiedlichen Einschätzungen führten zu einem spürbaren Spannungsverhältnis in der Sendung.
Wichtige Erkenntnisse
- In der Sendung „Doppelpass“ entstand eine Meinungsverschiedenheit über die zukünftige Rolle von Harry Kane beim FC Bayern.
- Britta Hofmann argumentierte, dass Kanes Freiheiten im Spiel durch die Rückkehr von Jamal Musiala eingeschränkt werden könnten.
- Stefan Effenberg widersprach dieser These deutlich und betonte Kanes Flexibilität sowie die taktische Intelligenz der Mannschaft.
- Die Diskussion verlagerte sich von einer sachlichen Analyse zu einem persönlichen Wortwechsel zwischen den beiden Experten.
Ausgangspunkt der Debatte: Kanes aktuelle Position
Der FC Bayern München zeigt sich zu Saisonbeginn in starker Form, sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg ist Neuzugang Harry Kane, der sich schnell als zentraler Offensivspieler etabliert hat. Aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalls von Jamal Musiala, der an einem Wadenbeinbruch laboriert, agiert Kane oft nicht nur als klassischer Mittelstürmer.
Sky-Moderatorin Britta Hofmann brachte in der Diskussion den Punkt ein, dass Kane derzeit von der Abwesenheit Musialas profitiere. „Er nutzt die Räume, die da sind, weil Musiala nicht da ist“, erklärte Hofmann ihre Sichtweise. Sie deutete an, dass Kane aktuell eine Rolle einnimmt, die Züge eines Spielmachers trägt und ihm erlaubt, sich tiefer ins Mittelfeld fallen zu lassen.
Taktischer Hintergrund: Die Rolle des „falschen Neuners“
Harry Kane ist bekannt dafür, die Position des Mittelstürmers flexibel zu interpretieren. Anstatt nur im Strafraum auf Zuspiele zu warten, bewegt er sich oft in den Raum zwischen Mittelfeld und Abwehr. Diese Bewegung zwingt die gegnerischen Verteidiger zu schwierigen Entscheidungen: Folgen sie ihm und öffnen damit Lücken in der Abwehrkette, oder übergeben sie ihn an einen Mittelfeldspieler? Diese taktische Variante schafft Räume für nachrückende Flügelspieler und offensive Mittelfeldspieler.
Hofmanns These und Effenbergs Reaktion
Hofmanns zentrale These lautete, dass es für Kane „schwierig“ werden könnte, wenn Musiala wieder auf dem Platz steht. Sie präzisierte, dass Kane dann wieder stärker als klassischer Neuner agieren müsse, da Musiala den Raum hinter der Spitze für sich beanspruchen würde. Diese Einschätzung stieß bei Stefan Effenberg auf Unverständnis.
Der ehemalige Bayern-Kapitän reagierte zunächst mit einer spöttischen Frage: „Also heißt das, dass Kane dann auf der Bank ist?“ Hofmann verneinte dies und versuchte, ihre Position zu erläutern, doch die Diskussion nahm eine persönliche Wendung. „Was ist denn los, Stefan? Muss ich dir das gerade erklären?“, entgegnete sie auf Effenbergs Reaktion.
„Ich wollte es nochmal ausführlich erklären für dich und für alle: Wieso wird’s für Harry Kane schwer...“
Unterschiedliche Auffassungen zur taktischen Flexibilität
Effenberg argumentierte, dass die Spieler des FC Bayern über ausreichend taktische Intelligenz verfügen, um ihre Positionen dynamisch anzupassen. Er vertrat die Ansicht, dass ein intelligentes Positionsspiel ein ständiges Tauschen der Zonen erlaube, ohne dass sich die Spieler gegenseitig im Weg stehen.
„Die Spieler sind so intelligent, dass sie wissen, dann wenn Harry in eine Zone reingeht, dass ich dann in die andere Zone reingehe, dass da ein Tausch vorgenommen wird“, so Effenberg. Er betonte, dass Kane nicht nur ein Neuner, sondern auch ein Zehner sei – ein Spieler, der sowohl Tore schießen als auch das Spiel gestalten kann.
Die Rolle Musialas im Bayern-System
Jamal Musiala ist für seine Dribblings auf engstem Raum bekannt und agiert typischerweise als offensiver Mittelfeldspieler direkt hinter der Sturmspitze. Seine Stärke liegt darin, Abwehrreihen durch unvorhersehbare Bewegungen aufzureißen. Hofmanns Argumentation zielte darauf ab, dass genau dieser Raum derzeit von Kane mitgenutzt wird, um das Spiel zu lenken und Mitspieler wie Serge Gnabry, Michael Olise und Luis Diaz einzusetzen.
Effenberg hingegen sieht in der Kombination von Kane und Musiala kein Problem, sondern eine Stärke. Ein sich fallen lassender Kane könnte Verteidiger aus dem Zentrum ziehen und so erst die Räume schaffen, in die Musiala mit seiner Dynamik vorstoßen kann. Diese taktische Synergie sei ein Vorteil und keine Schwierigkeit.
Statistiken unterstreichen Kanes Vielseitigkeit
In seinen ersten Spielen für den FC Bayern überzeugte Harry Kane nicht nur als Torschütze, sondern auch als Vorbereiter. Seine hohe Anzahl an Ballkontakten außerhalb des Strafraums und seine erfolgreichen Pässe in die Tiefe belegen statistisch, dass er mehr als nur ein reiner Vollstrecker ist. Diese Daten stützen die Argumentation, dass seine Rolle flexibel angelegt ist.
Spannungen im Studio
Die Debatte wurde zunehmend von der persönlichen Ebene geprägt. Nachdem Effenberg Kanes Spielweise erläutert hatte, fiel ihm Hofmann ins Wort: „Nein, du hast mich falsch verstanden, Stefan. Das gibt’s doch gar nicht!“ Auch der Moderator der Sendung, Florian König, wurde von Effenberg kritisch kommentiert.
Als König sich für Effenbergs Erklärung bedankte, erwiderte dieser: „Das bezweifle ich, aber okay.“ Daraufhin fragte Hofmann in die Runde: „Was ist denn los mit dem Stefan, hat der zu viel Kaffee bekommen?“ König ergänzte mit einem bekannten Zitat von Reiner Calmund: „Der Calli sagt immer, der hat wieder seine kratzige Unterhose an“, eine umgangssprachliche Beschreibung für eine mürrische Stimmung.
Die Diskussion endete ohne eine Einigung in der Sache, hinterließ aber den Eindruck einer gereizten Atmosphäre im Studio. Die eigentliche taktische Frage, wie Kane und Musiala in Zukunft harmonieren werden, bleibt eine der spannendsten Aufgaben für das Trainerteam des FC Bayern.




