In Köln-Marienburg sorgt die Umwandlung der Goethestraße in eine Fahrradstraße für erheblichen Unmut. Anwohner protestieren gegen die Maßnahme, die sie als unnötig und störend empfinden. Ein Lokalpolitiker kritisiert das Vorgehen der Stadt scharf und fordert einen Dialog, nachdem die Verwaltung bereits erste Zugeständnisse gemacht hat.
Die Auseinandersetzung um die Neugestaltung der traditionsreichen Allee hat eine Debatte über Bürgerbeteiligung, Denkmalschutz und die Verkehrswende in Köln neu entfacht. Während die Stadt auf die Förderung des Radverkehrs pocht, fühlen sich viele Anwohner übergangen und beklagen eine Verschandelung ihres Viertels.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Goethestraße in Köln-Marienburg wurde zur Fahrradstraße umgewandelt, was zu Protesten von Anwohnern führte.
 - Der Bezirksvertreter Torsten Ilg (KSG) kritisiert die Maßnahme als „Verschwendung von Steuergeldern“ und bemängelt die fehlende Bürgerbeteiligung.
 - Kritikpunkte sind die optische Beeinträchtigung der denkmalgeschützten Allee durch Schilder und Markierungen.
 - Nach massiver Kritik hat die Stadt Köln bereits angekündigt, einige Markierungen und Schilder wieder zu entfernen oder nicht umzusetzen.
 
Anhaltender Protest gegen neues Verkehrskonzept
Die Umgestaltung der Goethestraße ist Teil des städtischen Plans zum Ausbau des Kölner Radnetzes. Doch was als Maßnahme zur Förderung der Verkehrssicherheit und des umweltfreundlichen Radverkehrs gedacht war, hat im Stadtteil Marienburg zu einer Welle des Protests geführt. Zahlreiche Bürger äußerten ihren Unmut bei einer kürzlich von der Stadt organisierten Informationsveranstaltung.
Der Kern der Kritik richtet sich gegen die Notwendigkeit und die Art der Umsetzung. Viele Anwohner sind der Ansicht, dass die breite Allee, auf der auch denkmalgeschützte Häuser stehen, durch die zahlreichen neuen Schilder und auffälligen Bodenmarkierungen optisch stark beeinträchtigt wird. Sie argumentieren, dass die bisherige Verkehrssituation unproblematisch war und die Umwandlung überflüssig sei.
Politische Kritik an der Entscheidung
Unterstützung erhalten die protestierenden Bürger vom Bezirksvertreter der Kölner StadtGesellschaft (KSG) in Rodenkirchen, Torsten Ilg. Er positioniert sich klar gegen das Projekt in seiner jetzigen Form und wirft der Stadtverwaltung vor, die Bedenken der Anwohner ignoriert zu haben.
„Diese Umwandlung war schlichtweg unnötig. Natürlich brauchen wir sichere Radwege. Aber auf dieser breiten und ehrwürdigen Allee hätte ein markierter Radstreifen völlig genügt“, erklärte Ilg.
Er bezeichnete die Maßnahme als „Verschwendung von Steuergeldern“ und kritisierte, dass eine umfassende Bürgerbeteiligung, insbesondere bei der optischen Gestaltung, versäumt wurde. Seiner Meinung nach hätte der Beschluss so niemals gefasst werden dürfen.
Ein Votum mit Vorgeschichte
Die Kritik von Torsten Ilg ist nicht neu. Bereits im Jahr 2019, als die Pläne zur Umgestaltung der Goethestraße in der Bezirksvertretung zur Abstimmung standen, enthielt er sich seiner Stimme. Schon damals begründete er seine Haltung mit den Bedenken, die nun von vielen Bürgern geteilt werden: die Sorge um das historische Stadtbild und die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Maßnahme.
Die Argumente der Kritiker
Die Gegner der neuen Fahrradstraße führen mehrere zentrale Punkte an, die ihre Ablehnung begründen. Diese Bedenken prägen die aktuelle Debatte im Viertel:
- Ästhetische Beeinträchtigung: Die Goethestraße ist bekannt für ihren Alleecharakter und ihre repräsentative Architektur. Die Kritiker befürchten, dass die Vielzahl an Verkehrsschildern und Piktogrammen das historische und gepflegte Erscheinungsbild nachhaltig stört.
 - Fehlende Notwendigkeit: Anwohner argumentieren, dass die Verkehrslage auf der breiten Straße zuvor unkompliziert war und Radfahrer bereits sicher unterwegs sein konnten. Ein einfacher Fahrradstreifen wäre ihrer Ansicht nach ausreichend gewesen.
 - Mangelnde Bürgerbeteiligung: Ein zentraler Vorwurf lautet, dass die Anwohner nicht frühzeitig und umfassend in die Planungen einbezogen wurden. Die Entscheidung sei über ihre Köpfe hinweg getroffen worden.
 - Verschwendung von öffentlichen Mitteln: Die Kosten für Planung, Markierung und Beschilderung werden als unnötige Ausgabe von Steuergeldern angesehen, da eine einfachere Lösung möglich gewesen wäre.
 
Stadtverwaltung reagiert auf den Druck
Der massive Widerstand aus der Nachbarschaft ist bei der Stadtverwaltung nicht ungehört geblieben. In einer ersten Reaktion hat die Stadt angekündigt, teilweise zurückzurudern. Einige der umstrittenen Markierungen sollen wieder entfernt oder gar nicht erst aufgetragen werden. Auch auf die Installation bestimmter geplanter Schilder soll verzichtet werden.
Trotz dieser Zugeständnisse bleibt der Ärger in Marienburg groß. Für viele Anwohner und auch für den Bezirksvertreter Ilg gehen diese Korrekturen nicht weit genug. Sie sehen darin lediglich eine kosmetische Anpassung, die das Grundproblem nicht löst.
Eine Fahrradstraße ist eine speziell für den Radverkehr vorgesehene Straße. Radfahrer haben hier Vorrang und dürfen nebeneinander fahren. Andere Fahrzeuge wie Autos sind oft nur als Anlieger zugelassen und müssen ihre Geschwindigkeit an den Radverkehr anpassen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt in der Regel 30 km/h.
Forderung nach einem Neuanfang
Für Torsten Ilg ist klar, dass die bisherigen Anpassungen nicht ausreichen. Er fordert von der Verwaltung, das Projekt vorerst zu stoppen und einen echten Dialog mit den Betroffenen zu beginnen.
„Ich nehme die Sorgen und die berechtigte Kritik der Marienburger Bürgerinnen und Bürger sehr ernst“, betonte Ilg. Er appelliert an die Verantwortlichen: „Die Verwaltung muss jetzt innehalten und gemeinsam mit den Anwohnern eine Lösung finden, die Verkehrssicherheit und Stadtbild gleichermaßen berücksichtigt.“
Die weitere Entwicklung in der Goethestraße bleibt abzuwarten. Der Fall zeigt jedoch beispielhaft die Herausforderungen, vor denen Städte bei der Umsetzung der Verkehrswende stehen: die Notwendigkeit, moderne Mobilitätskonzepte mit den Bedürfnissen der Anwohner und den Besonderheiten gewachsener Stadtviertel in Einklang zu bringen. Für viele in Marienburg ist klar, dass dies nur durch transparente Kommunikation und echte Beteiligung gelingen kann.




