Die Kölner Polizei warnt eindringlich vor einer anhaltenden Welle von Trickbetrügereien. Täter geben sich am Telefon als Polizisten oder Bankangestellte aus und bringen vor allem ältere Menschen um ihr Erspartes. Allein im vergangenen Jahr entstand in Köln und Leverkusen ein Schaden in Millionenhöhe.
Die Betrüger setzen ihre Opfer gezielt unter psychischen Druck, um an Geld, Schmuck und Bankdaten zu gelangen. Zwei aktuelle Fälle aus Köln verdeutlichen die perfide Vorgehensweise und den hohen finanziellen Schaden, der den Opfern entsteht.
Das Wichtigste in Kürze
- In Köln und Leverkusen kommt es fast täglich zu Betrugsanrufen durch falsche Polizisten und Bankmitarbeiter.
- Im letzten Jahr gab es über 1.000 vollendete Taten mit einem Schaden in Millionenhöhe.
- Die Täter erzeugen gezielt Stress, um ihre Opfer zu manipulieren. Ältere Menschen sind die Hauptzielgruppe.
- Die Polizei rät: Bei Geldforderungen am Telefon sofort auflegen und die 110 oder eine Vertrauensperson anrufen.
Eine wachsende Gefahr für Senioren
Die Masche ist nicht neu, aber weiterhin erschreckend erfolgreich. Betrüger rufen gezielt bei älteren Menschen an, deren Vornamen auf ein höheres Lebensalter schließen lassen und die oft noch im Telefonbuch zu finden sind. Mit ausgeklügelten Geschichten und psychologischem Druck überreden sie ihre Opfer, Geld und Wertsachen an angebliche Kuriere zu übergeben.
Ralf Braun vom Kriminalkommissariat 25 der Kölner Polizei kennt die Methoden der Täter genau. Er appelliert an die Öffentlichkeit, wachsam zu sein.
„Wir werden nicht müde, darauf hinzuweisen, wie schnell man durch bewusst hervorgerufenen Stress Opfer von Trickbetrügern werden kann. Besonders ältere Menschen sind betroffen – deshalb bitten wir auch deren Kinder und Enkel, aktiv zu werden.“
Die Täter nutzen die Gutgläubigkeit und den Respekt vor Autoritätspersonen wie Polizisten oder Bankangestellten schamlos aus. Sie erfinden Geschichten über Einbrecherbanden, korrupte Bankmitarbeiter oder angebliche Notfälle in der Familie, um ihre Opfer in Panik zu versetzen.
Die perfiden Methoden der Täter
Die Betrüger arbeiten hochprofessionell. Oft nutzen sie technische Tricks, um auf dem Telefondisplay der Angerufenen die Notrufnummer 110 oder die Nummer der örtlichen Bank erscheinen zu lassen. Dies soll ihre Glaubwürdigkeit untermauern und Zweifel von vornherein ausräumen.
Zwei aktuelle Fälle aus Köln
Am 24. Oktober schlugen die Täter gleich zweimal in Köln zu und erbeuteten hohe Summen. Diese Beispiele zeigen, wie unterschiedlich und gleichzeitig überzeugend die Betrüger vorgehen.
Fall 1: Der falsche Bankbote
Eine 85-jährige Frau erhielt einen Anruf von vermeintlichen Bankmitarbeitern. Sie behaupteten, es habe eine fehlerhafte Abbuchung von ihrem Konto gegeben. Um den Vorgang zu korrigieren, müsse sie ihre EC-Karte samt PIN einem Bankboten übergeben. Kurze Zeit später stand ein Mann vor ihrer Tür, dem sie beides aushändigte. Die Täter hoben daraufhin mehrere tausend Euro ab und kauften auf Kosten der Seniorin ein.
Fall 2: Die „Beweissicherung“ durch die falsche Polizei
Ein 88-jähriger Mann wurde von einem angeblichen Polizisten kontaktiert. Der Anrufer erklärte, man habe eine Einbrecherbande festgenommen, auf deren Liste auch der Name des Seniors gestanden habe. Um sein Vermögen zu sichern, müsse er Bargeld und Wertgegenstände zur „Beweissicherung“ an einen Beamten in Zivil übergeben. Das Opfer verlor auf diese Weise mehrere zehntausend Euro Bargeld sowie eine wertvolle Münzsammlung.
Diese Fälle sind keine Seltenheit. Die Polizei registriert in Köln und Leverkusen fast täglich ähnliche Vorfälle. Die emotionale Belastung für die Opfer ist enorm, oft schämen sie sich und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück.
Alarmierende Zahlen
- Über 1.000 vollendete Taten wurden allein im letzten Jahr im Zuständigkeitsbereich der Polizei Köln registriert.
- Der Gesamtschaden beläuft sich auf mehrere Millionen Euro.
- In Einzelfällen verloren Opfer mehrere zehntausend Euro und ihre gesamten Ersparnisse.
Wie Sie sich und Ihre Angehörigen schützen können
Die Polizei betont, dass Prävention der wirksamste Schutz ist. Das Gespräch innerhalb der Familie spielt dabei eine zentrale Rolle. Kinder und Enkel sollten ihre älteren Verwandten über die Gefahren aufklären und klare Verhaltensregeln besprechen.
Wichtige Schutzmaßnahmen
- Sofort auflegen: Wenn ein Anrufer, der sich als Polizist, Staatsanwalt oder Bankmitarbeiter ausgibt, nach Geld oder Wertsachen fragt, legen Sie sofort auf. Das ist nicht unhöflich, sondern schützt Sie.
- Niemals persönliche Daten preisgeben: Geben Sie am Telefon niemals Informationen zu Ihren Finanzen, Passwörtern, PINs oder TANs weiter. Echte Banken oder die Polizei fragen diese Daten niemals am Telefon ab.
- Keine Wertsachen übergeben: Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an Unbekannte. Die Polizei wird Sie niemals auffordern, Ihr Vermögen zur „Sicherung“ auszuhändigen.
- Rückruf bei bekannter Nummer: Beenden Sie das Gespräch und rufen Sie Ihre Bank oder die Polizei unter einer Ihnen bekannten, selbst gewählten Nummer an. Nutzen Sie nicht die Rückruffunktion. Für die Polizei wählen Sie immer die 110.
- Ein Familien-Codewort vereinbaren: Ein simples, aber effektives Mittel kann ein Codewort sein, das nur Familienmitglieder kennen. Bei angeblichen Notfällen von Verwandten (dem sogenannten „Enkeltrick“) kann die Frage nach dem Codewort den Betrug schnell entlarven.
Wer einen verdächtigen Anruf erhält oder unsicher ist, sollte nicht zögern. „Legen Sie auf und rufen Sie eine vertraute Person oder direkt die 110 an“, rät Ralf Braun. Jeder verhinderte Betrugsversuch ist ein Erfolg und schützt potenzielle Opfer vor großem finanziellen und seelischen Schaden.




